WDR / Stichtag / 12.08.08
12. August 2008 - Vor 110 Jahren: Die USA annektieren Hawaii
"Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, liebreizendes Wesen, das in schattigen Lauben wohnt" - Liliuokalani, die letzte Königin Hawaiis, hat das Abschiedslied "Aloha Oe" eigentlich für zwei Liebende geschrieben. Doch im Januar 1893 muss die dichtende und komponierende Monarchin ihre eigene große Liebe opfern:
Hawaii.
Um ein Blutvergießen zu verhindern, dankt sie nach einem
* Putsch ab. Die Befürworter einer
Angliederung Hawaiis an die
Vereinigten Staaten haben die
US-Flotte um
Unterstützung gebeten. Als ein
Kriegsschiff seine Kanonen auf den Königspalast von Honolulu richtet, gibt Liliuokalani die
Regierungsgewalt ab.
Die Königin wohnt bis an ihr Lebensende in ihrem Palast. Unter
Hausarrest sieht sie
machtlos zu, wie die Inselgruppe Hawaii zuerst zu einer
Republik und später
Teil Amerikas wird. Der Archipel besteht aus acht großen Inseln und mehreren hundert kleinen Atollen - 4.000 Kilometer westlich von Amerika und 6.000 Kilometer südöstlich von Japan gelegen.
Entdeckt und besiedelt wird Hawaii im fünften Jahrhundert von polynesischen Seeleuten. 1779 ankert der britische Entdecker James Cook erstmals vor den weißen Stränden der Vulkaninseln. Dauerhaft kommt die westliche Welt im März 1820 nach Hawaii: Die ersten Missionare treffen aus Neuengland ein. Den Hula-Tanz mit dem lasziven Hüftschwung lassen sich die Hawaiianer zwar nicht abgewöhnen, aber sie nehmen das Christentum an. Viele der Nachfahren der Missionare werden
Plantagenbesitzer und bauen
Zucker an. Das Land wird
aufgeteilt. Die Ureinwohner gehen praktisch
leer aus. Den
weißen Zuckerbaronen gehört Anfang der 1890er Jahre über die Hälfte der Ländereien. Billigarbeiter werden geholt: aus China, aus Japan, von den Philippinen.
Die
Zuckerbosse sichern sich immer mehr
Macht.
Derweil bauen die Amerikaner die Kontrolle im Pazifik aus.
Hawaii hat sowohl für den Handel als auch für das Militär
strategische Vorteile. Briten, Franzosen und Russen interessieren sich dafür.
Doch die USA erklären Hawaii zu ihrem alleinigen Einflussgebiet und verstärken dort ihre Militärpräsenz.
Den endgültigen Schritt, die Angliederung, aber wagt Washington noch nicht. Da nehmen Anfang der 1890er Jahre die
eingewanderten Amerikaner die Sache selbst in die Hand und
stürzen Königin Liliuokalani.
Präsident der provisorischen Regierung wird der Missionarssohn
Sanford Dole, Cousin des gleichnamigen
Ananas-Magnaten. 1894 ruft er die Republik Hawaii aus. Vier Jahre später ist es dann soweit: Am 12. August 1898 wird die hawaiianische Flagge eingeholt und das Sternenbanner gehisst. Hawaii ist
annektiert. Es dauert noch über
60 Jahre bis das Archipel der
50. und damit
jüngste Staat der USA wird.
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