Auf dem Smartphone herumspielen, während man, zumal noch vor versammelter Truppe, wie ein Schuljunge vom Lehrer zusammengefaltet wird und dabei nicht mal unmittelbar antworten kann, weil man ohne Mikro im Plenarsaal ja eh untergeht, ist doch im Grunde nur eine Form des nonverbalen Widerstands und dient einzig der passiv-aggressiven Selbstverteidigung.
Er könnte dabei ja auch Grimassen schneiden bzw. die ganze Zeit nur abwinken und lachen, sähe dann aber auf Dauer wohl zu unseriös und unsouverän aus. Und nichts verachtet der selbstbewusste Wahlberechtigte mehr bei einem Berufspolitiker als fehlende Seriösität und Souveränität.
Auf dem Smartphone tippen sieht darüber hinaus ja auch aus als arbeite man, als sei man gerade produktiv und nutze die Zeit... das macht Eindruck!
Klar, uns chronisch unzufriedenem und rachsüchtigem Pöbel wäre es lieber, wenn der Politiker sich vom Sitz erhebt, Hände aus den Taschen und mit gesenktem Kopf zuhört, was für Unzulänglichkeiten ihm der Redner am Pult so vorwirft.
Aber sowas steht uns freigeistigen und selbstbewussten Europäern mit eigenem Kopf einfach nicht. Wenn überhaupt, dann doch eher den disziplinierten und eher unliberalen und kollektivistischen Asiaten, die noch einen Sinn für hierarchische Strukturen haben.
