Eine unpassendere Bezeichnung als Klassik kann man sich für Beethovens wilde Sachen kaum vorstellen.

"Ich kenne nichts Schöneres als die Appassionata und könnte sie jeden Tag hören. Eine wunderbare, nicht mehr menschliche Musik! Ich denke immer mit Stolz: Seht einmal, solche Wunderwerke können die Menschen schaffen!", (Wladimir Iljitsch Lenin).

In Rußland pflegt man Deutsches. Ja, da schau her!



Mit Original-Fortepianos, Nachbauten der damals gebräuchlichen Instrumente lassen sich auch Beethovens extrem schnelle Tempovorschriften realisieren, und auch der auf modernen Flügeln immer maschinell ratternde und nach Blech klingende Anfang der Waldstein-Sonate wirkt auf mich jedenfalls so, daß ich verstehe, wieso es Beethoven so und nicht anders gemacht hat.

Im ersten Satz greift Beethoven eine Methode der Mozart'schen Streichquartette auf, indem er als zweites Thema einen akkordisch gehaltenen Choral bringt, (25:42).

BR-Klassik: Wien, im Jahr 1804. Beethoven arbeitet an seiner Oper "Leonore", die später einmal "Fidelio" heißen wird. Aber seine Skizzenbücher zeigen: Nebenbei fesselt ihn auch noch eine Klaviersonate. Heute ist dieses Opus 57 unter dem Namen "Appassionata" bekannt. Sie gehört zu seinen populärsten. Vollendet hat Beethoven sie wahrscheinlich zwei Jahre später, im Jahr 1806, im ungarischen Schloss Martonvasar. Und hat sie dem jungen Schlossherren dort gewidmet, Graf Franz von Brunsvik.

Vielleicht hat dieser Aufenthalt den leidenschaftlichen Gestus des Werkes ja noch beflügelt. "Er wollte wirklich einen Sturm entfalten in dem Stück", erklärt der Pianist Michael Korstick. "Was natürlich nicht heißt, dass man sich gehen lässt. Also das Faszinierende daran ist dieses Spannungsfeld zwischen dem Sich-Wegwerfen und die Kontrolle behalten auf der anderen Seite. Und wenn dieses Spannungsfeld stimmt, dann überträgt sich das sehr direkt auf den Hörer."

Für den Pianisten ergibt sich hier jedenfalls die kniffelige Aufgabe, seine Emotionen am Klavier gekonnt zu zügeln. Das zeigt sich schon im ersten Satz, dessen Herausforderungen Michael Korstick wie folgt erklärt: "Es handelt sich trotz der Tatsache, dass es wie ein großes romantisches Charakterstück klingt, um einen Sonatensatz in der klassischen Struktur. Sie müssen einerseits die größte emotionale Gespanntheit erzielen und andererseits die Struktur vollkommen klarmachen, in dem Sie das Tempo immer in der Hand halten."

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