So klingt das Forellenquintett, wenn ein Geiger spielt, der vielleicht nicht wie Anne-Sophie Mutter und Günter Pichler zur absoluten Weltspitze gehört oder einen nicht ganz so guten Tag erwischt hat:
Das einzige Argument, das sticht, wenn man etwas gegen die Klassik vorbringen möchte, ist der, daß es so schwer ist und damit nur einem sehr kleinen Kreis von Aristokraten und meist jüdischen Großbürgern vorbehalten bleibt. Zumindest ist dem lange so gewesen, bis sich durch das Internet die Dinge gründlich geändert haben.
Guillaume Pirard ist nicht irgendwer.
Born in Belgium, Mr. Pirard studied at the Brussels Royal Conservatory of Music, receiving a First Prize in violin performance at the age of 16. He continued his studies at the Juilliard School with Hyo Kang and Dorothy Delay. He earned a Masters Degree in Orchestral Conducting from the New School, under the tutelage of David Hayes. Mr. Pirard has served on the faculty at New York University, San Diego State University, Ithaca College and Cornell University. [Links nur für registrierte Nutzer]
Wenn es aber am Interesse fehlt, auch daran, sich das jüdische Privileg des leichten Zugangs anzueignen, nützen die besten Möglichkeiten nichts.
Das Video aus Staunton (Virginia) muß man trotz seiner Schwächen nicht versuchen, besserwisserisch zu verreißen.
Durch die Verwendung eines Hammerflügels aus der Zeit Schuberts und die dadurch ermöglichten flotten, aber niemals forciert wirkenden Tempi, gewinnt das abgespielte Forellenquintett viel von seiner ursprünglichen Spontaneität und Frische zurück.
Mir gefällt wie schon bei den Videos mit Biesemans und Prégardien der interpretatorische, unaffektierte Natürlichkeit anstrebende Interpretationsansatz.
Der Geiger hat wieder einmal den undankbarsten Part: [Links nur für registrierte Nutzer]
Auch in Beethovens Tripelkonzert ist der Mann an der Violine der ärmste Hund aller Beteiligten.
Das Forellenquintett hat fünf Sätze wie ein Divertimento. Divertimento heißt auf Deutsch Unterhaltung, und dafür ist dieses Stück auch gedacht gewesen, aber ohne Brutalismus, Stumpfsinn, Appell ans Ficki-Facka; das Publikum zu sich heraufholend, die Höhe einer Sinfonie, nicht sich zu ihm hinunterbegebend und seine viehischen Instinkte kitzelnd.
Schubert ist sehr wahrscheinlich schwuler Säufer gewesen, aber niemals derart tief gesunken wie die Protagonisten des Anglo-Entertainments.