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Chronos
Ethnologisch betrachtet sind die Taiwaner natürlich und logischerweise der Ethnie der Han-Chinesen zuzurechnen. Keine Frage, auch wenn es sich bei der ersten Generation mit Chiang Kai Shek und dessen Kuomintang überwiegend um Exilanten aus der chinesischen Provinz Fujian (gegenüber der Formosa-Straße) handelte. Aufgrund dieser Herkunft ist der Fujian-Dialekt ja auch heute auch noch quasi die inoffizielle Landessprache in Taiwan - gleichberechtigt neben Putonghua (bei uns als Mandarin bezeichnet).
Aber man hatte sich damals bei der Gründung des Staates "Republic of China" eben komplett vom Mainland abgenabelt und einen eigenen, neuen und vom Mainland unabhängigen Staat mit nationalchinesisch-politischer Ausrichtung gegründet. Sozusagen auch als Gegenentwurf zum strikten Kommunismus im Mainland.
Es kam doch schon öfter mal in der Geschichte vor, dass sich Landesteile oder Stämme vom Mutterland abkoppelten oder durch verschiedenste Einflüsse abgekoppelt wurden und eigene Staaten gründeten. Oder auch nur wollten, aber daran gehindert wurden. Denken wir nur an die Bestrebungen Kataloniens, des Baskenlandes, Korsikas, Schottlands usw., und vielleicht auch an die Schweiz, in deren nördlichen Teil die Alemannen viel mehr mit uns Süddeutschen verwandt sind, als mit den italienisch-rätoromanischen Graubündnern und Tessinern und den französischen Ethnien im Juragebiet. Trotzdem haben sich die heutigen Nordschweizer-Alemannen von Süddeutschland abgekoppelt und - zusammen mit anderen Bewohnern - die multiethnische Konföderation Helvetia als eigenen, neuen und unabhängigen Staat gegründet.
Es geht also, und weshalb sollte es im Konfliktfall Taiwan-Rotchina nicht auch gehen? Wer oder was gibt dem roten China das Recht, einem Teil seines Volkes, das einen eigenen Weg gegangen ist, die Unabhängigkeit zu verweigern oder abzusprechen?