Zitat Zitat von Schneider Beitrag anzeigen
Um die Gesamterzählung aufrecht zu erhalten ist die Kirche nicht daran interessiert, diesen Glauben historisch aufzuarbeiten.
Das allerdings ist ein wahres Wort. Das Erbe Jesu ist bei den Kirchen reichlich schlecht aufgehoben. Jesus hat nie ein irdisches Priestertum eingesetzt. Er hat Wert darauf gelegt, dass sein Reich und seine Nachfolger kein Teil der Welt seien; die Kirchen allerdings pflegen die allerinnigste Partnerschaft mit den weltlichen Mächten, so weit sie es nicht gleich selbst waren. Und Kernlehren der Kirchen wie die unsterbliche Seele oder die Dreieinigkeit waren den Juden und auch dem Juden Jesus sowie den Urchristen völlig fremd. Warum wohl versuchten die Kirchen krampfhaft zu verhindern, dass das einfache Volk die Evangelien und die übrige Bibel in seiner jeweiligen Sprache lesen konnte?

Ansonsten gibt es keinen Zweifel am historischen Jesus. So einen wie den konnte man als Jude einfach nicht erfinden. Er stammte aus einer einfachen Handwerkerfamilie, auch noch aus Galiläa, und war nie Schüler eines angesehenen Gesetzeslehrers. Er bürstete die meisten jüdischen Traditionen derart gegen den Strich wie man nur konnte. Er ging höflich und freundlich mit Frauen und sogar mit Nichtjuden um - für einen damaligen Gesetzeslehrer unvorstellbar. Seine Lehren über den Umgang mit Mitmenschen, wie wir sie etwa in der Bergpredigt finden, passten überhaupt nicht in die jüdische Gesellschaft seiner Zeit. Und einen schändlicheren Tod als den, den er starb, gab es überhaupt nicht. Seine Lehren waren weder für Juden noch für Nichtjuden besonders attraktiv. An so einen konnte man nur glauben, wenn das alles auf Tatsachen beruhte. Und gemäß der Apostelgeschichte beriefen sich die Apostel und anderen Urchristen tatsächlich immer wieder auf die Tatsachen, die sei bei ihren jüdischen Zuhörern (und sogar bei in Palästina lebenden Nichtjuden) als bekannt voraussetzen durften; sie hatten es nicht nötig, das alles erst einmal zu erklären. Auch Juden und Römer, die kein Interesse daran hatten, das Christentum zu fördern, bezeugten seine historische Existenz. In alter Zeit bezweifelten nicht einmal die Gegner des Christentums die Geschichtlichkeit Jesu, die erstmals und aus unzulänglichen Gründen Ende des 18., während des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Zweifel gezogen wurde.