Raketen, Drohnen, Bomben und andere Waffen Pershing 1A Rakete: Flugkörper der 1960er Jahre der NATO
Die
Luftwaffe der Bundeswehr verfügte mehr als ein
Vierteljahrhundert über
zwei voll mobile
PERSHING-Verbände:
Flugkörpergeschwader 1 in
LANDSBERG und
Flugkörpergeschwader 2 in
GEILENKIRCHEN.
Die Geschwader waren seit Anfang der
70-er Jahre der NATO unterstellt. Politisch wurden sie als Beitrag zur
nuklearen Abschreckung betrachtet. Die hier ausgestellten PERSHING System-Komponenten stammen aus dem Bestand des Flugkörpergeschwaders 2. Das Flugkörpergeschwader 1 hat ein Waffensystem für ein anderes Museum zur Verfügung gestellt.
Die Flugkörperverbande waren ab Mitte der
1960er Jahre zunächst mit dem Waffensystem
PERSHING 1 ausgerüstet. Seinerzeit waren die Waffensystem-Komponenten noch auf Kettenfahrzeugen montiert. Mit der Übernahme der grundlegend modernisierten Version PERSHING 1a
ab 1971 erfolgte unter anderem auch die Umrüstung auf Radfahrzeuge. Dies verbesserte die Mobilität beträchtlich. Etwa zeitgleich wurden beide Flugkörpergeschwader umgegliedert, personell und materiell einem erheblich erweiterten Auftragsumfang angepaßt. Eine Reihe von Modifizierungen hatte beachtliche Fortschritte hinsichtlich der Reaktionszeiten und der Treffgenauigkeit zur Folge. So gelangte beispielsweise ein neuer Schaltverteiler zum Einsatz, der das gleichzeitige Ankabeln von drei Startlafetten an einen Programmier- und Prüfstand und (erforderlichenfalls) auch das sequentielle Abfeuern der drei Flugkörper ohne Umkabeln ermöglichte.
Als nukleares Trägermittel mußte das Waffensystem regelmäßig technisch zertifiziert werden. Hierzu wurden unter anderem sogenannte “Jahresschießen” in den USA durchgeführt, die planmäßig alle schießenden Teileinheiten absolvieren mußten. So wurden unter akribischer Kontrolle von US-Dienststellen auf der
“Mc GREGOR RANGE” bis
1988 Flugkörper von
deutschen PERSHING-Einheiten gestartet.
Die bodengestützten, nuklearen PERSHING-Verbände der Luftwaffe mit je
36 Flugkörpern waren der NATO
unterstellt. Im Verteidigungsfall waren sie für den Einsatz im Rahmen der
NATO-Strategie “FLEXIBLE RESPONSE” vorgesehen. Ein bestimmter Prozentsatz dieser Kräfte wurde ständig in sogenannten
“Sofortbereitschafts-Stellungen” einsatzbereit geholten. Sie konnten in kürzester Zeit auf einen NATO-Einsatzbefehl reagieren.
In den beiden deutschen Sofortbereitschaftsstellungen wurden bis
1986 regelmäßig jeweils
neun Flugkörper auf Abschußplattformen
feuerbereit gehalten. Die nuklearen Gefechtsköpfe blieben dabei jedoch
unter Kontrolle des zugeordneten
US-Truppenteils.
Für die Freigabe eines Flugkörpers zum Abschuß waren außerordentlich
strenge Verfahren zu befolgen. Deren buchstabengetreue Einhaltung wurde ständig geübt und akribisch überprüft. Die Flugkörperverbände wurden zudem jährlich von der NATO hinsichtlich ihrer taktischen Einsatzfähigkeit überprüft. Überdies vergewisserten sich die US-Streitkräfte regelmäßig, daß die straffen Sicherheitsmaßregeln für den Umgang mit den Gefechtsköpfen gewährleistet blieben.
Neben den
beiden deutschen PERSHING-Verbänden (Luftwaffe) waren noch
drei US PERSHING-Verbände (Heer) auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland stationiert. Diese US-Verbände wurden nach dem
Nato-Doppelbeschluss von
1979 mit dem leistungsfähigeren Waffensystem
PERSHING 2 ausgestattet.
(ab 1983). Dieser Doppelbeschluss erfolgte als Reaktion der Einführung der SS-20 Raketen des Warschauer Paktes und führte seinerzeit weltweit zu heftigen Protesten.
Die aus der Nachrüstung resultierenden
Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der UdSSR führten schließlich
1987 zu einer
vertraglichen Vereinbarung über eine
ausgewogene Reduzierung vergleichbarer amerikanischer und sowjetischer Mittelstrecken-Raketensysteme
(INF-Vertrag).
Die Bundesrepublik Deutschland schloß sich noch
1987 dieser vertraglichen Regelung an, stellte die eigenen Flugkörper-Verbände
PERSHING im Oktober
1990 außer Dienst und
vernichtete die
Waffensysteme bis auf wenige Ausstellungsstücke.
[Links nur für registrierte Nutzer]