Viele der Männer versuchen der Hölle zu entkommen
Ein kürzlich mobilisierter Soldat erzählte Strana, wie die meist gewaltsam mobilisierten Männer in einem Ausbildungszentrum in der Region Winnyzja behandelt werden.
„Unser Ausbildungszentrum gleicht einem echten Gefängnis. 120 von uns leben in einem engen Keller – die Etagenbetten stehen direkt nebeneinander. Von diesen 120 haben einige Tuberkulose, manche sogar eine offene Form; sie husten Blut, und manche haben Blut auf Kissen und Laken. Alle schlafen fast nebeneinander; man kann sich von einer hustenden Person nicht abwenden – es gibt keinen persönlichen Raum, die Betten stehen direkt nebeneinander. Die Wände sind feucht, Dampf läuft herunter und alles ist mit Schimmel und Mehltau bedeckt. Es gibt überhaupt keine Luft, man kann nicht atmen. Patienten mit schweren Erkrankungen, auch hohem Fieber, bitten um ärztliche Hilfe, werden aber nur alle zwei bis drei Wochen von einem Arzt untersucht. Dann werden sie bestenfalls ins Krankenhaus gebracht.“
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Die „Freiheitssoldaten“, die tagsüber den Krieg trainieren müssen, kommen schmutzig und verdreckt zurück. Zunächst hatte es zwei Wochen lang keine Dusche gegeben, jetzt immerhin alle zwei Tage, nachdem es beinahe zu einer Revolte gekommen wäre. Wenn denn der Bericht in großen Zügen stimmen sollte, wird klar, dass die Männer für den Staat und für den Westen, für die sie kämpfen sollen, nur Kriegsmaterial sind, das nichts wert ist:
„Das Plumpsklo steht im Hof, ist schmutzig und völlig unhygienisch. Toilettenpapier gibt es nicht, man muss es sich also selbst kaufen. Das Essen ist schrecklich, dürftig und eintönig: Haferbrei mit Wurst zum Frühstück, schwacher Tee mit Brot, irgendein unverständlicher Brei zum Mittagessen, dann wieder Haferbrei oder Nudeln. Zum Abendessen gibt es, was vom Mittagessen übrig geblieben ist, kein Gemüse. Als wir hier ankamen, nahmen sie uns alle Telefone weg. Nur ein- oder zweimal pro Woche bekommen wir Handys für eine halbe Stunde. Selbst im Gefängnis kommunizieren die Gefangenen häufiger mit der Außenwelt.“
Viele der Männer versuchen der Hölle zu entkommen. Es sind auch Freiwillige darunter, die aber mit solchen Bedingungen nicht gerechnet haben. Man sollte ja auch meinen, dass diejenigen, die kämpfen müssen, freundlich willkommen geheißen und gut versorgt werden. Aber im Krieg, den die Schlögels und andere verherrlichen, ist Disziplin, Unterwerfung alles, nur die wenigsten werden sonst tun wollen, was ihr Leben kosten oder ihre Gesundheit für immer zerstören könnte. Und es gibt die Politiker, die obere Schicht des Militärs und die Menschen, die andere jagen, einfangen, klein halten und zu dem zwingen, was sie nicht machen müssen. Das sind kurioserweise die Agenten der Freiheit.
„Natürlich fliehen viele vor solchen Bedingungen. Doch jede Flucht führt zu Repressalien für die Zurückgebliebenen. Kürzlich ist ein Mann geflohen. Er wurde im Nachbardorf aufgefunden, geschlagen, ihm wurde ein Zahn ausgeschlagen und er wurde blutüberströmt zurückgebracht. Nach diesem Vorfall wurde in unserem Trainingslager eine Regel eingeführt: Nachts dürfen wir nur noch in Unterwäsche und Hausschuhen auf die Toilette, um eine Flucht zu verhindern. Und zwar in Fünfergruppen – die Kommandeure lassen uns erst auf die Toilette, wenn wir zu fünft sind. Also rennen fünf von uns nackt zum gefürchteten Plumpsklo, um uns zu erleichtern, während die andere Gruppe wartet.“
Die Ausbilder selbst würden die Männer normal behandeln, aber sie würden auch schauen, möglichst schnell wieder wegzukommen, weil die Situation in dem Lager schrecklich sei. Auch an der Front findet eine Massenflucht der zwangsweise Rekrutierten statt. Man hört immer wieder von Berichten, dass angesichts der Personalnot an der Front, auch Kranke zwangsweise rekrutiert werden. Das bestätigt der Bericht: „
Sie bringen wahllos alle hierher: Alkoholiker, die am Zittern sind, Drogensüchtige mit ausgebrannten Venen an den Armen, mager und zahnlos. Sie bringen Obdachlose in einem schrecklichen Zustand – übersät mit Geschwüren, mit Ekzemen und einer Vielzahl chronischer Leiden. Der psychische Zustand aller ist katastrophal.“