"Ich bin völlig unwichtig, es geht darum, möglichst gut klingende und interessante Streichquartette zu schreiben." Haydn scheint nach dieser Devise gehandelt zu haben, was seinen Werken etwas Sauberes gibt, sie sind Klassik pur.

Das hat natürlich eine Kehrseite, die so aussieht, daß das mancher für langweilig und akademisch hält, vielleicht auch pedantisch wie manches aus dem 18. Jahrhundert, etwa der vor allem in Frankreich anzutreffende Hang, alles und jedes zu systematisieren und lexikalisch zu erfassen.

Die andere Fraktion betrachtet Haydns Werke als reinigende Therapie, um den Dreck wieder loszuwerden, dem man jeden Tag ausgesetzt ist und finden, daß zu einem sonnigen Frühlingstag wie heute nichts so gut paßt wie op. 71, No. 2.

"Josef Haydns Streichquartette wurden bei offenem Fenster komponiert" (Alfred Einstein) und nicht fensterlosen Bunkern wie die Produktionen des Anglo-Entertainments.



Das op. 71/2 beginnt als einziges seiner Quartette mit einer langsamen Einleitung von vier Adagio-Takten, die motivisch mit dem Allegro verbunden sind. Dieses Allegro weist orchestrale Züge auf. Trotzdem fehlt Intimität nicht, schon gar nicht im lieblichen Adagio in A-dur mit seiner schönen Melodie. Das Menuett hat fast scherzohafte Züge, während sich das umfangreichere Trio mit liegenden Noten und seufzerartigen Motiven ruhiger gibt. Das Finale, eine Art Sonatensatzrondo, beginnt in gemässigtem Tempo in dreiteiliger Liedform. Der Mittelteil steht in d-moll. Nach einer Überleitung findet es zu einem raschen, virtuosen Allegro-Schlussteil. [Links nur für registrierte Nutzer]