BZ / 01.07.2025 / Wirtschaft / von Flynn Jacobs
Hitzewelle: Frankreich schaltet AKW ab – deutscher Strompreis explodiert
Wegen der Hitzewelle und
fehlender Kühlung drosselt Frankreich seine Kernkraftwerke. Stromanbieter
Tibber sieht darin den Grund für steigende Strompreise in Deutschland.
Weil in Frankreich wegen der Hitzwelle mehrere Atomkraftwerke abgeschaltet werden, geht der Strompreis in Deutschland durch die Decke. Die aktuelle Hitzewelle in Europa zwingt Frankreich dazu, mehrere Atomkraftwerke herunterzufahren. Der französische Stromkonzern
EDF meldete am Montag die Abschaltung seines
AKW Golfech, weil das Kühlwasser aus der Garonne zu warm wurde. Auch im
Atomkraftwerk Blayais musste die Leistung reduziert werden, um die Umwelt nicht weiter aufzuheizen.
Laut EDF ist das Kraftwerk Golfech verpflichtet, seine Leistung zu regulieren oder vollständig abzuschalten, sobald die durchschnittliche Tagestemperatur der Garonne 28 Grad überschreitet – genau dies war am Montag der Fall. Auch beim südfranzösischen
AKW Bugey steht ein Herunterfahren zur Diskussion. Da
Deutschland seit 2022 immer stärker auf französischen Atomstrom angewiesen ist, droht nun am Dienstagabend ein massiver Anstieg der deutschen Strompreise.
Deutschland ist zunehmend abhängig von Atomenergie aus Frankreich
Zwar hat das Drosseln oder Herunterfahren von Atomkraftwerken während Hitzeperioden laut EDF seit dem Jahr 2000 lediglich zu einer Reduzierung der jährlichen Stromproduktion von durchschnittlich 0,3 Prozent geführt. In Deutschland jedoch wirkt sich das plötzlich knappe Angebot an französischem Atomstrom
deutlich negativ auf den
Strompreis aus.
Der dynamische Stromanbieter Tibber, der seine Tarife an den täglichen Börsenstrompreisen ausrichtet, rechnet wegen der
Abschaltung französischer Atomkraftwerke am Dienstag mit Strompreisen in Deutschland von bis zu
79 Cent pro Kilowattstunde, inklusive Steuern und Gebühren. Zum Vergleich: Im Juni kostete der Strom bei Tibber im Schnitt
30,06 Cent pro kWh. Ausgelöst werde die
Preisspitze am Dienstag durch
„die sehr niedrige Winderzeugung sowie eine hitzebedingte Abschaltung von Kernkraftwerken in Frankreich und der Schweiz“, teilte das
norwegische Unternehmen mit.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland geht zwar immer stärker voran. 2024 machten erneuerbare Energieträger 59,0 Prozent der deutschen Stromerzeugung aus. Allerdings ist die Bundesrepublik durch den
Wegfall der Atomkraft und den
fortschreitenden Ausstieg aus
Stein- und
Braunkohle nach mehr als 20 Jahren seit 2023 wieder
Nettostromimporteur und somit stärker aufs Ausland angewiesen. Im Jahr 2024 hat Deutschland insgesamt
67,0 TWh importiert (2023: 54,3 TWh) und 35,1 TWh exportiert (2023: 39,0 TWh). Den meisten Strom importierte Deutschland dabei mit
15,6 TWh aus
Frankreich – vor allem
Atomenergie.
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