Dann noch einmal Sternhell (Sternhell ist jüdischer Politologe und Historiker)
Die jahrelange Nichtbeachtung der Arbeiten Sternhells in Deutschland hat ihre Ursache mit Sicherheit darin, dass er den deutschen Nationalsozialismus bewusst aus der Gruppe der Faschismen und faschistischen Bewegungen ausklammert und nicht bearbeitet.
Für Sternhell kann der Nazismus »nicht als bloße Variante des Faschismus« behandelt werden.
Seine Betonung des biologischen Determinismus schließt alle Bemühungen aus, ihn als solchen zu betrachten«. Der Rassismus sei so wichtig und in einer solchen Radikalität vorgetragen worden, dass er das prägende Element für den NS sei, hinter dem die ideologischen Gemeinsamkeiten mit dem Faschismus verblassen würden.
Eine perfekte Illustration des Unterschiedes zwischen dem Nationalsozialismus und dem Faschismus ist für Sternhell das differierende Staatsverständnis. Verherrlichte der italienische Faschismus den Staat als eine »besondere Schöpfung des Geistes«, dem sich alles unterzuordnen habe, so sah der NS den Staat nur als Diener des Volkes – verstanden als natürliche Gemeinschaft und nicht als Summe aller Staatsbürger – sowie der Rasse.
Sternhell sieht die Wurzeln des Faschismus – er nennt diese Wurzeln den »Präfaschismus« – in den Jahren1880–1890 im französischen Intellektuellenmilieu gelegt.
Der Faschismus ist für Sternhell die politische Idee des (beginnenden) zwanzigsten Jahrhunderts.
Der Faschismus trat als erklärter Gegner aller politischen Strömungen des vorangegangenen Jahrhunderts auf.
Daher plädiert Sternhell dafür, Faschismus nicht einfach als reaktionär oder gar konterrevolutionär zu bezeichnen, stattdessen müsse der revolutionäre, nonkonformistische und avantgardistische Charakter des Faschismus ernst genommen werden.
Gerade wenn man den Faschismus als eine in sich kohärente Ideologie begreift und nicht zum Beispiel wie der Marxismus primär als Herrschaftsform einer Interessengruppe, hat er wie jede Idee einen oder mehrere ideengeschichtliche Ursprünge............usw.... »das Produkt der Verschmelzung des organischen Nationalismus mit der antimaterialistischen Marxrevision«.
Gerade die »antimaterialistische Marxrevision« macht für Sternhell einen wichtigen Teil des »Präfaschismus« aus.
Ohne sie ist der Werdegang vieler Faschisten aus der Linken in die damals neue Bewegung nicht erklärbar.
Dieser Übergang damals bedeutender Intellektueller von der radikalen Linken in die faschistische Bewegung, war kein Betriebsunfall einiger politisch Verwirrter, sondern erfolgte aus einer philosophischen Ablehnung des Marxismus durch einen damals nicht unbedeutenden Teil der nicht bzw. später antimarxistischen Linken in Frankreich und Italien.
Der Faschismus versuchteine umfassende [Links nur für registrierte Nutzer] der essentiellen Werte des humanistischen und rationalistischen Erbes der Aufklärung. Am Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Abwendung von der Aufklärung katastrophische Ausmaße an und fegte über weite Teile des kulturellen Europa hinweg. (Wiki)
Der Nationalsozialismus in Deutschland hielt im Gegensatz z.B. zur Stauffenberggruppe - welche die Ständegesellschaft und Rassentrennung wieder einführen wollten - den Individualismus, das wissenschaftliche und rationale Erbe der Aufklärung, sowie das Recht auf Privateigentum aufrecht.





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