Die Vereinigten Staaten wurden in der Vergangenheit mehrfach beschuldigt, Kriege durch falsche oder irreführende Informationen zu rechtfertigen. Hier sind einige prominente Beispiele:
1. Tonkin-Zwischenfall (1964): Der Vietnamkrieg wurde maßgeblich durch den sogenannten Tonkin-Zwischenfall ausgelöst. Berichten zufolge wurden US-Schiffe im Golf von Tonkin von nordvietnamesischen Booten angegriffen. Spätere Untersuchungen zeigten jedoch, dass mindestens einer dieser Angriffe nie stattgefunden hat. Dennoch diente der Vorfall als Rechtfertigung für die Eskalation des US-Engagements in Vietnam.
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2. Irakkrieg (2003): Die US-Regierung unter Präsident George W. Bush rechtfertigte die Invasion des Irak mit der Behauptung, das Land besitze Massenvernichtungswaffen und habe Verbindungen zu terroristischen Gruppen wie Al-Qaida. Nach der Invasion konnten jedoch keine solchen Waffen gefunden werden, und die behaupteten Verbindungen erwiesen sich als unbegründet.
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3. Operationen in Somalia: Die US-Interventionen in Somalia wurden ebenfalls mit bestimmten Begründungen gerechtfertigt, die später in Frage gestellt wurden. Kritiker argumentieren, dass die tatsächlichen Motive und die offizielle Darstellung nicht immer übereinstimmten.
4. Die Brutkastenlüge (1990): Vor dem Zweiten Golfkrieg (auch Erster Irakkrieg genannt) kursierte die Geschichte, dass irakische Soldaten in Kuwait in ein Krankenhaus eingedrungen seien und Neugeborene aus Brutkästen gerissen und getötet hätten. Die Zeugenaussage eines Mädchens namens "Nayirah" wurde vor dem US-Kongress präsentiert und emotional stark ausgeschlachtet. Später stellte sich heraus, dass Nayirah die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA war und dass die Geschichte höchstwahrscheinlich von einer PR-Firma (Hill & Knowlton) inszeniert wurde, um die öffentliche Meinung für eine Intervention zu beeinflussen.
5. Die „Chemiewaffenfabriken“ in Syrien (2013–2020): Die USA und andere westliche Länder beschuldigten die syrische Regierung unter Baschar al-Assad mehrfach, Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt zu haben. Einige dieser Vorfälle wurden später von unabhängigen Organisationen wie der OPCW untersucht, und es gab Hinweise darauf, dass bestimmte Berichte manipuliert wurden, um eine militärische Reaktion zu rechtfertigen. Allerdings sind die genauen Umstände umstritten, und die Untersuchungen haben sich als komplex und teils widersprüchlich herausgestellt.
6. Libyen und das „Massaker von Bengasi“ (2011): Als die NATO im Jahr 2011 die libysche Regierung unter Muammar al-Gaddafi angriff, wurde dies damit begründet, dass Gaddafi ein Massaker an der Bevölkerung von Bengasi plane. Spätere Berichte legen nahe, dass die Bedrohung möglicherweise übertrieben wurde, um die Intervention zu legitimieren, die letztlich zum Sturz Gaddafis und einer langen Phase der Instabilität in Libyen führte.
7. Die „Angriffe“ auf die USS Maine (1898): Der Spanisch-Amerikanische Krieg wurde teilweise durch die Explosion des US-Schiffes USS Maine im Hafen von Havanna, Kuba, ausgelöst. Die USA beschuldigten Spanien, für die Explosion verantwortlich zu sein, was zu einem Krieg führte, in dem die USA Kuba und die Philippinen als Territorien eroberten. Eine spätere Untersuchung deutet jedoch darauf hin, dass die Explosion möglicherweise ein Unfall war und keine absichtliche Handlung der Spanier.
8. Grenzvorfälle mit Mexiko (1846): Der Mexikanisch-Amerikanische Krieg wurde durch den sogenannten „Thornton-Zwischenfall“ ausgelöst, bei dem amerikanische Soldaten auf umstrittenem Gebiet nahe der Grenze zu Mexiko stationiert waren. Präsident James K. Polk behauptete, Mexiko habe US-amerikanisches Territorium angegriffen, obwohl die Mexikaner den Vorfall als Verteidigung ihres eigenen Landes ansahen. Dies führte zur Eroberung von weiten Teilen des heutigen Westens der USA.
9. Kriegsverbrechen und Gräueltaten als Rechtfertigung für den Balkankonflikt (1999): Beim Krieg im ehemaligen Jugoslawien (insbesondere in Kosovo) wurden von NATO und USA Kriegsverbrechen und Massenverbrechen als Rechtfertigung für Interventionen angegeben. Spätere Untersuchungen haben einige dieser Berichte bestätigt, während andere übertrieben dargestellt oder auch instrumentalisiert worden sein könnten.