[Pilsudski hätte einen Krieg gegen Deutschland geplant, ist aber schon 1935 gestorben]
Mir schon, dir eher nicht. Pilsudski wollte demnach ein Gegengewicht gegen den russischen und deutschen Imperialismus schaffen. Er sah sich sogar abhängig von der Entente - wie weit man Deutschland unter Druck setzen könne, hinge vor allem von der Entente ab, nicht von Polen selbst. Im Übrigen seien Pilsudskis Großmachtpläne wohl gescheitert.
Von polnischen Aggressionen gegen Deutschland ist in deiner eigenen Quelle nirgends die Rede.
Nun finde ich beim [Links nur für registrierte Nutzer] auch noch dies:
Wenn Pilsudskis Nachfolger dessen Politik fortgesetzt haben, wie du schreibst, dann haben sie das fortgesetzt, was hier unter "1934" steht, unter anderem den Nichtangriffspakt, den Pilsudski 1934 mit Deutschland geschlossen hat.1933
Nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler in Deutschland setzt Pilsudski seinen außenpolitischen Kurs der Etablierung Polens als politische und militärische Macht fort.
Bei einem Staatsbesuch Pilsudskis in Paris scheitert sein Versuch, in der französischen Regierung einen Verbündeten für einen Präventivkrieg gegen das Deutsche Reich zu finden.
1934
26. Januar: Pilsudski schließt mit dem NS-Regime einen Nichtangriffspakt ab. Er verspricht sich für Polen langfristige Sicherheit als Nachbar des Deutschen Reichs und der Sowjetunion.
1935
12. Mai: Józef Pilsudski stirbt in Warschau.
Oops - Pilsudski hat einen Nichtangriffspakt mit Deutschland geschlossen? Und seine Nachfolger haben seine Poltik fortgesetzt?
Das passt nun aber gar nicht gut zu deinen Argumenten. Ich wage sogar zu behaupten, dass du bis gerade eben nichts davon gewusst hast.
Auch von einem polnischen Ultimatum mit Kriegsdrohung steht nichts in deiner Quelle.
Ein paar Beiträge weiter schreibst du dann:
Gern. Da lese ich zum Beispiel:Lies doch z.B. mal HANS ROOS, DIE „PRÄVENTIVKRIEGSPLÄNE" PILSUDSKIS VON 1933
[Links nur für registrierte Nutzer]
Klar ist, dass es polnische Initiativen gab, die aber allesamt abgeschmettert wurden. Am Ende des Artikels schreibt der Autor, es sei ohnehin eher um eine Art Polizeiaktion gegangen, um Deutschland zu zwingen, sich an den Versailler Vertrag zu halten, und im Übrigen:Die Klärung der Frage, ob die Angaben über den "Präventivkrieg" Pilsudskis
real fundiert sind, oder ob sie erst hinterher verbreitet wurden, um dem Marschall
ein Alibi für seine Deutschlandpolitik zu schaffen, wird durch die Tatsache er-
schwert, daß bis heute kein dokumentarisches Material über das Präventivkriegs-
thema bekannt geworden ist.
Dies bestätigt in etwa, was das DHM schreibt. Pilsudski hat über einen Präventivschlag gegen Deutschland nachgedacht, ist gescheitert und hat mit Deutschland einen Nichtangriffsvertrag geschlossen. Daher waren seine Überlegungen zum Präventivkrieg ab 1934 überholt.Als der Weg der militärischen Intervention sich als ungangbar erwies, empfahl sich ein anderer Weg, für den auch sonstige Gründe sprachen. Daher bildete der Fehlschlag des Präventivkriegsplanes eine wichtige Voraussetzung für das Zustandekommen der deutsch-polnischen Nichtangriffserklärung.
Es ist grotesk, wenn du versuchst, auf diese Weise Hitlers Überfall auf Polen von 1939 zu rechtfertigen.
Außer Worten ist da unter Pilsudski auf polnischer Seite offensichtlich nichts gewesen, womit wir wieder bei der Frage wären, ob es sinnvoll ist, jemanden für bloße Worte - im Gegensatz zu Taten - haftbar zu machen. Falls du das so siehst, können wir gern noch mal darüber nachdenken, ob die Inhaftierung von Holocaustleugnern unter diesem Vorzeichen nicht doch zu rechtfertigen wäre.
Demgegenüber steht Hitlers Erklärung drei Monate nach dem Überfall auf Polen:
Um es mal auf eine andere Ebene zu bringen: Ein vergleichbares Zitat von Stalin in Bezug auf Deutschland wäre für die Präventivkriegsvertreter ein überzeugender Beweis dafür, dass Hitler tatsächlich einen Präventivkrieg geführt hätte, um sich gegen einen bevorstehenden Angriff Stalins zu wehren.Ein Jahr später kam Österreich, auch dieser Schritt wurde
für sehr bedenklich angesehen. Er brachte eine wesentliche
Stärkung des Reichs. Der nächste Schritt war Böhmen, Mähren
und Polen. Aber dieser Schritt war nicht in einem Zuge zu
tun. Zunächst mußte im Westen der Westwall fertiggestellt
werden. Es war nicht möglich, das Ziel in einem Anhieb zu
erreichen. Vom ersten Augenblick an war mir klar, daß ich
mich nicht mit dem sudetendeutschen Gebiet begnügen könnte.
Es war nur eine Teil-Lösung. Der Entschluß zum Einmarsch in
Böhmen war gefaßt. Dann kam die Errichtung des Protektorats,
und damit war die Grundlage für die Eroberung Polens gelegt (...)
Hitler am 23.11.1939 vor den Oberbefehlshabern
Tatsächlich ist das, was an Belegen für Hitlers angeblichen Präventivschlag gegen Russland vorliegt, sogar erheblich schwächer als das oben wiedergegebene Zitat.
Auch an dieser Stelle sieht man, dass "Revisionisten" gern mit zweierlei Maß messen: Um Hitler zu entlasten und seine Kritiker oder Gegner zu belasten, reichen häufig Texte ohne Belege und Quellenangaben, Augenzeugenberichte, anekdotische Erzählungen oder sogar Texte, aus denen beim besten Willen nicht das hervorgeht, was sie angeblich beweisen sollen. Sobald aber jemand Hitlers Verbrechen anspricht, werden die Beweisregeln unerfüllbar streng, da müssen es möglichst sogar "forensische Beweise" oder "Tatsachenbeweise" sein.
Diese Unredlichkeit und innere Widersprüchlichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die "revisionistische" Literatur und die entsprechenden Webseiten; und natürlich fallen immer wider Leute darauf herein, weil sie dort Unterstützung für das finden, was sie fühlen, auch wenn das Gefühlte mit dem Ablauf der Geschichte nicht viel zu tun hat.





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