Das KGV ist selbstverständlich eine gängige Bewertungskennzahl, aber man muss wissen, dass die zugrundeliegenden Daten Erwartungswerte sind, die in der Regel aus vergangenen Daten linear oder exponentiell wachsend hochgerechnet werden. Die Summe aller Gewinne in der Zukunft, mit der Kapitalertragsformel, entsprechend abgezinst. Was man dabei immer beachten muss, ist der Wachstumsfaktor g, der bei Techwerten die hohen KGVs "rechtfertigt". Sowohl eine Änderung beim Zins als auch eine Änderung bei g (exponentielles Wachstum gibt es nämlich auf Dauer nicht) führen sofort zu einer Änderung der erwartbaren Gewinne.
Man muss immer mehr wissen als nur das KGV. Die Situation der Firma, die Bilanzen, die über die Zeit angehäuften Kapitalerträge (stille Reserven), Anlagevermögen. Eine Firma, die gerade ihren Turnaround schafft, kann auch mit einem KGV von 100 gut bewertet sein. Ein ganzer Techmarkt allerdings im Angesicht von Protektionismus und Handelskriegen und steigenden Zinsen und Energiepreisen, mit KGVs über 25, kann ruhigen Gewissens als "überbewertet" bezeichnet werden.