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Bolle
Betroffene berichten
Wo es Hilfe gibt, wenn die Impfung krank macht
Immer mehr Menschen mit Post-Vac-Syndrom in Selbsthilfegruppen
von: Astrid-Maria Bock
veröffentlicht am 09.04.2022 - 11:05 Uhr
Prof. Bernhard Schieffer vermutet, dass 25 000 Menschen deutschlandweit am Post-Vac-Syndrom leiden. Das heißt: Seit ihrer Corona-Impfung erleben sie Beschwerden, die ihr Leben stark einschränken.
BILD sprach mit Betroffenen, die sich gemeinsam in einer Selbsthilfe-Kontaktstelle organisiert haben. Sie fühlen sich übersehen und nicht genügend ernst genommen. Doch das soll sich jetzt ändern!
Was ist das Post-Vac-Syndrom?
„Ich werde seit einem Jahr nicht mehr richtig wach“, sagt Jörg B. (42). Bleierne Müdigkeit – ein Symptom, das Barbara Herzog (62) nur zu gut kennt. „Daran leiden alle Betroffenen hier“, sagt sie.
Herzog (62) ist Leiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle in Tübingen, hat eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Impfnebenwirkungen gegründet. Viele Betroffene haben einen Ärztemarathon hinter sich und wollen sich austauschen. Auch weil ihre Ärzte oft nicht weiterwissen und keinen Namen haben für das, was sie quält.
In Patientenforen im Internet werden die Beschwerden inzwischen unter dem Namen Post-Vac-Syndrom (dt.: Nach-Impfungs-Syndrom) zusammengefasst. Auftreten können Nervenschmerzen, neurologische Ausfälle, Schwindel, Lähmungserscheinungen, Herz- und Lungenprobleme, Thrombosen.
„Bei allen unseren Teilnehmern sind die Beschwerden nach einer Corona-Impfung neu aufgetreten“, weiß Herzog.
Normales Leben unmöglich
Jörg B. hat inzwischen alle Überstunden abgebaut und seinen Urlaub aufgebraucht. „Mehr als eine Stunde konzentriert arbeiten ist nicht möglich.“ Andere Teilnehmer, wie Carmen D. (58), können seit Monaten gar nicht mehr arbeiten.
Carmen D.: „Ich habe neurologische Ausfälle, mir klappen einfach die Beine weg.“ Schon wenige Minuten nach der Impfung habe sie gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Und Maria K. (40) hat seit der Spritze eine Thrombose hinter dem Auge. Die Folge: eingeschränkte Sehfähigkeit und massive Kopfschmerzen.
Zehntausende Betroffene
Im Februar gab es den ersten Aufruf, inzwischen melden sich Menschen aus ganz Deutschland bei Barbara Herzog. Sie suchen im Internet nach Angeboten und stoßen dabei auf die Tübinger Gruppe. „Das zeigt, dass es überall Betroffene gibt. Es besteht dringender Handlungsbedarf.“
Den haben auch Ärzte der Uniklinik Marburg erkannt und eine spezielle Post-Vac-Ambulanz eingerichtet. Seit Januar ist sie in Betrieb – und platzt schon jetzt aus allen Nähten. 800 Personen stehen auf der Warteliste, täglich erhalten die Mediziner 200 bis 400 Mails mit Anfragen.
Der Leiter, Prof. Bernhard Schieffer, spricht von einem „hochkomplexen Erkrankungsbild“, welches möglicherweise mit einem „immunologischen Defizit“ der Patienten in Zusammenhang steht. Man arbeite derzeit auch an einem Studienprogramm, weil bislang viel zu wenig bekannt ist.
Er schätzt, dass es deutschlandweit etwa 25 000 Betroffene gibt.
Erste Studie geplant
Auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für die Erfassung von Impfnebenwirkungen zuständig ist, will die Problematik jetzt in kontrollierten Studien untersuchen. Die Experten verweisen darauf, dass Ärzte und Betroffene nur einzelne Symptome und Reaktionen melden. Das mache die Erfassung komplexer Langzeitprobleme schwierig.
„Seit Beginn der Impfkampagne am 27. 12. 2020 wurden dem Paul-Ehrlich-Institut bisher knapp 50 Verdachtsfälle über ein Chronisches Erschöpfungssyndrom im zeitlichen Zusammenhang mit einer COVID-19- Impfung mitgeteilt.“ Bislang erkenne man daraus allerdings kein „mit einem Impfstoff assoziiertes Risikosignal“.
Barbara Herzog und die Betroffenen der Tübinger Selbsthilfegruppe sind trotzdem froh, dass Bewegung in die Sache kommt. Denn: „Die Beschwerden müssen endlich ernst genommen werden!“, so Herzog
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