Syrische Geschichte. Nimm doch einfach mal ein Geschichtsbuch in die Hand, welches die ethnische Zusammensetzung Syriens im Zusammenhang mit der Innenpolitik der letzten 30 Jahre betrachtet.
Die USA haben natürlich die Islamisten gegen die UdSSR unterstützt. Du darfst nur nicht Ursache und Wirkung verdrehen. Wo keine Islamisten sind, kann man sie nicht unterstützten und erfolgreich kämpfen können Islamisten ausschließlich, wo sie von der Bevölkerung unterstützt werden. Darüber hinaus war die Baath-Partei Sozialistisch und tlw. Säkular orientiert. Meinst du jetzt ernsthaft, sie würden damit nicht automatisch in Konflikt mit den fundamentalistischen Sunniten geraten? Fragen muss man sich, warum Assad es nicht geschafft hat, die syrischen Sunniten so weit in den Staat ein zu binden, das sie in Stützen werden. Ähnliches gilt für die Kurden. Warum müssen die Muslimbrüder einen blutigen Aufstand beginnen, damit die Kurden weiterreichende Autonomie bekommen? Warum kann man das nicht in Friedenszeiten durch einen politischen Prozess erreichen, welcher die Kurden wesentlich stärker an den Staat gebunden hätte? Hätte man sie dann nicht mehr gegen die Türkei instrumentalisieren können? Welches Staatsverständnis hat Assad eigentlich gehabt? Die Frage beantwortet sich vermutlich über die arabische Mentalität, stets nur so viele Zugeständnisse zu machen, wie es braucht um einen offenen Bürgerkrieg zu vermeiden und stehts die eigenen Sippe zu bevorzugen - durch alle Instanzen des Staates.
Der Zündfunke war aus meiner Sicht auch und vor allem der Sturz von Mubarak und anderer Diktatoren in der Region. Er hat den Muslimbrüdern gezeigt, wie schwach die Militärdiktatoren bereits sind. Der Prozess wird auch noch weitergehen, nicht wegen des Westens, sondern wegen der Schwäche der muslimischen Staaten und dem religiösen Extremismus der Region.Zweifellos sind die Probleme hautpsächlich hausgemacht, aber eben nicht ausschließlich. Zu einem Feuer gehört nicht nur Brennmaterial, sondern auch ein Zündfunke. Und diesen Zündfunken haben die USA und ihre Partner in den Golfstaaten und der Türkei geliefert. Die beiden letzteren belegen, dass der Vorwurf, antiwestlich zu sein, nicht greift.
Und ja, die Europäer kümmern sich eigentlich nicht um ihre "Glaubensbrüder" in muslimischen Ländern, weil sie sich nicht mehr als Glaubensgemeinschaft betrachten. Sie betrachten sich als geographisch auf Europa zentrierte Wertegemeinschaft, aber auch das erodiert zusehends. Die Alternativen zu Assad und die Folgen werden schlimm sein, wie in Ägypten, Pakistan, Irak und anderen Ländern der Region. Und es wird schlimmer werden, das schreibe ich ja nun schon seit Jahren. Unterschiede in der Bewertung zwischen uns ergeben sich wohl daraus, das ich Saudi-Arabien als eigenen Akteur begreife, der sich mal mit den USA arrangiert, mal nicht, während du ihn als amerikanischen Vasallen betrachtest. Betrachtet man allerdings gesellschaftliche Enticklungen, wie z.Bsp. die in Ägypten, wo Mubarak herrschte, sollte man eigentlich erkennen, das die arabischen Regierungen zwar unterschiedliche Präferenzen haben können, die Bevölkerung aber mehrheitlich fundamentalistisch eingestellt ist und sich zusehends Geltung verschafft. Und das, was dort gärt und kocht, ist ganz sicher kein "westliches" denken.




Mit Zitat antworten


