User in diesem Thread gebannt : observator and Ötzi


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Thema: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

  1. #66351
    Hüter der Idee Benutzerbild von amendment
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von Dr Mittendrin Beitrag anzeigen
    Deutsche und Österreicher sind schon auch ein Volk.
    Richtig. Sind aber Deutsche und Österreicher eine Nation? Befinden sich Deutsche und Österreicher innerhalb nur eines einzigen souveränen Staates?

    Und genau so ist es mit den Russen und den Ukrainern. Wohingegen die ukrainische Sprache von der russischen weiter entfernt ist. Das Österreichische ist nur ein deutscher Dialekt... So ist in Österreich die Amtssprache Deutsch, nicht etwa Österreichisch. Österreichisches Deutsch zählt als Dialekt der hochdeutschen Sprache.

    Anders, als viele denken, ist Ukrainisch aber weder eine regionale Variante noch ein russischer Dialekt. Es handelt sich bei Ukrainisch und Russisch um zwei eigenständige, gleichberechtigte Sprachen!
    Bundeswirtschaftsministerin Reiche verwies auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Alte Gewissheiten sind verschwunden", sagte sie. Aufrüstung sei nicht nur sicherheitspolitisch geboten, sondern auch eine wirtschaftliche und technologische Chance für Deutschland.“

  2. #66352
    Hüter der Idee Benutzerbild von amendment
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von Nachdenklicher Beitrag anzeigen
    Ich stelle mir dieses Bild vor. Ein kleiner (zB 12jähriger) Bandit holt im Gespräch mit Stanley_Beamish eine Pistole heraus, prüft das Vorhandensein von Patronen, lädt sie gemächlich, entfernt die Sicherung, denn er hat nichts zu befürchten, die Polizei ist korrupt und unterstützt ihn. Und natürlich wird Stanley_Beamish die ganze Zeit gehorsam warten, bis der Bandit ihm eine Waffe an die Stirn hält und ihn auch vielleicht erschießt. Man darf sich nicht einmischen, sonst wäre das ein unlegitimer Gewalt! Schließlich hat der Bandit ihn noch nicht erschossen? Sein Recht, eine Pistole zu laden, ist heilig!
    Du meinst also, internationale bzw. völkerrechtskonforme Politik und Diplomatie spielen sich auf diesem infantilen Niveau ab, wie du es hier in deinem Beispiel suggerieren möchtest?
    Bundeswirtschaftsministerin Reiche verwies auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Alte Gewissheiten sind verschwunden", sagte sie. Aufrüstung sei nicht nur sicherheitspolitisch geboten, sondern auch eine wirtschaftliche und technologische Chance für Deutschland.“

  3. #66353
    Hüter der Idee Benutzerbild von amendment
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von Jony Beitrag anzeigen
    Klingt fast so als kämest du direkt aus dem Völkerrecht und hieltest uns alle hier für Schweinebauern.
    Kommt dir das so vor? Mir nicht. Mir kommt das eher so vor, als dass du mit veritablen Argumenten nichts anzufangen weißt...
    Bundeswirtschaftsministerin Reiche verwies auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Alte Gewissheiten sind verschwunden", sagte sie. Aufrüstung sei nicht nur sicherheitspolitisch geboten, sondern auch eine wirtschaftliche und technologische Chance für Deutschland.“

  4. #66354
    Hüter der Idee Benutzerbild von amendment
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von Dima Beitrag anzeigen
    Das ist sicherlich ein wichtiger Faktor. Russen und Ukrainer sind ein Volk. So wie die Bürger der BRD und DDR ein Volk sind. Und nur weil das Kiewer Regime und seine Gefolgsleute aus politischen und absolut konstruierten Gründen die Russen nicht für ihre Landsleute halten, sind sie trotzdem Landsleute.

    Israelis und Palästinenser sind hingegen nicht ein Volk, weswegen die Hemmschwelle auf Seiten der Israelis viel niedriger ist. Klar.
    Ukraine und Russland: Wir sind doch ein Volk?


    11.04.2022

    Einen Einblick in die ukrainische Identität gibt der Oldenburger Slavist Gerd Hentschel in seinem Gastbeitrag. Die Selbstwahrnehmung der Bevölkerung – gerade auch im Verhältnis zu Russland – hat er seit Annexion der Krym 2014 in mehreren Uni-Projekten erforscht.
    Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland hören seit dem 24. Februar von vielen Russinnen und Russen in ihrer Umgebung Worte des Mitgefühls, ja der Entschuldigung für das, was die Machthaber im Moskauer Kreml mit der Ukraine und ihren Menschen machen. Diejenigen, die dies äußern, begründen ihr Mitgefühl etwa mit der Aussage „Wir sind doch ein Volk“. Bei einer meiner Mitarbeiterinnen im Institut für Slavistik, die dies mehrfach hörte, löste der Satz vor allem in den ersten Tagen Empörung und schroffe Ablehnung aus, gehört doch dieses Argument der „völkischen Zusammengehörigkeit“ zum Repertoire Wladimir Putins. Die vermeintliche, diffuse „ethnisch-nationale“ Zusammengehörigkeit dient ihm als Argument für eine wie auch immer zu gestaltende, aber sicherlich zentral von Moskau gelenkte staatliche Zugehörigkeit der Ukraine und Weißrusslands zu Russland.
    Eine derartige Einstellung ist in Russland weit verbreitet, wie auch die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja in der FAZ vom 3. März dieses Jahres feststellt. Sogar der 2008 verstorbene russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn, im Westen geschätzter Dissident, sprach sich angesichts des Zerfalls der Sowjetunion vehement für die staatliche Einheit von Russen, Weißrussen und Ukrainern aus. Aber er sagte auch deutlich: „Wenn sich allerdings das ukrainische Volk tatsächlich [von Russland] abtrennen will – dann wird niemand wagen, es mit Gewalt davon abzuhalten.“ Trotz seiner Argumente für eine staatliche Zusammengehörigkeit, von denen verschiedene auch in Putins Geschichtsklitterung der jüngsten Wochen einfließen, konzediert Solschenizyn den Ukrainern sowohl den Status eines Volkes (narod) als auch ein Recht auf staatliche Unabhängigkeit. Ein diktatorisch regiertes Russland will heute beides mit Gewalt zerstören.

    Einblicke in ukrainische Selbstwahrnehmung[/COLOR]
    Wie denken nun die Ukrainerinnen und Ukrainer? Drei wissenschaftliche Projekte der Universität Oldenburg geben hierzu Auskunft. Die Daten stammen einerseits aus einer Umfrage, die im Jahr 2014, also bald nach der Annexion der Krym, in der Zentralukraine stattfand. Eine zweite Umfrage erfolgte 2020 und 2021 in den drei Oblasten (Verwaltungsgebieten) an der Schwarzmeerküste. Insgesamt umfassen die Untersuchungen 2.600 zufällig ausgewählte Befragte.
    Unsere Arbeiten zur zentralen Ukraine und zum Süden zeigen Folgendes: Als besondere ukrainische Nation sehen sich acht bis neun von zehn Befragten, nennenswerte regionale Unterschiede gibt es nicht. Jedoch bezeichnen einer bis drei von zehn Befragten die Eigenständigkeit als nicht „uneingeschränkt“. Diese Sichtweise vertraten Befragte beispielsweise in Gebieten nahe der russischen Grenze oder in Cherson, nördlich der Krym, etwas häufiger. Die Antworten auf die etwas anders formulierte Frage, ob man gleichzeitig Ukrainer und Russe sein kann, sind weniger eindeutig. Mitunter die Hälfte, mindestens aber ein Fünftel der Befragten lässt erkennen, dass man eine doppelte Zugehörigkeit für möglich hält. Hier deuten sich sowohl die traditionell stärkere Orientierung des Südens, aber auch des Ostens der zentralen Ukraine auf das Russische als auch die engeren Kontakte mit dem nahen Russland an, als das in westlicheren Gebieten des Landes der Fall ist.

    Unterschiede bei Stadt- und Landbevölkerung

    Ein Blick auf die Kultur: In manchen Oblasten sehen nur die Hälfte der Befragten einen Unterschied zwischen der ukrainischen und der russischen Kultur – etwa an der Schwarzmeerküste oder in den eher ländlich geprägten Oblasten im Norden und im Zentrum der Ukraine. In anderen, städtisch geprägten Gebieten, etwa um Charkiw und Dnipro, sehen jedoch fast drei Viertel der Befragten einen Unterschied.
    Fühlen sich die Befragten nun als Ukrainer/Ukrainerin oder als Russe/Russin oder als beides – auch in Abstufungen? Die Antworten sind komplex, aber manches lässt sich hervorheben: Der größte Teil – zwischen der Hälfte und über vier Fünftel – der Befragten fühlt sich uneingeschränkt als Ukrainer und in der Regel ebenso uneingeschränkt nicht als Russen, seltener „eher nicht“ als Russen. 2014 sprachen viele Befragte, trotz Annexion der Krym, noch von „drei Brudervölkern“. Das war 2020/2021 kaum noch zu hören. Manche ältere, sowjetisch sozialisierte Ukrainerinnen und Ukrainer äußern, Putin habe sie erst zu Ukrainern gemacht.

    Wunsch nach staatlicher Eigenständigkeit

    Zur Frage nach der staatlichen Eigenständigkeit der Ukraine: Eine staatliche Vereinigung mit Weißrussland und Russland, das damalige Wunschbild Solschenizyns und heute Putins, lehnen in allen Oblasten deutliche Mehrheiten ab. Nur zwischen fünf und 25 Prozent könnten einer solchen Union zustimmen, aber eher mit Vorbehalten als vorbehaltslos. Das gilt auch für traditionell stärker russisch orientierte Oblasten wie Charkiw und die drei am Schwarzen Meer. Die deutschen TV-Medien hatten in mehreren Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern in Charkiw vor dem Überfall ja eher eine Bereitschaft zur Vereinigung mit Russland suggeriert.
    Heute, nach mehreren Wochen Krieg mit seinen Tausenden Toten, wäre die Ablehnung eines solchen Unionsstaates zweifellos noch viel größer. Die ethnisch-nationale Abgrenzung der Ukrainerinnen und Ukrainer von Russland ist heute sicher noch klarer.

    Beginn einer Feindschaft?

    Wenn große Teile der russischen Bevölkerung dennoch bei der Überzeugung „Wir sind ein Volk“ blieben und einen gemeinsamen „allrussischen“ Staat bevorzugten, so wäre das zunächst nicht mehr als einer von vielen ethnisch-nationalen Antagonismen in Europa, mit denen man sich politisch-demokratisch und wissenschaftlich auseinandersetzen kann und muss. Aber nur solange, wie, im Sinne Solschenizyns, das Recht auf Selbstbestimmung anerkannt und von Gewalt Abstand genommen würde. Das Putin-Regime verleumdet hingegen das Recht auf Selbstbestimmung und gebraucht blutige Gewalt. Die derzeitige Tragödie in der Ukraine basiert aber nicht auf einer Feindschaft zwischen der Bevölkerung der Ukraine und Russlands, trotz mancher gegensätzlicher Standpunkte. Leider könnte sich eine solche Feindschaft jetzt jedoch entwickeln.

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    Bundeswirtschaftsministerin Reiche verwies auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Alte Gewissheiten sind verschwunden", sagte sie. Aufrüstung sei nicht nur sicherheitspolitisch geboten, sondern auch eine wirtschaftliche und technologische Chance für Deutschland.“

  5. #66355
    Mitglied Benutzerbild von Kurti
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von Sheharazade Beitrag anzeigen
    So weit musst du nicht zurück gehen, die Mordbrenner haben letzte Nacht ein Land ohne Vorwarnung angegriffen.

    USA und Briten bombardieren Huthi-Stellungen im Jemen

    (...)
    Recht haste! Die USA und GB bombardieren die Huthis, mit dem Ziel sich deren Land anzueignen. Keinesfalls um internationale Seewege zu sichern.
    Whatever you do, do no harm!

  6. #66356
    Mitglied Benutzerbild von Sheharazade
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von Kurti Beitrag anzeigen
    Recht haste! Die USA und GB bombardieren die Huthis, mit dem Ziel sich deren Land anzueignen. Keinesfalls um internationale Seewege zu sichern.
    Ach ja, dann ist es ja nicht weiter schlimm. Die toten Zivilisten werden das natürlich verstehen. Wie lang wird das demokratische und freiheitliche Bombardement dauern?

  7. #66357
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von Sheharazade Beitrag anzeigen
    So weit musst du nicht zurück gehen, die Mordbrenner haben letzte Nacht ein Land ohne Vorwarnung angegriffen.

    USA und Briten bombardieren Huthi-Stellungen im Jemen

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    Großbritannien und die USA haben in der Nacht zum Freitag Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen. Aus der Hauptstadt Sanaa und anderen Teilen des Landes wurden Explosionen gemeldet.

    US-Präsident Joe Biden bestätigte die Angriffe und nannte sie "erfolgreich".


    Der neueste Bruch des Völkerrechts durch den demokratischen Westen
    Zitat Zitat von Kurti Beitrag anzeigen
    Recht haste! Die USA und GB bombardieren die Huthis, mit dem Ziel sich deren Land anzueignen. Keinesfalls um internationale Seewege zu sichern.
    Vielleicht finden die Amis und Limeys die Huthis unsympathisch weil die Huthis die Revolutionaeren Garden der Islamischen Republik Iran, die Freiheitskaempfer der HAMAS in Gaza und der Hisbollah im Libanon sympathisch finden. Koennt auch sein das die Huthis von den kapitalistischen Amis und Limeys fuer " Sozialisten " gehalten werden, was bekanntlich als unamerikanischer bzw. unenglischer Umtrieb gewertet wird.

    Aneignen wollen sich die Amis und Limeys den Jemen wahrscheinlich nicht, sondern nur in bewaehrter Vorgehensweise die Bevoelkerung des Jemens mit Bomben " demokratisieren " um im Jemen ein westlich gesinnte Regierungsmarionette installieren. Das hat ja bei unseren NationalSozialistischen Deutschen Vorfahren auch " bombig " funktioniert!
    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
    Und sagt Weihnachten ab! " (Sheriff von Nottingham)

    auf der Ignorier-Liste: autochthon, Blackbyrd, feige, Justiziar, MANFREDM, Soraya, Virtuel

  8. #66358
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    Ukraine und Russland: Wir sind doch ein Volk?


    11.04.2022

    Einen Einblick in die ukrainische Identität gibt der Oldenburger Slavist Gerd Hentschel in seinem Gastbeitrag. Die Selbstwahrnehmung der Bevölkerung – gerade auch im Verhältnis zu Russland – hat er seit Annexion der Krym 2014 in mehreren Uni-Projekten erforscht.
    Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland hören seit dem 24. Februar von vielen Russinnen und Russen in ihrer Umgebung Worte des Mitgefühls, ja der Entschuldigung für das, was die Machthaber im Moskauer Kreml mit der Ukraine und ihren Menschen machen. Diejenigen, die dies äußern, begründen ihr Mitgefühl etwa mit der Aussage „Wir sind doch ein Volk“. Bei einer meiner Mitarbeiterinnen im Institut für Slavistik, die dies mehrfach hörte, löste der Satz vor allem in den ersten Tagen Empörung und schroffe Ablehnung aus, gehört doch dieses Argument der „völkischen Zusammengehörigkeit“ zum Repertoire Wladimir Putins. Die vermeintliche, diffuse „ethnisch-nationale“ Zusammengehörigkeit dient ihm als Argument für eine wie auch immer zu gestaltende, aber sicherlich zentral von Moskau gelenkte staatliche Zugehörigkeit der Ukraine und Weißrusslands zu Russland.
    Eine derartige Einstellung ist in Russland weit verbreitet, wie auch die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja in der FAZ vom 3. März dieses Jahres feststellt. Sogar der 2008 verstorbene russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn, im Westen geschätzter Dissident, sprach sich angesichts des Zerfalls der Sowjetunion vehement für die staatliche Einheit von Russen, Weißrussen und Ukrainern aus. Aber er sagte auch deutlich: „Wenn sich allerdings das ukrainische Volk tatsächlich [von Russland] abtrennen will – dann wird niemand wagen, es mit Gewalt davon abzuhalten.“ Trotz seiner Argumente für eine staatliche Zusammengehörigkeit, von denen verschiedene auch in Putins Geschichtsklitterung der jüngsten Wochen einfließen, konzediert Solschenizyn den Ukrainern sowohl den Status eines Volkes (narod) als auch ein Recht auf staatliche Unabhängigkeit. Ein diktatorisch regiertes Russland will heute beides mit Gewalt zerstören.

    Einblicke in ukrainische Selbstwahrnehmung[/COLOR]
    Wie denken nun die Ukrainerinnen und Ukrainer? Drei wissenschaftliche Projekte der Universität Oldenburg geben hierzu Auskunft. Die Daten stammen einerseits aus einer Umfrage, die im Jahr 2014, also bald nach der Annexion der Krym, in der Zentralukraine stattfand. Eine zweite Umfrage erfolgte 2020 und 2021 in den drei Oblasten (Verwaltungsgebieten) an der Schwarzmeerküste. Insgesamt umfassen die Untersuchungen 2.600 zufällig ausgewählte Befragte.
    Unsere Arbeiten zur zentralen Ukraine und zum Süden zeigen Folgendes: Als besondere ukrainische Nation sehen sich acht bis neun von zehn Befragten, nennenswerte regionale Unterschiede gibt es nicht. Jedoch bezeichnen einer bis drei von zehn Befragten die Eigenständigkeit als nicht „uneingeschränkt“. Diese Sichtweise vertraten Befragte beispielsweise in Gebieten nahe der russischen Grenze oder in Cherson, nördlich der Krym, etwas häufiger. Die Antworten auf die etwas anders formulierte Frage, ob man gleichzeitig Ukrainer und Russe sein kann, sind weniger eindeutig. Mitunter die Hälfte, mindestens aber ein Fünftel der Befragten lässt erkennen, dass man eine doppelte Zugehörigkeit für möglich hält. Hier deuten sich sowohl die traditionell stärkere Orientierung des Südens, aber auch des Ostens der zentralen Ukraine auf das Russische als auch die engeren Kontakte mit dem nahen Russland an, als das in westlicheren Gebieten des Landes der Fall ist.

    Unterschiede bei Stadt- und Landbevölkerung

    Ein Blick auf die Kultur: In manchen Oblasten sehen nur die Hälfte der Befragten einen Unterschied zwischen der ukrainischen und der russischen Kultur – etwa an der Schwarzmeerküste oder in den eher ländlich geprägten Oblasten im Norden und im Zentrum der Ukraine. In anderen, städtisch geprägten Gebieten, etwa um Charkiw und Dnipro, sehen jedoch fast drei Viertel der Befragten einen Unterschied.
    Fühlen sich die Befragten nun als Ukrainer/Ukrainerin oder als Russe/Russin oder als beides – auch in Abstufungen? Die Antworten sind komplex, aber manches lässt sich hervorheben: Der größte Teil – zwischen der Hälfte und über vier Fünftel – der Befragten fühlt sich uneingeschränkt als Ukrainer und in der Regel ebenso uneingeschränkt nicht als Russen, seltener „eher nicht“ als Russen. 2014 sprachen viele Befragte, trotz Annexion der Krym, noch von „drei Brudervölkern“. Das war 2020/2021 kaum noch zu hören. Manche ältere, sowjetisch sozialisierte Ukrainerinnen und Ukrainer äußern, Putin habe sie erst zu Ukrainern gemacht.

    Wunsch nach staatlicher Eigenständigkeit

    Zur Frage nach der staatlichen Eigenständigkeit der Ukraine: Eine staatliche Vereinigung mit Weißrussland und Russland, das damalige Wunschbild Solschenizyns und heute Putins, lehnen in allen Oblasten deutliche Mehrheiten ab. Nur zwischen fünf und 25 Prozent könnten einer solchen Union zustimmen, aber eher mit Vorbehalten als vorbehaltslos. Das gilt auch für traditionell stärker russisch orientierte Oblasten wie Charkiw und die drei am Schwarzen Meer. Die deutschen TV-Medien hatten in mehreren Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern in Charkiw vor dem Überfall ja eher eine Bereitschaft zur Vereinigung mit Russland suggeriert.
    Heute, nach mehreren Wochen Krieg mit seinen Tausenden Toten, wäre die Ablehnung eines solchen Unionsstaates zweifellos noch viel größer. Die ethnisch-nationale Abgrenzung der Ukrainerinnen und Ukrainer von Russland ist heute sicher noch klarer.

    Beginn einer Feindschaft?

    Wenn große Teile der russischen Bevölkerung dennoch bei der Überzeugung „Wir sind ein Volk“ blieben und einen gemeinsamen „allrussischen“ Staat bevorzugten, so wäre das zunächst nicht mehr als einer von vielen ethnisch-nationalen Antagonismen in Europa, mit denen man sich politisch-demokratisch und wissenschaftlich auseinandersetzen kann und muss. Aber nur solange, wie, im Sinne Solschenizyns, das Recht auf Selbstbestimmung anerkannt und von Gewalt Abstand genommen würde. Das Putin-Regime verleumdet hingegen das Recht auf Selbstbestimmung und gebraucht blutige Gewalt. Die derzeitige Tragödie in der Ukraine basiert aber nicht auf einer Feindschaft zwischen der Bevölkerung der Ukraine und Russlands, trotz mancher gegensätzlicher Standpunkte. Leider könnte sich eine solche Feindschaft jetzt jedoch entwickeln.

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    73% der Ukrainer wollen überhaupt keine mehr sein um für Uncle Sam zu sterben.

    Ukraine: Lieber Verlust der Staatsbürgerschaft als Mobilisierung



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    [QUOTE]“Eine zynische, geldgierige, demagogische, korrupte Presse wird mit der Zeit ein Volk hervorbringen, das so niederträchtig ist wie sie selbst.” *Joseph Pulitzer*[QUOTE]

  9. #66359
    Mitglied Benutzerbild von Old_Grump
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von Sheharazade Beitrag anzeigen
    Ach ja, dann ist es ja nicht weiter schlimm. Die toten Zivilisten werden das natürlich verstehen. Wie lang wird das demokratische und freiheitliche Bombardement dauern?

    Gießen wir doch noch Benzin ins Feuer um den Nahost-Konflikt zu löschen ......

    Spätestens jetzt wird der Iran und Russland die Huthis mit verdeckten Waffenlieferungen versorgen.
    [QUOTE]“Eine zynische, geldgierige, demagogische, korrupte Presse wird mit der Zeit ein Volk hervorbringen, das so niederträchtig ist wie sie selbst.” *Joseph Pulitzer*[QUOTE]

  10. #66360
    Mitglied Benutzerbild von Valdyn
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine ab Mai 2023

    Zitat Zitat von Old_Grump Beitrag anzeigen
    73% der Ukrainer wollen überhaupt keine mehr sein um für Uncle Sam zu sterben.

    Ukraine: Lieber Verlust der Staatsbürgerschaft als Mobilisierung



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    Sind die ehemaligen DDR Bürger damals auch für US-Interessen auf die Straße gegangen?

    Aber wenn man schon so krude argumentiert, dann kann man auch sagen, dass auch Russen für US-Interessen verheizt werden. Denn die Ukraine, also das Antirussland, ist ja gemäss der russischen Erzählung nur für den Zweck geschaffen worden, um Russland in einen Konflikt zu ziehen. Und der Meisterstratege aus dem Kreml tat den USA den Gefallen.

    Konsequenterweise, also der Logik der russischen Propaganda folgend, sterben da also auf beiden Seiten Ukrainer wie auch Russen für US-Interessen. Und auch die DDR-Bürger gingen damals für US-Interessen auf die Straße.

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