International Business Times
By Roger | August 28, 2013 5:12 PM CEST
Robert Spencer:
Was ist falsch daran nach Syrien zu gehen?
Eine amerikanische Militärintervention in Syrien wird wahrscheinlich in dieser Woche beginnen. Eine Sache, die wir in der allgemeinen Verwirrung wissen, ist, dass das Ziel nicht darin besteht, Bashar Assad zu stürzen: Sprecher des Weißen Hauses Jay Carney sagte am Dienstag: "Ich möchte deutlich machen, dass die Optionen, die wir betrachten nichts mit Regime Change zu tun haben. Es geht um die Reaktion auf eine klare Verletzung internationaler Standards, welche die Verwendung von chemischen Waffen verbieten." Wie die Obama-Regierung mit der behaupteten Nutzung von chemischen Waffen umgehen will, ohne dabei Assads Macht herauszufordern ist unklar.
Inmitten dem ganzen Wirrwarr rund um einen Angriff auf Syrien steht der ehemalige britische Premierminister Tony Blair. Blair sagte, in Rechtfertigung eines Angriffs auf Syrien, dass es notwendig sei, zu verhindern, dass das Land zu einem "Nährboden für Extremismus" wird. Nun, damit ist Blair ein paar Monate zu spät. Syrien ist bereits ein Nährboden für "Extremismus". Die New York Times berichtete*bereits am 28. April, dass "nirgendwo im von Rebellen kontrollierten Syrien eine säkulare Kampftruppe existiert."
Und vor einem Monat sagte der israelische Generalmajor Aviv Kochavi, dass Syrien nun "Tausende von globalen Jihad-Aktivisten und muslimischen Extremisten aus der Region und der ganzen Welt anzieht, die sich in dem Land, nicht nur für die Absetzung Assads, sondern auch für die Vision eines Staates basierend auf dem islamischen Recht einsetzen."
Kochavi fügte hinzu, dass "vor unseren Augen und vor unserer Haustür, sich ein groß angelegtes Zentrum des globalen Jihads entwickelt, welches nicht nur die israelische Grenze zu Syrien beeinflussen kann, sondern auch den Libanon, Jordanien, den Sinai und die gesamte Region." Und in dieser Woche wollen also die USA und Großbritannien auf Seiten dieser "globalen Jihadisten und muslimischen Extremisten" intervenieren.
Sie sind bereit, dies zu tun, weil sie behaupten, dass Bashar Assad chemische Waffen gegen sein eigenes Volk eingesetzt habe, obwohl es keinen Beweis dafür gibt. Es könnten auch die Dschihad-Rebellen getan haben. Die UN-Inspektoren in Syrien haben kein Mandat, um festzustellen, wer genau die chemischen Waffen verwendet hat. Sie können nur die Tatsache feststellen, dass sie benutzt wurden. Doch auf die entscheidende Frage, wer sie benutzt hat, kann niemand eine klare oder definitive Antwort geben, am wenigsten Barack Obama.
Zuvor hatte Obama die Dschihadisten und islamischen Rassisten in Libyen und Ägypten unterstützt. Und genau das hat er in Syrien auch wieder vor. Bill Roggio berichtet am 29. Juni im Long War Journal, dass die Al Nusrah Front, welche die "al-Qaida-Filiale in Syrien" darstellt, "bereit ist, mit syrischen Rebellengruppen wie die Freien Syrischen Armee zusammen zu arbeiten, und dies in offiziellen Aussagen bekräftigt." Doch zusätzlich will die„Al Nusrah mit der Freien Syrischen Armee die Scharia, das islamische Recht, in Aleppo und in Ost-Syrien etablieren." Dennoch will die „US-Regierung die Freie Syrische Armee unterstützen, obwohl sie besorgt über die Verbindungen zur Al Nusrah ist."
Blair beschwerte sich darüber, dass Syrien "verstrickt ist in Gemetzel zwischen Assads Brutalität und verschiedenen Tochtergesellschaften der al-Qaida." Das ist in der Tat wahr. Aber er wollte und konnte nicht erklären, wie eine amerikanisch-britische Intervention mit dieser Tatsache umgehen werde, oder wie sie zur Schaffung eines säkularen, pluralistischen Staates nach Assads Sturz beitragen könnte.
Angesichts der Tatsache, dass sowohl die amerikanische als auch die britische Regierung die Realität des islamischen Dschihads leugnen und ignorieren, wird es niemanden verwundern, wenn nach einer Intervention die US-Truppen und ihre britischen Freunde zwischen Scharia-Rassisten und Säkularisten nicht mehr unterscheiden können, geschweige denn die letzeren unterstützen, falls es dann überhaupt noch nennenswerte säkulare Kräfte in Syrien geben wird.
Immerhin leiteten die USA und Großbritannien die Einrichtung von Scharia-Verfassungen im Irak und in Afghanistan ein. Warum sollte Syrien anders sein? Bashar Assad ist zweifellos ein blutiger Tyrann. Viele andere Herrscher, die von den USA und Großbritannien noch nicht verdrängt wurden, sind es auch. Ein weltweiter allgemeiner Krieg gegen die Tyrannei würde wahrscheinlich die verbleibenden Ressourcen der westlichen Länder in kurzer Zeit aufzehren. Doch Assads Regime hat sich gegenüber Christen und anderen religiösen Minderheiten in Syrien sehr viel toleranter gezeigt, als dies je ein Scharia-Staat tun würde. Es gibt auch keinen Grund zu glauben, dass ein von den USA und Großbritannien gegründeter syrischer Scharia-Staat seinen Eroberern dankbarer sein werde als der Irak oder Afghanistan.
Und schließlich besteht die Möglichkeit einer Eskalation. Syrien unter Assad ist ein Juniorpartner des Iran, welcher mit Russland verbündet ist. Sprecher des russischen Außenministeriums Alexander Lukashevich sagte am Dienstag, dass "der Versuch, den Sicherheitsrat mit noch einmal künstlichen grundlosen Ausreden für eine militärische Intervention zu umgehen, werde in Syrien zu neuen Leiden und in anderen Ländern der Region des Nahen Ostens und Nordafrika zu katastrophalen Folgen führen. Er fügte hinzu: "Wir rufen unsere amerikanischen Partner und alle Mitglieder der Weltgemeinschaft zur Besonnenheit (und) strikten Einhaltung des Völkerrechts auf." Dies betrifft insbesondere die grundlegenden Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen."
Aber Besonnenheit ist in Washington (und London) zur Zeit Mangelware. Russlands Vizepremier Dmitri Rogosin hatte Recht als er sagte:
„Der Westen verhält sich gegenüber der islamischen Welt wie ein Affe mit einer Granate".
Der Affe in Gestalt von amerikanischen und britischen Truppen ist gerade dabei, diese Granate nach Syrien zu werfen. Wir können nur hoffen, dass andere Kräfte in der Welt, die weit mächtiger und unheimlicher sind als Bashar Assad nicht Vorteile aus der neuen Erschöpfung der bereits erschöpften US-Streitkräfte ziehen und unserer wankenden Wirtschaft und unserem geschwächten Militär nicht einen letzten Todesstoß versetzen werden. Aber Barack Obama und David Cameron werden letztlich feststellen, dass sie das Schicksal nicht für immer herausfordern können.
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