Ich habe gestern Abend noch sehr lange, bis spät in die Nacht, mit unserem Cousin gesprochen, der drei Monaten im Donbass war als Frontsoldat.
Er hat sich in den Monaten sehr verändert. Sein Erscheinungsbild, seine Mimik und Gestik, sein Blick, alles ist anders geworden. Er war vor seinem Einsatz in der Ukraine noch mehr wie ein Junge. Ich mein, er ist 1994 geboren, also 6 Jahre jünger als ich. Aber jetzt wo er aus dem Donbass wiedergekommen ist, ist er richtig zum Mann geworden. Krieg verändert einen Menschen radikal. Er interessiert sich auch gar nicht mehr für Computerspiele, Autos oder Filme, sondern er macht viel Sport, ist viel draußen, liest klassische Literatur. Nachrichten über den Krieg liest er übrigens nicht - überhaupt nicht!
Jedenfalls war es wohl die Erfahrung seines Lebens - und wohl nicht die letzte.
Viel Schützenkontakt zum Gegner hatte er nicht, da es seine Aufgabe war, die genommenen Gebäude durchzukämmen und auf Nationalisten hin zu untersuchen. Da waren nicht mehr viele, weil sie recht schnell aus Sjewerodonezk geflohen sind, aber ein paar Mal meinte er, sei es schon kritisch geworden, als es zu direkten Kämpfen innerhalb der vielen Hochhäuser kam. Die Frage, ob er selbst Nationalisten erschossen habe, wollte er allerdings nicht beantworten. Ein Soldat nimmt solche Informationen bekanntlich mit ins Grab….
Die lokalen Bewohner haben die russischen Soldaten und die Lugansker Milizen jedoch in der stark überwiegenden Zahl der Fälle sehr warm empfangen und froh darüber, dass es endlich vorbei ist.