Das Leben ist zu teuer! Das macht die Menschen krank. Und lässt sie am System zweifeln

Die steigenden Lebenshaltungskosten schüren Verunsicherung und Furcht vor dem Abstieg. Trotzdem taucht das Thema in der politischen Debatte fast nicht auf. Davon profitiert vor allem eine Partei
Von Wolfgang Michal
25.09.2025

Montage: der Freitag, Material: iStock

Der Mann vor dem Süßwaren-Regal überlegt. Endlich gibt er sich einen Ruck und schiebt den Einkaufswagen weiter. Ein stiller Protest? Resignation aus Geldmangel? Der Discounter Lidl verlangt für eine 100-Gramm-Schokoladentafel Ritter Sport inzwischen 2,29 Euro. Vor der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg kostete sie 89 Cent. Ein Pfund Tchibo-Kaffee, Milde Sorte, stand 2020 mit 4,99 Euro auf dem Kassenbon, jetzt kostet es 7,99 Euro. Das Statistische Bundesamt meldete für August 2025 einen Preisanstieg für Kaffee, Tee und Kakao von 22,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Obst verteuerte sich um 7,1 Prozent, alkoholfreie Getränke um 8,7 Prozent, Rindfleisch um 11,5 Prozent. Doch offiziell beträgt die Inflation in Deutschland nur 2,2 Prozent. Übertreiben die Bürger den Preisauftrieb?

Laut einer Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft schätzte die erwachsene Bevölkerung die durchschnittliche Inflationsrate für 2024 auf 15,3 Prozent, sieben Mal höher, als sie gemäß Verbraucherpreisindex tatsächlich war.

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