Weil du's bist
Hätte ich gesicherte Informationen der russischen Seite, die bestätigen, dass da ein aufgescheuchter Hühnerhaufen losgezogen ist der dann panisch die Flucht ergriff, würde ich mich auch soweit aus dem Fenster lehnen und das Bild vom dummen Russen kaufen. Aber die habe ich nicht. Mir stehen praktisch nur die westlichen Kommentare zur Verfügung. Früher konnte man auch andere Kommentare lesen. Hier mal ein Kommentar eine russisch-deutschen Analysten zu den damaligen Vorgängen.(Ich will nicht behaupten dass er unvoreingenommen ist oder Anspruch auf die Wahrheit hat). Er schlussfolgert: Eine politische Entscheidung.
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Absurd erscheinen im Lichte der gängigen Narrative neben dem eigentlichen „Einmarsch“ und „Überfall“ unter anderem auch solche Details, wie die plötzliche, unerklärliche Aufgabe von einmal besetzten Territorien und Großstädten durch die Russen ab Mitte 2022, der angebliche Beschuss des von den Russen besetzten Atomkraftwerks Saporoschje durch die Russen selbst, die Legende von der „Festung Bachmut“, die dortige extrem blutige Materialschlacht sowie jene der ukrainischen „Gegenoffensive“ im Süden ab Juni 2023.
Hier soll versucht werden, einige aus den Darstellungen des „politisch-medialen Komplex“ beider Seiten des Konflikts absurd erscheinenden Details und Hintergründe mit Zusammenhängen zu unterfüttern, die in den Narrativen verloren gehen, ohne die jedoch kein rationales Verständnis der Vorgänge möglich ist.
Worin bestand seit 2014 die US-Strategie in der Ukraine?
Ursprünglich ging es darum, eine Bedrohung zu schaffen, die Russland nicht einfach ignorieren konnte: Ein Regime zu etablieren, das die Russen in die Ukraine, wie in eine Falle, hineinzieht und dort jahrelang russische Ressourcen und Mannkraft bindet.
Am 22. Februar 2022 war man in der USA entsprechend frohgestimmt, dass der Plan funktioniert zu haben schien. Hat er aber so funktioniert, wie angedacht?
Mit russischen Militärkolonnen um Kiew und Charkow, einem großangelegten Raketenangriff auf das Territorium der gesamten Ukraine, Einmarsch hier und Landungen da war man in den USA sicher, dass Putin den Köder geschluckt hat.
Dann aber, urplötzlich und unvermittelt, zogen sich die Russen zurück – und das lag nicht etwa am damals noch kaum vorhandenen militärischem Gegenwind, sondern war eine rein politische Entscheidung.
Tatsächlich war die von den Amerikanern und Briten mit jeweils eigenen Einflussbereichen seit 2014 ideologisch und militärisch „hochgezüchtete“ Ukraine für Russland eine existentielle Bedrohung (die gleichzeitig herbeigeführte Bedrohung für die Energiesicherheit Europas bzw. der EU war selbstredend ebenso einkalkuliert), doch diese Bedrohung hat sich über die Jahre bis zum russischen „Einmarsch“ allmählich aufgebaut, war für Russland sichtbar, so dass es zunächst unerklärlich scheint, aus welchem Grund Ende Februar 2022 plötzlich Eile geboten war – die Risiken waren bekannt, die Bedrohungen klar umrissen.
Russische Ziele in der Anfangsphase
Es gab bereits in den ersten Tagen der russischen „militärischen Sonderoperation“ Unklarheiten über das designierte Ziel dieser Aktion: Die erklärte „Entmilitarisierung und Entnazifizierung“ ist ein denkbar schwammiges Konstrukt, wirft mehr Fragen auf, als es Antworten zu geben imstande ist, so dass sich alle Welt kurzerhand auf die populistische Formel zu verständigen schien, dass Russland einfach „gegen die Ukraine“ Krieg führe. In der Rekapitulation der Anfangsphase ist es allerdings wichtig, einen Blick auf die ukrainischen Atomobjekte zu werfen, von denen aus Sicht Russlands theoretisch die Gefahr einer Proliferation ausgehen könnte:
- Tschernobyl (eingenommen, radioaktives Material sichergestellt und entfernt),
- Antonow-Flughafen Kiew-Gostomel (durch eine Blitzaktion der Russen in den ersten Stunden der Invasion eingenommen),
- Kernkraftwerk Saporoschje (eingenommen),
- Kernkraftwerk Südukraine (gescheiterter Vorstoß Anfang März 2022),
- weitere Kernkraftwerke in der Ukraine, bei denen bis dato kein Versuch unternommen wurde, sie zu sichern.
Das Ziel der ersten Tage der russischen „militärischen Sonderoperation“ war tatsächlich die Sicherung dieser Objekte (oder der wichtigsten davon). Insofern ein teilweiser, aber ausreichender Erfolg: Russland hat die größten Bedrohungen aus dieser Liste neutralisiert – Tschernobyl aufgrund des radioaktiven Materials (wenn auch noch 3 weitere Kernkraftwerke in den Händen der Ukrainer verbleiben), das Kernkraftwerk Saporoschje als das territorial nächste und direkt in Noworossija gelegene sowie den Antonow-Flughafen Gostomel bei Kiew, wo, hartnäckigen Gerüchten zufolge, noch Kernwaffen aus Sowjetzeiten vorhanden waren und/oder Prototypen einer „schmutzigen Bombe“, welche die Ukraine als „Sicherung“ für den Fall bereithielt, sollte es bei dem durch sie für Anfang 2022 geplanten „Blitzkrieg“ im Donbass zu einer Intervention der Russen kommen[Links nur für registrierte Nutzer].
Abrupte Änderung der russischen Strategie?
Ende März 2022 änderte Russland seine Strategie, wie bereits angemerkt recht unvermittelt, in eine Art Positionskrieg; es folgten nach und nach Rückzüge aus bedeutenden Teilen der zuvor besetzten Gebiete. Aber – abgesehen vom inzwischen spürbaren militärischen Druck – aus welchem Grund und mit welchen Zielen?
Russland hatte nach der Sicherung der kritischen nuklearen Objekte nunmehr Zeit, die beiden Standbeine des ukrainischen Staates anzugreifen und seinen Gegner ins Wanken zu bringen. Diese Standbeine sind einerseits die große Mannstärke der ukrainischen Armee, welche durch zielgerichtete politisch-psychologische Operationen der Russen von der ukrainischen Regierung dazu eingesetzt – und schließlich in Mengen verheizt – wurde, um Territorium und einzelne Orte um jeden Preis zu halten, wiederzugewinnen oder anzugreifen, und andererseits die kollektive NATO-Militärmacht, die sich als ein immer massiver werdender Strom aus Waffen, Munition, Militärfahrzeugen und so weiter in die Ukraine zu ergießen begann.
Die seit Jahren gut ausgebauten und bemannten Verteidigungslinien der ukrainischen Armee im Donbass waren bekannt, so dass allseits – auch in Russland – angenommen wurde, dass darauf sicherlich kein Frontalangriff erfolgen würde. Es gab ihn trotzdem, und spätestens seit dem „Fleischwolf von Bachmut“ ist soweit evident, dass es den Russen nur darum gehen konnte, die Ukrainer buchstäblich ausbluten zu lassen, indem sie ihre besten Einheiten und Unmengen an Gerät und Personal in die letztlich aussichtslose Verteidigung eines Ortes steckten, den sie schließlich doch aufgeben mussten.
https://www.chartophylakeion.de/blog/de/blog/nichts-ist-wie-es-scheint




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