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von Stephen R. Shalom
15.05.2002 — Z Magazine
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Im späten 19. Jahrhundert wurde das Problem des Antisemitismus in Rußland immer virulenter u. auch in Frankreich tauchte es erneut auf. Einige Juden entwickelten hierauf die Idee des 'Zionismus', weil sie glaubten, daß man als Jude letztendlich nur in seinem eigenen 'jüdischen Staat' dauerhaft sicher leben konnte. Die meisten Juden jener Zeit lehnten den Zionismus allerdings ab u. wandten sich in ihrem Kampf gegen Antisemitismus lieber revolutionären oder reformistischen (politischen) Tendenzen zu oder aber sie assimilierten sich. Außerdem waren viele gerade orthodoxe Juden (und unter ihnen vor allem auch die kleine Gruppe der jüdischen Einwohner Palästinas) der Auffassung, ein 'Judenstaat' könne nicht durch Menschenhand geschaffen werden - das sei allein Gottes Sache.
Die Zionisten zogen zunächst auch andere Weltgegenden für ihren zukünftigen 'Judenstaat' in Betracht, kamen aber aus biblischen Erwägungen heraus wieder auf Palästina zurück.
Das Problem: obwohl die Zionisten den Slogan prägten: 'Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land' war d i e s e s Land (Palästina) alles andere als leer.
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Die ersten Zionistischen Siedler waren idealistische, oft sozialistisch geprägte Menschen, die vor Unterdrückung geflohen waren. In dieser Hinsicht sind sie den ersten Kolonialisten Amerikas nicht unähnlich.
Aber ebenso wie diese hegten auch viele der frühen Zionisten rassistische Vorurteile gegenüber den Einheimischen u. verhielten sich deren Interessen gegenüber nicht gerade rücksichtsvoll.!1
Aber es gab auch Zionisten, die an eine arabisch-jüdische Kooperation (in Palästina) glaubten u. die für einen bi-nationalen Staat eintraten.
Die meisten aber favorisierten einen ausschließlich jüdischen Staat (den sie jedoch zunächst als 'nationale jüdische Heimstätte' deklarierten -
um nämlich die Palästinenser nicht gegen sich aufzubringen. Erst als genug Juden im Land waren, (wurde der Staatsbegriff geprägt.)).
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Pro-Israelische Propaganda hat schon immer gerne behauptet, die meisten Palästinenser seien erst ab 1917 ins Land gekommen - angelockt durch den wirtschaftlichen Aufschwung der wachsenden Jüdischen Gemeinde in Palästina nämlich -, und daß die P. daher keinerlei Anrecht auf das Land hätten. Dieses Argument wurde u.a. auch in Joan Peters Buch: 'From Time Immemorial' herausgearbeitet, das große Verbreitung gefunden hat. Inzwischen haben sich allerdings viele Behauptungen im Buch als falsch herausgestellt - insbesondere obiges Argument.2
Die ursprünglichen Einwohner Palästinas waren größtenteils Muslime, eine Minderheit war christlich, eine weitere kleinere Minderheit war jüdischen Glaubens. Als die europäischen Zionisten ins Land geströmt kamen, entwickelten die Muslime u. Christen eine klare palästinensisch-nationale Identität.
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Einiges an Land wurde (von den Zionisten) illegal in Besitz genommen. Das Übrige wurde arabischen Großgrundbesitzern abgekauft. Das Geld hierzu stellten reiche europäische Juden zur Verfügung.
Aber selbst dieser legal erworbene Besitz ist noch moralisch fragwürdig, da diese Ländereien oftmals im Ausland lebenden Besitzern abgekauft worden waren; die armen arabischen Bauern, (die das Land bebaut hatten) verjagte man oft einfach.
Das auf diese Weise (in Palästina) erworbene Land wurde anschließend dem 'Jüdischen Nationalfond' einverleibt, so daß es nie mehr an Araber verkauft oder verpachtet werden konnte.
Aber trotz all dieser Aufkäufe waren die Juden noch 1947 lediglich im Besitz von etwa 6 Prozent des (palästinensischen) Landes.
In der Arabischen Welt spielte der Antisemitismus von jeher eine wesentlich geringere Rolle als in Europa. Vor der Zionistischen Immigrationsbewegung waren die Beziehungen zwischen den verschiedenen Religionsgruppen in Palästina relativ harmonisch gewesen. Natürlich gab es auch in Palästina antisemitische Ressentiments, aber andererseits:
welches Volk würde es schon begrüßen, daß ein anderes Volk in sein Land einreist, um dort einen eigenen souveränen Staat zu errichten? Die Vertreibung (palästinensischer) Bauern von ihrem Land sowie die Weigerung vieler Zionisten, Araber zu beschäftigen, trug weiter zu einer Verschlechterung des Klimas bei.
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Die Palästinenser lehnten den Teilungsplan ab. Die Zionisten akzeptierten den Plan zwar, im Geheimen hatten deren Führer jedoch längst weitergehende Ziele anvisiert. 1938, als es schon andere Teilungspläne gegeben hatte, sagte Ben Gurion: "Wenn wir nach Staatsgründung erst zu einer starken Macht geworden sind, werden wir die Teilung wieder abschaffen u. uns in ganz Palästina ausbreiten". 5
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