
Zitat von
Hrafnaguð
Du bist doch einfach nur noch ein völlig kranker Psychopath. Ich habe keinen Hass auf alte Leute, hatte
ich nie, werd ich nie haben. Da wo andere Leute wegen ner Oma die ihr Kleingeld rausholt und es mühsam
abzählt fast ausflippen, da bin ich tiefenentspannt, weil ich weiß das ich vielleicht in 20 Jahren auch so dastehe.
Wo liest du aus der Akzeptanz des unweigerlichen Todes der JEDES Menschen geduldig harrt, Hass auf Alte
Menschen heraus? Ich kann dir noch eine Anekdote aus dem Altersheim erzählen. Essensausgabe. War immer
so ein Riesenwagen, manche wollte lieber auf den Zimmern essen als im Gemeinschaftsraum. Hab dann einer
ganz reizend lieben Oma ihr Essen aufs Zimmer gebracht und wollte nach ner Stunde wieder abräumen. War
kaum angerüht. "Aber Frau X, sie müssen doch was essen, sonst fallen sie uns noch ganz vom Fleisch!".
"Nein!" (Fußaufstampfen) "Ich muß nix mehr essen! Sterben muß ich!".
Meine Antwort?
"Gut, da kann ich nix gegen sagen, sie sind alt genug dazu, sie haben Recht!".
Weiß du wie die Reaktion war? Die hat aufgestrahlt wie eine Lampe! Endlich mal einer der es aktzeptiert.
Nicht sagt "Aber aber, wer will den ans Sterben denken, sie haben doch noch bestimmt ein paar schöne Jahre!".
Danach hatte ich bei ihr einen Stein im Brett, aber sowas von.
Ich hab die Oma unglaublich lieb gehabt. Und die Oma hat bei meinem Abschied bei (vorgezogenen...) Dienstende
bitterlich geweint.
Den Tod und das Sterben nicht zu aktzeptieren, das ist das Hauptmanko dieser gottlosen, entspiritualisierten Welt in der wir leben. Und wer den Tod fürchtet und nicht akzeptiert weil er an nix glaubt, der lebt auch nicht wirklich.
Meiner Oma, die noch lebt und die ich sehr gern habe, 96 ist sie, fast erblindet mittlerweile, kaum noch mobil,
im Altersheim hockend wünsch ich auch den Tod. Mit all der Liebe die ich für sie habe. Die will nicht mehr. sagt sie auch. Schon seit über zehn Jahren nicht mehr. Aber der Körper gibt einfach nicht auf und lebt einfach weiter.
Du projezierst nur deinen eigenen Horror vor deinem eigenen Tod auf diese am Ende ihres Lebens stehenden Menschen
drauf. Setzt dich mal hin, 1 JAhr, 3h/Tag, ganz still und meditier über den Tod, und nichts anderes. Das Sterben anderer, dein eigenes, irgendwann absolut unweigerlich kommendes Sterben und über die Gesetze des Lebenskreislaufs. Das entspannt und versöhnt auch mit dem Schnitter. Das hat bei mir vor 2.5 Jahren dazu geführt das bei einer akut lebensbedrohlichen Situation die Vorstellung das so Sani-Teletubbies die Treppe hochstürmen und mich in ein kaltes, neonbeleuchtetes Krankenhaus voller Maschinen stecken und auf den Kopf stellen und ich möglicherweise dann DA sterbe, ich auf den Anruf verzichtet habe und ins Za-Zen gegangen bin. War regelrecht schizo, die Erfahrung.
Der Geist, der den Tod akzeptierte und ihn sogar neugierig erwartete, der schaute dem vor Angst zitternden Zellhaufen völlig entspannt zu und beruhigte ihn. Zum Arzt hab ich mich am nächsten Morgen mit viel Mühen selbst geschleppt und erstmal einen Riesenanschiss kassiert warum ich nicht den Notarzt sofort gerufen habe. Dann haben sie mich sofort notfallmäßig zum Kardiologen geschickt, sofort nächster Tag Herzkatheter. Alles i.O. trotz typischer Laborparameter für so etwas. Wahrscheinlich psych. bedingtes "broken heart syndrome" und dem Schnitter wirklich nur knapp entronnen oder eben beinahe wieder in die Arme meiner Frau gekommen die schon drüben ist.
Die ist gestorben während wir direkten Blickkontakt hatten. Das war schon heftig. Aber es war gut das sie dann gestorben ist, auch das war eine Erlösung angesichts ihres Zustandes, der nur noch ein Schatten von der Frau war in die ich mich einst verliebte und mit der ich 16 Jahre zusammen war und ich für jede Sekunde dankbar war. Aber es gibt eben auch den Punkt wo jede Sekunde mehr nicht mehr zu danken ist, weil das geliebte Wesen eben auch schwer leidet und nur noch im Tode, den es dann zu akzeptieren gilt, die Erlösung ist.
Die Akzeptanz des Todes hat mehr mit Liebe zu tun als du dir es nur im entferntesten vorstellen kannst.