bpb / 28.05.2018 
Israel - Medien und Kultur
Medienlandschaft
Israel ist eine parlamentarische Demokratie, und doch sind die Meinungs- und Pressefreiheit 
nie in einem Grundgesetz verankert worden. Außerdem steht das Land in anhaltendem Konflikt mit seinen arabischen Nachbarn. Dieser politische Hintergrund hat die Entwicklung und die Merkmale der Medienlandschaft in Israel erheblich mitgeprägt.
Radio und Fernsehen
In den ersten Jahrzehnten des Staates Israel waren Hörfunk und Fernsehen stark zentralisiert, da alle Radiosender und der – bis in die 1990er-Jahre einzige – Fernsehsender, Kanal 1, der staatlichen Rundfunkbehörde unterstanden. Ausgenommen waren der Radiosender der Armee – Galei Zahal mit der Tochterstation Galgalaz – und das Schulfernsehen.
1990 beschloss man, die Fernseh- und Hörfunksender teilweise zu 
privatisieren und 
kommerzielles Fernsehen zuzulassen. Im selben Jahr wurde ein Gesetz für die zweite Fernseh- und Rundfunkbehörde erlassen, das die 
Konzessionen und 
Genehmigungen des 
öffentlich-kommerziellen Fernsehens in Israel regelt.
Die zweite Senderbehörde sollte vor allem den abweichenden kulturellen Vorlieben der israelischen Peripherie zum Ausdruck verhelfen, deren Bewohner den eher schwachen Gesellschaftsschichten des Staates angehören. Dazu zählen in erster Linie 
Misrachim (Juden aus arabischen Ländern), 
Araber (Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft) sowie 
Einwanderer aus den 
GUS-Staaten und aus 
Äthiopien. Um sie zu versorgen, entstanden zahlreiche kommerzielle Regionalsender. Trotzdem repräsentieren die meisten nach wie vor die jüdisch-säkulare und die jüdisch-traditionelle Gesellschaft. Rundfunk ist sehr populär bei den Jugendlichen, die ihn auf verschiedenen Sendeplattformen hören. Ihr Favorit ist der Musiksender 
Galgalaz.
Israel hat heute ein 
duales TV-Sendermodell, das öffentlich-rechtliches (heute Kanal Kan 11) und öffentlich-kommerzielles Fernsehen (heute Keshet 12, Reshet 13 und Kanal 10 14) mit Satelliten- und Kabelsendern verbindet. Letzthin 
wächst der 
Konsum von 
TV-Inhalten auf 
Internet-Plattformen.
Populärster Fernsehsender ist der (neuerdings in Keshet und Reshet gespaltene) kommerzielle Kanal 2. 
Am 
beliebtesten sind 
Reality-TV-Programme, und zwar mehr noch als in anderen westlichen Ländern. Das mag sich unter anderem daraus erklären, dass der TV-Markt in Israel klein ist und seine Verbraucher jahrelang an den kollektiven Konsum eines einzigen Fernsehsenders gewöhnt waren. Das 
populärste Reality-Programm ist 
"HaAch HaGadol" (Big Brother), gefolgt von israelischen Versionen der Serien 
"Survival", "The Voice" und 
"The Amazing Race". Die 
absolute Mehrheit der im Fernsehen auftretenden Personen sind 
Juden und 
Jüdinnen – in 
Nachrichten, Reality und 
Drama. Das 
Arabische, die 
zweite offizielle Sprache in 
Israel, ist 
kaum je zu 
hören.
Presse und neue Medien
Die 
drei wichtigsten Tageszeitungen in Israel sind das 
Boulevardblatt Yedioth Ahronoth, die 
elitäre, linksliberale Zeitung Haaretz und das unter 
schweren finanziellen Verlusten verteilte 
Gratisblatt Israel HaYom. 
Letzteres gehört 
Sheldon Adelson, einem 
amerikanisch-jüdischen Unternehmer und 
persönlichen Freund von 
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. In den letzten Jahren rückt die israelische Öffentlichkeit – dem weltweiten Trend folgend – immer mehr von den Printmedien ab.
Seit 2003 dringt das Internet rasant nach Israel ein, wo es wächst und gedeiht. Das äußert sich auch in der großen Beliebtheit, die im Land entwickelte Apps genießen. Auf der Liste der erfolgreichsten Applikationen der Firma Apple für das Jahr 2014 beispielsweise standen mehrere israelische, an erster Stelle die Navigations-App Waze. Zu den 
wichtigsten Kommunikationsformen in Israel zählen die 
sozialen Netzwerke, angeführt von 
Facebook. Unter jungen Israelis gewinnt auch 
Snapchat an Beliebtheit. 
Hassreden in den 
sozialen Netzwerken sind
 stark verbreitet. Am schlimmsten betroffen sind 
Araber, Linke, LGBT, Ultraorthodoxe, Misrachim und die 
Flüchtlinge aus 
Afrika.
Die Kommunikation in Israel ist zum Teil kritischer als früher, und das trotz Zentralisierung und einigem Klüngel zwischen Kapital und Medien. Das ist unter anderem auf die Entstehung neuer, unabhängiger Kommunikationswege im Internet zurückzuführen. Journalisten, die für etablierte Medien arbeiten, nutzen auch soziale Netzwerke und veröffentlichen persönliche Posts über Facebook oder Twitter, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Trotz alledem sehen sich die israelischen Medien in den letzten Jahren 
Angriffen von 
Regierungsseite ausgesetzt. Der Kampf um die Meinungs- und Pressefreiheit im Land ist derzeit in vollem Gang. Die Zukunft dieses Ringens wird sich, wie jede Zukunft, erst später offenbaren.
(aus dem Hebräischen von Ruth Achlama)
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