Zitat Zitat von lenco Beitrag anzeigen
HRE hatte aber trotzdem ein Staatsoberhaupt. Eben den deutschen Kaiser. Nach außen hin trat es als ein geschlossenes Staatsgebilde auf.

Kein deutsches Bewußtsein bis in das 19.Jahrhundert? Ein Beispiel an Wolfgang Amadeus Mozart.................................

# "Mein Vaterland hat allzeit den ersten Anspruch auf mich." - Brief an den Vater vom 24. November 1781

# "Was mich aber am meisten aufrichtet und guten Mutes erhält, ist, dass ich ein ehrlicher Deutscher bin." - Brief vom 29. Mai 1778

"Will mich Deutschland, mein geliebtes Vaterland, worauf ich, wie Sie wissen, stolz bin, nicht aufnehmen, so muss in Gottes Namen Frankreich oder England wieder um einen geschickten Deutschen mehr reich werden, und das zur Schande der deutschen Nation." - Brief an seinen Vater, 18. August 1782

"Ich hoffe nicht, dass es nötig ist zu sagen, dass mir an Salzburg sehr wenig und am Erzbischof gar nichts gelegen ist und ich auf beides scheiße." - Brief vom 12. Juli 1783

"Wie ich Mannheim liebe, so liebt auch Mannheim mich." - Brief vom 12. November 1778

Dergleichen kannst doch auch bei Walther von der Vogelweide, Ulrich von Hutten, Friedrich Schiller....u.s.w. finden. Also da finde ich, liegst völlig falsch.

Die Deutschen waren halt nicht so nationalistisch wie die Franzosen. Wer laut schreit wird halt nun mal eher gehört.
Es war trotz allem einfach kein geschlossenes Staatsgebilde, da beisst die Maus keinen Faden ab. Abgesehen davon war der HREkaiser nie im Einfluss gleichzusetzen, mit dem preussisch-deutschen Kaiser des 19 Jhd.
Die Staaten innerhalb des HRE waren schlicht souveraen, das war die Gascogne nicht, dass "deutsch" schon vorher praesent war, wie du treffend sagtest, doch gesamt"national", also das Gros der Menschen hatte eben keine "deutsche Idee" im Kopf, das ist der springende Punkt, Lothringer, Oesterreicher, Bayern und Sachsen waren sich so fremd wie Polen und Elsaesser.
Dies hat sich an besonders populaeren Beispielen gezeigt wie dem Dreissigjaehrigen Krieg oder den napoleonischen Kriegen, in welchen zum Beispiel Sachsen, Bayern und Wuerttemberg mit Frankreich gegen Oesterreich und Preussen gezogen sind, oder Hannover, Braunschweig und Lueneburg souveraen entschieden Truppen fuer die Briten im Siebenjaehrigen Krieg zu stellen.
Der Zusammenhalt des HRE basierte im wesentlichen eben nicht auf der weltlichen, kaiserlichen Macht, sondern auf dem Zusammenhalt unter der katholischen Kirche, welche zum Beispiel von Friedrich I. Barbarossa von den Staufern (welcher versuchte, als letzter fuer lange Zeit, einen Gesamtnationalstaat unter kaiserlicher Vorherrschaft zu begruenden durch einschraenken oder abschaffen der Teilstaatenprivilegien) oder Heinrich IV., welcher sich ebenfalls im lostreten des Investiturstreites von der kirchlichen Oberhoheit im Staat zu loesen versuchte.
Die Staende der deutschen Staaten, welche die wirkliche Macht im Reich in Form einer Oligarchie als souveraene Staaten innehatten, waehlten die Kaiser und waren, neben der Kirche, die Gruppe, welche als letzte ihre Macht als Souveraen abgegeben haetten zugunsten eines Gesamtstaates.
Und das ist letztlich der entscheidende Punkt im Vergleich zwischen Frankreich als zentralistischer Nationalstaat und dem HRE als loser Staatenbund von unfassbar vielen, souveraenen Einzelstaaten, so gesehen ist das HRE am ehesten mit der EU zu vergleichen, wobei das HRE nicht einmal einheitliche Masse, Zoelle oder Waehrung hatte.
Zudem haette Franz von Oesterreich 1806 nicht so ohne weiteres die HREkaiserkrone abgelegt und das Kaisertum Oesterreich ausgerufen, wenn er direkten Zugriff und oder Einfluss auf das HRE gehabt haette.
Das hatte er aber, Kaiser hin oder her, schlichtweg gar nicht. Halb Deutschland zu diesem Zeitpunkt war ohnehin auf Seiten der Franzosen, nicht etwa fuer "ihr" Reich.
In diesem "Staat" war jeder Teilstaat sich selbst am naechsten, auch aussenpolitisch.