'Moderater' Islam wird sich von Dschihadisten nicht scharf abgrenzen
Wiehl (kath.net/idea)
Immer wieder werden Forderungen laut, dass der „moderate“ Islam schärfer gegen militante Muslime – Dschihadisten genannt – vorgeht. Solche Appelle westlicher Politiker und Kirchenleiter sind nach Ansicht des evangelikalen Islam-Experten Pfarrer Eberhard Troeger (Wiehl bei Gummersbach) „ziemlich naiv“. Es sei nicht zu erwarten, dass der in Verbänden organisierte Islam in Deutschland sich eindeutig gegen die Dschihadisten wenden werde, schreibt er in einem Kommentar für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Dies habe unter anderem strukturelle Gründe. Der Islam sei keine Kirche, sondern eine Mischung aus Volksreligion, Staatsreligion und religiös begründetem Staat. Er kenne deshalb von Haus aus keine Gemeindestrukturen und keinen Ausschluss aus der Gemeinde. Eine Aberkennung der Zugehörigkeit zum Islam sei nicht vorgesehen: „Deshalb können muslimische Extremisten, auch wenn sie aus westlicher Sicht Verbrecher und Mörder sind, nicht aus dem Islam ausgeschlossen werden.“ Laut Troeger gäbe es nach islamischem Rechtsverständnis nur die Möglichkeit, dass ein internationales repräsentatives Gremium von Rechtsgelehrten in einem Gutachten erklärt, dass bestimmte Verhaltensweisen von Dschihadisten gegen das islamische Recht – die Scharia – verstoßen. Solange es ein solches Rechtsgutachten nicht gebe, „werden sich die muslimischen Verbände in Deutschland – zumal sie in sich sehr heterogen sind – hüten, ein Urteil über das Handeln einzelner Dschihadisten oder dschihadistischer Gruppen zu fällen“.