Du vergisst hier die Steuerreform, die auch einige positive Aspekte beinhaltet. Ebenso halte ich die Neuverhandlung von NAFTA für notwendig, und er hat zudem einige Dinge verhindet, mit dem die Demokraten zugeschlagen hätten. Aber nein, von einem Wirtschaftskrieg hat kurzfristig niemand was, umgekehrt wurde der Status Quo immer problematischer, wie die deutsche Wirtschaft in ihren Handelsbeziehungen mit China gerade erfährt. Ich denke, in der Hinsicht sind die USA nur ein paar Jahre voraus, bevor ein ähnlicher Reflex in der EU greift.
Corona hat die Lage nun völlig verändert: Die irrwitzige Schuldenaufnahme der vergangenen Jahre war leider vergebens, im Gegenteil, es fehlt nun das Geld und der politische Wille, um in dieser Jahrhundertkrise gegensteuern zu können. Der Handelskrieg mit den Chinesen ging ins Leere, das Außenhandelsdefizit war unter Trump in jedem Jahr höher als unter Obama und vor Corona so hoch wie seit 15 Jahren nicht. Geschadet hat Trump damit vor allen den eigenen Farmern, die mit Milliarden Dollar gestützt werden mussten, damit sie nicht Pleite gehen. Die Industriearbeitsplätze wandern entgegen aller Ankündigungen und trotz aller Drohungen nach wie vor ins billigere Ausland ab.
Leider sehe ich hier auch keine einfache Lösung. Die Schuldenaufnahme war heftig, und ich war enttäuscht, dass seitens der Tea Party absolute Stille herrschte. Das war eigentlich schon belustigend. Nach Corona war es fast egal, wer da am Ruder gesessen hat, obwohl die Demokraten eher mehr zugeschlagen hätten, wenn man die derzeitigen Haushaltentwürfe betrachtet. Man darf ja nicht vergessen, dass der Haushalt primär eine Funktion des Kongresses ist. Das Aussenhandelsdefizit der USA steigt normalerweise, wenn sich die Wirtschaft verbessert. Diese Dynamik konnte auch Trump nicht ändern, denn es liegt schlicht am US-Konsumenten.
Auch Industriearbeitsplätze waren betroffen, und Farmen sehr schwer. Jedoch war die Arbeitslosigkeit bis Corona eher gering, aber wie du schon angemerkt hast, ziemlich teuer erkauft. Interessanterweise haben die Demokraten dem aber nichts entgegenzusetzen.
Auf die Aussenpolitik gehe ich mal nicht ein, denn sie ist für den US-Wahlkampf weitgehend irrelevant.
Das ist mehr oder weniger falsch, und sich sehe die EU und Deutschland hier als Negativbeispiel, da zu lange an alter Industrie festgehalten wird. Der Vergleich mit dem Ruhrgebiet passt rein ganz und gar nicht. Dies liegt daran, dass die US-Regionen im Rustbelt, ausser den wirklich grossen Städten, nie etwas anderes hatten als die Rohstoffe. Im Süden Ohios oder West Virginia wirst du nie eine Umstellung erreichen, denn die Lage ist einfach von der Siedlungs- und Infrastruktur zu ungünstig, wenn man nicht über Jahrzehnte hinweg Steuergelder verprassen will, ohne dadurch einen Gewinn zu erzielen. Das kann man in der Näher der Industrie- und Handelszentren deutlich preiswerter haben.Zurück zur Innenpolitik: Was in den USA fehlt ist eine langfristig angelegte und nachhaltige Industriepolitik, wie sie in Deutschland z. B. im Ruhrgebiet oder nach dem Fall der Mauer im Osten Deutschlands und allgemein in der EU praktiziert wurde und wird. Dafür braucht man aber einen langen Atem und die Erkenntnis, dass der Markt nicht alles von alleine regelt. Wenn die Demokraten das verstehen, werden sie auch die armen weißen Männer zurückgewinnen und die Spaltung des Landes überwinden. Von den Republikanern ist das wegen ihrer ideologischen Scheuklappen eher nicht zu erwarten.
Da hiflt nur ein Rückbau, aber der ist halt politisch nicht zu vermitteln.



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