Danach können wir von der Wissenschaft her mit bestem Wissen und Gewissen sagen: „Es gibt keinen Gott, und es gibt auch kein Leben nach dem Tode.“ Diese Urteile folgen aus einer engen, sensualistisch interpretierten Physik. Wenn wir der Meinung sind, dass sinnliche Erfahrung nicht nur – wie bei Kant – der Ausgangspunkt unserer Theoriebildung, sondern auch schon ihr Inhalt ist, dann beschreibt die Physik nur das, was wir im Prinzip auch anfassen können. Dann verhält sich die Physik zur alltäglichen Sinneserfahrung, wie sich nach Freud die Kunst zur Sexualität verhält: Kunst ist sublimierte Sexualität, so wie Physik nur sublimierte Sinneserfahrung ist. Die großen Physiker haben niemals so simpel gedacht. Für sie drückte sich im mathematischen Schema der Sinn der Natur aus, der sich als Einheit in der Vielheit offenbart. So sagte Heisenberg einmal im Gespräch mit Einstein: „Ich muss zugeben, dass für mich von der Einfachheit und Schönheit des mathematischen Schemas, das uns hier von der Natur suggeriert worden ist, eine ganz große Überzeugungskraft ausgeht. Sie müssen das doch auch erlebt haben, dass man fast erschrickt vor der Einfachheit und Geschlossenheit der Zusammenhänge, die die Natur auf einmal vor einem ausbreitet und auf die man so gar nicht vorbereitet war.“
Für die genannten Physiker war die Welt ein ideendurchtränktes Phänomen. Daher war Einstein, ebenso wie Planck, Pauli oder Heisenberg, kein Atheist. Ganz allgemein sollte es die szientifischen Materialisten nervös machen, dass viele sehr bedeutende Physiker von Galilei über Newton bis Einstein, Schrödinger und Heisenberg tief gläubige Menschen waren. Wenn der Atheismus eine natürliche Konsequenz der Physik wäre, könnte dieses Phänomen nicht auftreten.
Allerdings entsprechen die Gottesvorstellungen der meisten Physiker nicht dem, was die Bibel lehrt. Einstein sagt: „Ich glaube an Spinozas Gott, der sich der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit den Schicksalen und Handlungen der Menschen abgibt.“ Das heißt:
Einsteins Gottesbild ist, wie übrigens auch das von Planck, nicht personal. Der Physiker Steven Weinberg, der nach einer „Weltformel“ sucht, war der Meinung, dass man lieber gleich Atheist werden sollte, als an einen lieb- und leblosen Gott zu glauben. Er sagt dementsprechend: „Die Weltformel wird mit uns Menschen nichts zu tun haben. Sie wird uns die Welt kalt und unpersönlich erscheinen lassen“ („Es gibt keinen Beweis für Gott“, in: Bild der Wissenschaft, Nr. 12/1999).