STAATSBETRIEBE UND BEHÖRDEN
Welche skurrilen Prämien die Griechen kassieren
Handelsblatt 28.06.2011, 11:14 Uhr
Für Hand-Hygiene erhalten Bahnmitarbeiter 420 Euro extra im Monat. Angestellte, die rechtzeitig zum Dienst erscheinen, kassieren bislang eine Prämie. Die Welt schüttelt den Kopf über absurde Zuschüsse in Griechenland.
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Bei der bereits teilprivatisierten Telefongesellschaft OTE:
Zuschuss für Aufwärmung der Dienstfahrzeuge in Höhe von 25 Euro monatlich. Nach Angaben der Gewerkschaft am Montag wurde dieser Zuschuss abgeschafft.
Die Angestellten fordern aber, dass er wieder eingeführt wird.
Besonders kuriose Vergünstigungen bekommen die Lokführer der Staatsbahnen OSE, die ohnehin bis zu 7.000 Euro im Monat verdienen: sie bekommen eine Prämie für jeden gefahrenen Kilometer, und ihre freien Tage haben nicht 24 sondern 28 Stunden. Hinzu kommt ein Zuschuss für das Händewaschen in Höhe von 420 Euro monatlich. Dieses Geld bekam bislang fast ein Viertel der Angestellten, die auf Zügen arbeiteten.
Bürger protestieren gegen den Sparkurs. Der ist aber nötig, wie auch folgendes Beispiel zeigt:
Für Boten von Ministerien gibt es bislang in Griechenland einen Zuschuss von 290 Euro im Monat - wenn sie Akten tragen.
In vielen griechischen Behörden bekommen Beschäftigte Zulagen für die Bedienung eines Fotokopiergerätes. Auch wer einen PC bedienen kann, bekommt dafür eine Prämie. Die meisten Zuschüsse stehen mittlerweile auf dem Prüfstand oder sollen gestrichen werden.
Den Busfahrern der staatseigenen Athener Verkehrsbetriebe wird der Weg zur Arbeit und der Heimweg auf die Arbeitszeit angerechnet.
Wer rechtzeitig seine Arbeit antritt, wird mit 310 Euro belohnt.
Richter erhalten einen Bonus, wenn sie Fälle „schneller“ bearbeiten.
Viele Bedienstete des griechischen Kulturministeriums bekommen eine
„Bekleidungszulage“.
Die Beschäftigten des Kernforschungszentrums „Dimokritos“ in Athen erhalten einen „
Radioaktivitätszuschlag“.
Die griechischen Streitkräfte zahlen bestimmten Spezialsoldaten eine
„Tauchprämie“ und den Fallschirmspringern eine Gefahrenzulage.
Die Zahnärzte der staatlichen Versicherungskasse IKA bekommen bislang eine
Reisekostenpauschale, auch wenn sie ihre Praxis nie verlassen.
Kassierer im Staatsdienst erhalten eine Zulage, damit sie nicht in die eigene Tasche greifen müssen, wenn in der Kasse etwas fehlt.
Staatsbedienstete bekommen eine Prämie, wenn sie „rechtzeitig“ zum Dienst erscheinen – was nicht unbedingt bedeutet, dass sie „pünktlich“ sein müssen.
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