Ein Teil der Gesellschaft wendet sich ab
Wir erleben eine allmähliche Veränderung, die darauf abzielt, eine andere Gesellschaft zu schaffen als die, die wir westliche Demokratie nennen
Von Heinz Buschkowsky
17.12.2014 – DER HAUPTSTADTBRIEF 126
Wir müssen derzeit erleben, dass es eine Form von Gewalt und Terror auf der Welt gibt, die in der einen Hand die Waffe führt und in der anderen Hand den Koran hochhält. Und wir müssen registrieren, dass auch bei uns, vor unserer Haustür, religiöser Fundamentalismus deutlichen Aufwind hat. Wohin aber führt dieses Anwachsen des islamischen Fundamentalismus, hier in Berlin? Und wie können wir gegensteuern? Zumindest zu Teilantworten auf diese Fragen beizutragen ist ein Hauptanliegen meines Buches. Und zwar zunächst einmal dadurch, dass ich meine Lebenswelt als Bürgermeister von Neukölln schildere, denn Neukölln ist überall.

Neuköllner Alltag. Die überwiegende Zahl der Passantinnen im öffentlichen Straßenbild folgt mittlerweile den neuen islamischen Kleidungsvorschriften. Das ist kein modischer Gag, es ist ein Statement.
Ich habe exemplarisch zusammengetragen und niedergeschrieben, was sich da tagtäglich abspielt in einem Stadtteil von Großstadtausmaß mit 320 000 Menschen, von denen 140 000 aus allen Himmelsrichtungen zusammengeweht wurden. Wir sind ein Einwanderungsland, und Einwanderung bringt neue Einflüsse – das ist nun einmal so. Aber wie verändert sich eigentlich unser Land? Wie verändern sich unsere Lebensregeln?
Wenn ich heute aus dem Fenster sehe im Rathaus Neukölln, dann dominiert bei den Passantinnen unten auf Donau- und Karl-Marx-Straße eindeutig klassisch traditionell muslimische Kleidung, sprich: Verschleierung. Und da frage ich mich: Auf welchem Weg sind wir?
Dann bin ich losgezogen und habe mit Einwanderern oder ihren Kindern gesprochen. Ich habe sie gefragt: Seid ihr mit eurem Leben zufrieden? Wie seht ihr Deutschland? Was findet ihr an Deutschland gut, was findet ihr schlecht? Und was ich dabei erfuhr, war sehr aufschlussreich.
Ich habe mit Leuten gesprochen, die zum Teil sehr hart ins Gericht gegangen sind mit ihrer Lebensumwelt und mit uns. Die gesagt haben: Ihr tut Menschen, die nach Deutschland kommen, keinen Gefallen, wenn ihr sie einfach machen lasst, was sie wollen. Ihr müsstet mehr Führungsanspruch erheben. Diese Gesprächspartner waren – beinahe überflüssig zu erwähnen – gut integriert.......
Heinz Buschkowsky ist seit 2001 Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln. Der Sozialdemokrat ist Autor der Bücher Neukölln ist überall (2012 – siehe HAUPTSTADTBRIEF 111) und Die andere Gesellschaft, das im Herbst 2014 erschien und in dem er auf einen zunehmenden Islamismus in der Hauptstadt aufmerksam macht. Für den HAUPTSTADTBRIEF beschreibt er das Anliegen seines Buches.
Der vorstehende Essay von Heinz Buschkowsky gibt einen Überblick über das Anliegen und die Kernpunkte seines Buches „Die andere Gesellschaft“, das er der Öffentlichkeit am 1. Oktober 2014 in der Berliner Urania vorgestellt hat. Es ist erschienen bei Ullstein Buchverlage, Berlin 2014. 288 Seiten, 19,99 Euro.
[Links nur für registrierte Nutzer]