Frag mal den ukrainischen Nationalisten. Der will auch 14 Jährige einziehen. Nur halt seine eigenen Nachkommen nicht.
2022 gründete er das Bataillon Bratstvo, dessen Kommandeur er ist. Das Bataillon rekrutiert christliche Freiwillige und kämpft angeblich auch auf russischem Territorium kämpft: „Jeder Kämpfer des Bataillons kämpft mit seinen neuen Brüdern und Schwestern nicht nur gegen den ewigen Feind, er führt eine welthistorische Mission aus, er baut eine Kirche auf, die die Welt von Moskau reinigt und anderen Tricks des Teufels widerstehen kann.“ Offenbar ist das Bataillon dem Militärgeheimdienst eingegliedert und gibt sich heroisch: „Die Bratsvo-Einheit ist auf Sabotageeinsätze hinter feindlichen Linien und in schwierigen Frontbereichen spezialisiert.“ Rekruten wird ein Verdienst zwischen 1500 und 3000 Euro angeboten. Er stellt sich so dar: „Meister der politischen Provokation, Gründer der UNSO, Führer von Bratsvo, Schriftsteller, Dichter, Philosoph.“
Vor kurzem ist Kortschynskyj schon mal mit der Idee hervorgetreten, angesichts des Mangels an Soldaten
das Einberufungsalter von jetzt 25 Jahren nicht etwa, wie auch vom Westen gefordert, auf 18 Jahre zu senken, sondern gleich auf 14 Jahre, wenn die Ukraine vor der Zerstörung steht: „In diesem Alter kann ein junger Mann bereits ein Maschinengewehr in die Hand nehmen“, sagte er. „Wir kennen die fortschrittlichen Länder Zentralafrikas, in denen Kinder ab dem Alter von 12 bis 14 Jahren gekämpft haben.“
Jetzt priis er in einem Interview die Arbeit der Rekrutierungsbüros (TCC) an, die wegen hoher Korruption und gewaltsamen Rekrutierungen unter Verruf geraten sind. Sie sind für den christlichen Extremisten eine Art Himmelsleiter, was diejenigen nur nicht verstehen, die aus Angst vor dem Tod nicht eingezogen werden wollen: „Woran klammern sich diese Menschen? Sie klammern sich an die Sinnlosigkeit ihrer eigenen Existenz, sie klammern sich an ihr Drogenleben, sie klammern sich an die Dummheit.
Stattdessen erleben sie ein großes Abenteuer. Was auch immer wir tun, wir werden mit dem Tod enden. Aber der Tod im Kampf, für das Vaterland – das ist ein bedeutungsvoller Tod, es ist wunderbar und der Tod in einer Pfütze aus dem eigenen Urin, auf dem Boden eines Krankenhausflurs, wo sich niemand um einen kümmert, im extremen Alter Wahnsinn – das ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann.“
Solange Krieg ist, darf sinnvoll gestorben werden, schlimm wird es erst, wenn der Krieg endet. Dann werden sich, wie er sagt, Hunderttausende von Männern nicht mehr als gebraucht fühlen. Da könnte er einen Punkt getroffen haben. Spätestens seit 2014 hat sich in den Freiwilligenverbänden und den mit diesen verbundenen Szenen eine Kriegsmentalität ausgebildet, viele haben über Jahre eine Kämpferexistenz geführt. Im Frieden könnte die Stimmung explodieren, zumal die nun ihres Sinns Beraubten schwer bewaffnet sind und das Töten gelernt haben.
Grotesk ist, worauf der ehemalige Präsidentenberater Arestovich hinweist. Rhetorisch fragt er, warum der „hochspirituelle“ Dima Kortschynskyj nicht ein persönliches Beispiel gibt, „wie schön der Tod im Kampf um das Vaterland ist?“ Auch sein Sohn Danila dürfe nicht den glückseligmachen Heldentod sterben, weil er aus unbekannten Gründen keine Vorladung zu einem TCC erhalten habe: „Onkel Dima hat einen staubigen Job für sich gefunden – Dutzende junge Leute zu verjüngen und in Angriffseinheiten zu treiben, die dort wie Einwegtorpedos eingesetzt werden, und Danila folgt Papa mit einem Maschinengewehr und Papa erzählt allen, Danila habe eine ehrenvollere Rolle als alle anderen Freiwilligen – er beschützt Papa. Es stellt sich also heraus, dass unser christlicher Führer den fetten Arsch seines Sohnes mit dem Tod anderer junger Menschen rehabilitiert?“
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