Über das Andante aus Mozarts Streichquintett Es-Dur, KV 614:

"Das Andante ist eine Romanze, eine Form, die sich von Paris ausgehend auch in der Wiener Musik der Epoche ihren festen Platz erobert hatte. Das bekannteste Beispiel bei Mozart ist der langsame Satz seiner “Kleinen Nachtmusik”. Ganz ähnlich wie dort handelt es sich auch beim Andante des Quintetts um einen schlichten Gesang im Alla-Breve-Takt und im Rhythmus einer langsamen Gavotte. Die leicht sentimental angehauchte Melodie, die mit zwei kontrastierenden Episoden abwechselt, wird Opernfreunden bekannt vorkommen. Mozart entlieh sie seinem Singspiel “Die Entführung aus dem Serail”, und zwar Belmontes Arie “Wenn der Freude Thränen fließen”. Solche Zitate aus seinen eigenen Vokalwerken häufen sich in seinen späten Werken. Man denke nur an das Rondo des letzten Klavierkonzerts mit seinem Liedzitat aus “Komm, lieber Mai, und mache” oder an das Andante des 1. Preußischen Quartetts, in dem Mozart sein Goethelied “Das Veilchen” zitierte. Diese melodischen Zitate verleihen den betreffenden Sätzen besondere Innigkeit, einen liedhaft intimen Ausdruck, wie er sich auch im Andante des Quintetts findet. Klanglich ist der Satz von besonderem Reiz, da die Romanzenmelodie bei ihren beiden Wiederholungen auf zarteste Weise variiert wird. Zunächst wird sie von einer Art Seufzermotiv der zweiten Geige grundiert, dann mit Doppelschlägen der Bratsche kombiniert. Auch die beiden Episoden und die kurze Coda sind klanglich von höchster Delikatesse. Die Streicher müssen die unterschiedlichsten Nuancen von Legato und Staccato, kurze Vorschläge, Schleifer und andere Verzierungen mit spielerischer Leichtigkeit bewältigen."

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