Hier mal eine Buchrezession über das Buch "Die poln.Seite der Medaille"
Die polnische Seite der Medaille,Buch von Stefan Scheil
Daß jener Krieg, der uns auch heute noch so präsent ist, und dessen Auswirkungen auch das Leben in unseren Tagen noch entscheidend bestimmen, viele Väter hatte, ist schon einmal irgendwo bemerkt worden.
Stefan Scheil widmet sich in dieser Abhandlung nun der Rolle, die Polen beim Zustandekommen dieser Katastrophe gespielt hat. Er teilt seine Arbeit in vier Abschnitte:
Zuerst beleuchtet Scheil den aufkommenden polnischen Nationalismus in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, als sich Polen noch unter russischer Herrschaft befand, und die Entwicklung dieser Bewegung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Ein weiteres Kapitel ist der Zeit des Weltkrieges gewidmet, der für die Polen die Gelegenheit zur Unabhängigkeit bot.
Dann stellt Scheil die Zwischenkriegszeit dar, als Polen Großmacht sein wollte und sich darauf einließ, mit den ganz Großen um seinen Platz an der Sonne zu pokern.
Der letzte Abschnitt beschäftigt sich dann mit der Rolle Polens und seinen Kriegszielen während des Zweiten Weltkrieges, aus dem es als einer der großen Verlierer hervorgehen sollte.
Schon zu Beginn seiner Abhandlung stellt Scheil klar, daß er nicht die Alleinverantwortung für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs oder auch nur des deutsch-polnischen Krieges auf Polens Seite sieht, denn „Die Ära der Weltkriege kennt keine Alleinverantwortungsszenarien.“ Hier geht es lediglich um die Rolle, die Polen beim Zustandekommen des Krieges gespielt hat.
Und so erfährt der Leser vom dritten Aufstand gegen die russische Fremdherrschaft 1863, vom Entstehen der panslawistischen Bewegung, von polnischen Forderungen und Zielsetzungen schon im neunzehnten Jahrhundert, die ein Polen von der Oder bis nach Kiew, von der Ostsee bis ans Schwarze Meer vorsahen, teilweise unter Einbeziehung Böhmens, Mährens und Österreichs. Der sich bereits unter russischer Herrschaft bildende neue polnische Nationalismus war maßlos und gefährlich, denn er nahm auch keine Rücksicht auf ethnische Bevölkerungsstrukturen in als polnisch beanspruchten Gebieten (wobei in der sogenannten polnischen Westforschung alles Slawische als polnisch definiert wurde).
Bereits 1872 forderte ein anonymer polnischer Autor unter dem Pseudonym „Der Slawe“ zum „Rassenkrieg“ zwischen Deutschen und Slawen auf. „Er hoffte auf eine gemeinsame panslawische Invasion bis zur Oder, oder besser noch zur Elbe. Danach würde der russischen Zar aus Eigeninteresse eine polnischen Unabhängigkeit in diesen Grenzen akzeptieren.“
Ein wesentliches Merkmal dieses neuen polnischen Nationalismus war der Führungsanspruch in Ostmitteleuropa. Es ging also von Anfang an nicht bloß um Freiheit und Souveränität des polnischen Volkes, die Vordenker und intellektuellen Führer der Polen beanspruchten offen die Herrschaft über andere Völker, ohne dem viel mehr als den bloßen Wunsch nach einer Großmachtstellung zugrundelegen zu können.
Einer dieser Vordenker war Jan Ludwik Poplawski, den Scheil zu Wort kommen läßt. Dieser definierte auch Gebiete mit geringer polnischer Minderheit als polnisch, und beanspruchte alles, was selbst in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einmal in irgendeiner Form slawisch besiedelt war, als „ethnographisch polnisch“.
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Neuerstehen des polnischen Staates wurde dieser Geist noch weiter belebt, und man tat in Warschau alles, um den Traum von Großpolen zu verwirklichen. So legte die polnische Regierung förmlichen Protest ein, als die von den Siegermächten überwachte Volksabstimmung im südlichen Ostpreußen 97,9 Prozent für Deutschland ergab. Die polnische Agitation, die daraufhin einsetzte, bezeichnete den Süden Ostpreußens als eindeutig polnisch.
Im Jahre 1923 forderte der polnische Premier Sikorski ausdrücklich die Beschleunigung des Entgermanisierungsprozesses mit allen Mitteln. Dazu wurden Schulen geschlossen, deutsche Arbeiter entlassen und die deutsche Kultur so weit es ging unterdrückt.
Auch militärisch waren die Polen zwischen den Weltkriegen nicht untätig. Neben der Besetzung der litauischen Hauptstadt Wilna sei auch der Versuch der polnischen Eroberung der Ukraine erwähnt, der allerdings katastrophal scheiterte und nur durch französische Unterstützung im März 1921 im Frieden von Riga glimpflich endete.
Zu Beginn der Dreißigerjahre knüpfte die polnische Führung die nötigen Kontakte zur Eroberung der deutschen Ostgebiete bis Berlin (als neue deutsche Hauptstadt hatte man in Warschau Frankfurt am Main ausgesucht). So kam es 1932 zum russisch-polnischen Nichtangriffspakt, mit dem man sich den Rücken nach Osten frei halten wollte. Das offizielle Polen hat der Geschichtswissenschaft seine Ambitionen schwarz auf weiß hinterlassen: In einer Denkschrift aus dem Jahre 1931 fordert beispielsweise das polnische Außenministerium die Oder-Neiße-Grenze als Ziel der polnischen Westexpansion.
Scheil schildert auch das Bewußtsein der polnischen Gefahr in der Weimarer Reichsregierung. Reichswehrminister Groener warnte in Reden und Aufsätzen 1932 die Republik Polen vor einem Angriff. Bis in die Mitte der Dreißigerjahre war der deutsche Rüstungsstand der militärischen Stärke Polens so hoffnungslos unterlegen, daß man Polen als ernste Gefahr einstufte.
Und Polen suchte die Erfüllung seiner Träume im Westen: Man verhandelte mit Paris und London, und als Preis für seine Bemühungen, einen Krieg gegen Deutschland herbeizuführen, ließ man sich von den Briten großzügige Gebietsgewinne versprechen, bis hin zu den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika. Dieser Traum fand sogar seinen Weg auf eine Briefmarke, nachzusehen in Scheils „Churchill, Hitler und der Antisemitismus“, wo diese abgebildet ist. So schloß man den sehr einseitigen britisch-polnischen Beistandspakt, der Polen die Entscheidung über Krieg und Frieden mit Deutschland überließ. Bei diesem „Bündnis“ fällt mir die Zusicherung der deutschen Bündnistreue ein, die der deutsche Kaiser 1914 Österreich gab. Das legte man seit 1919 bis heute dem Kaiser als Säbelgerassel aus und begründete damit Deutschlands Kriegsschuld…
Auch der Antisemitismus der polnischen Regierung wird erwähnt: So verweist Scheil auf eine Schilderung in Nahum Goldmanns "Das Jüdische Paradox". Dort heißt es: "Vor dem letzten Weltkrieg hatte ich Kontakt zur polnischen Regierung, die sich offen zum Antisemitismus bekannte, und dies insbesondere durch ihren Außenminister Joseph Beck. Als ich ihm sagte, daß Polen seinen Juden mehr wirtschaftliche Erleichterungen gewähren sollte, antwortete er zynisch: "Im Gegenteil, wir denken sogar daran, vielleicht eine Entsprechung der Nürnberger Gesetze einzuführen"."
Nach dem Vertrag mit der Sowjetunion und dem Bündnis mit England wähnte sich Polen am Ziel seiner Bemühungen. Durch Provokationen, Grenzverletzungen und diplomatische Drohungen suchte es die bewaffnete Auseinandersetzung mit Deutschland. Bereits im März 1939 machte Polen mobil.
Am Ende wurde Polen, so schließt Scheil seine Abhandlung, „zum Opfer eines der wohl dreistesten Betrugsmanöver, von denen die Weltgeschichte zu berichten hat.“ – Weder halfen die Briten, noch hielten sich die Russen an ihren Nichtangriffspakt. Polen wurde geteilt, nach Westen verschoben, und fristete bis zum Ende der SU ein Dasein in Tyrannei und Unfreiheit



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