Ein treffender Kommentar in der SZ, der die auch hier geführten Diskussionen der letzten Tage nochmals zusammenfasst:
[Links nur für registrierte Nutzer]Trotzdem muss einem mulmig werden, wenn man sich anschaut, was in den vergangenen Wochen in den USA passiert ist. Ja, einerseits haben, wie man so sagt, die Institutionen gehalten. Trump und seine bizarre Truppe von Anwälten sind mit allen Versuchen gescheitert, das Wahlergebnis anzufechten oder auszuhebeln. Richter jeder politischen Couleur, bis hoch zum Supreme Court, haben ihre lächerlichen Klagen abgewiesen. In den entscheidenden Bundesstaaten haben republikanische Politiker die Attacken des Präsidenten auf die Wahl abgewehrt und die Demokratie verteidigt.
Andererseits ändert all das nichts daran, dass es diese Versuche und Attacken eben gegeben hat. Der amtierende Präsident der USA hat versucht, das Ergebnis einer freien und fairen Wahl zu kippen. Donald Trump hat seine Wiederwahl eindeutig verloren. Aber er hat diese Niederlage nicht nur nicht eingeräumt, sondern er hat versucht, durch Tricks im Amt zu bleiben, die vielleicht legal waren, aber in keinerlei Hinsicht legitim.
Und sehr viele Republikaner haben ihm - unter dem massiven Druck ihrer Wähler - dabei geholfen. 126 republikanische Abgeordnete schlossen sich vorige Woche einer Klage aus Texas gegen das Wahlergebnis an, die keine juristische Substanz hatte, sondern ein blanker parteipolitischer Stunt war, ein schamloser Angriff auf einen Eckpfeiler der amerikanischen Demokratie. Das war schon ein sehr dramatischer Moment in der jüngeren Geschichte der USA.
Und darin steckt eine Lehre, die andere Länder zu ihrem Leid gemacht haben: Demokratie überlebt nur, wenn es genügend Demokraten gibt. Dass Trump ein Demokratieverächter ist, wusste man. Seit voriger Woche ist allerdings auch nicht mehr ganz klar, ob die Republikaner noch eine demokratische Partei sind. Oder doch nur noch ein Kult, der einem Möchtegernautokraten huldigt.