Zitat Zitat von Sjard Beitrag anzeigen
Meines Wissen begann der Bromberger Blutsonntag schon am 1 September.

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Der Bromberger Blutsontag war tatsächlich erst am 3. und 4. September 1939. Es gab aber andere Ereignisse ab dem 1. September,welche du wahrscheinlich meinst.
Dazu habe ich das Folgende gefunden:

Über die Verschleppungen liegt eine bisher unveröffentlichte Dokumentation der
Verschleppungsmärsche der Deutschen aus Posen und Pommerellen im September
1939 im Bundesarchiv Koblenz vor. Diese Dokumentation ist keine Aneinanderreihung
der Schilderungen vieler tausender Einzelschicksale, sondern eine Rekonstruktion des
Gesamtkomplexes. Die polnischen Behörden hatten von langer Hand Listen zu
inhaftierender Personen angelegt. Sie umfaßten die gesamte deutsche Intelligenz der
beiden West-Wojewodschaften. An ihrer Hand wurden die Aufgeführten, soweit man
ihrer habhaft werden konnte, am 1. und 2. September ohne richterlichen Haftbefehl
inhaftiert. Dem folgten weitere Verhaftungen seitens kommunaler Organe. Im Kreise
Samter, dessen Starost (Landrat) die Listen unter Verschluß behielt, wurden sieben
Deutsche inhaftiert - im Nachbarkreis Obornik etwa siebenhundert, von denen
nachweislich 231 dabei umgekommen sind. Die Verschleppten wurden nach Osten in
Marsch gesetzt. Die Behandlung auf den Märschen durch Bewachungspersonal und
Zivilpersonen war unmenschlich. Wer nicht mehr weiterkonnte, wurde totgeschlagen.
Einzelne Marschgruppen wurden fast vollständig aufgerieben, andere am 9. September
in Lowitsch befreit, wieder andere am 17. im Kutno-Kessel, in Brest-Litowsk und in
Bereza Kartuska, einige erst am 27. in Warschau nach dem Fall der Festung. Die
Dokumentation nennt 1131 Ortschaften in Posen und Pommerellen, aus denen
Deutsche verschleppt worden sind. Insgesamt lassen sich 40 größere Marschgruppen
(über zehn, bis tausend Mann) feststellen, die zwischen nur einigen und etwa
dreihundert Kilometern ganz oder größtenteils im Fußmarsch zurückgelegt haben. Die
Marschrouten sind in einer Karte eingezeichnet, die Stellen von Massenexekutionen
angekreuzt. Die Verschleppungsortschaften sind kreisweise zusammengefaßt, für jede
Ortschaft die Verschleppten und die dabei Umgekommenen, getrennt nach Männern,
Frauen und Kindern, festgehalten. Für jede Person ist eine Karteikarte angelegt mit
folgenden Angaben: Name, Vorname, Alter und Beruf (sofern bekannt), Schicksal und
Quellen. Dadurch ist eine Nachprüfung im einzelnen jederzeit möglich. Die Kartei
umfaßt 4.500 Verschleppte. Von ihnen sind 1.794 als umgekommen nachgewiesen.
Die Unterlagen, z.T. erst lange nach den Ereignissen gesammelt, sind aber
unvollständig. Man kann mit etwa 10.000 verschleppten Deutschen aus Posen und
Pommerellen sowie mit etwa 2.200 dabei Umgekommenen rechnen. Dazu kommen
mehrere tausend Verschleppte aus Mittelpolen (aus Lodz allein mehr als 600) und
Galizien."


Aus: Alfred M. de Zayas, "Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle für Verletzungen
des Völkerrechts - Dokumentation alliierter Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg", 8.
Auflage, Lindenbaum Verlag, Fußnote Seite 234/235