
Zitat von
Leila
Lieber Ali Ria Ashley!
Ich antworte Dir direkt, d.h. ohne Umschweife: Weil man mich jahrzehntelang verspottete! Als Deutschschweizerin – schlimmer noch: als Innerschwyzerin mußte ich viele Predigten über mich ergehen lassen, die von Franzosen, Griechen, Italienern, Portugiesen und Spaniern mit herablassenden Gesten und schiefen Mienen gehalten wurden, um mir meine dumme Lebensweise aufzuzeigen. Was muß das nur für ein Mensch sein, der jahrein, jahraus Tag für Tag fünfzehn Stunden lang oder noch länger arbeitet? Ohne Zweifel: ein Geisteskranker, ein Dummkopf! Also lautete die Erkenntnis, die man mir vergeblich beizubringen versuchte. Die Meinung der Prediger war, daß ich lernen sollte, das Leben zu genießen (man lebt ja schließlich nur einmal). Ja, ja, so reden die Faulen, die auf Kosten der Fleißigen leben …
Nachdem mein Mann einen Mercedes gekauft hatte, fuhren wir von Schaffhausen nach Besançon, um dort einen Architekten zu treffen, der uns die Zitadelle erklären wollte. Was meinem damals noch sehr kleinen Sohn auffiel, war, daß er in Frankreich keinen einzigen Mercedes zu sehen bekam. Über diese Feststellung geriet ich schwer ins Grübeln! Endlich wurde mir klar, weshalb man uns überall, wo wir rasteten, so seltsam betrachtete: respektvoll, ängstlich und unterwürfig. Man hielt uns entweder für Außerirdische oder für Nachfahren König Ludwig des XIVten – oder für Gangster.
Gruß von Leila