Zitat Zitat von Praetorianer Beitrag anzeigen
Es tut mir leid, mittlerweile hat sich im Forum ein Kult um Putin entwickelt, der genauso nur noch ideologiebeschränkt ist, wie der der Putinhysteriker aus der Presse.

Dabei ist die Frage, ob Putin nun wirklich so einen Mord anordnet oder nicht, natürlich nicht zu beantworten. Die Vergiftung mit einem Nervengift, was nichtmal ein milliardenschweres Drogenkartell in Mexiko in nem typischen Superlabor synthetisieren und dann sicher damit arbeiten könnte, geschweige denn irgendeine IS-Klitsche macht den Kreis der Verdächtigen überschaubar. Wäre das jetzt ein Einzelfall, ok, da wäre vieles denkbar.

Fakt ist, wenn ein ausländischer Geheimdienst oder irgendwelche Terrororisten einen Nervenkampfstoff in Russland unter ihrer Kontrolle hätten und in Russland damit frei operierten, würde kein Stein auf dem anderen bleiben. Dazu würde auch niemand mehr Russland auffordern können, so schnell und so hart, wie da die Reaktion der Behördern wäre. Du kannst auch sicher sein, wenn bei dem Tiergartenmord Russland wirklich Opfer einer false flag operation geworden wäre, wären jetzt Sonderermittler aus Russland in Berlin und Russland wäre der Akteur, der Druck machen würde.

Ob Putin jetzt flucht, dass irgendein steinreicher Oligarch sich die nötigen Leute bestochen und sich gerächt hat, dass der Nawalny ihn angeprangert hat und nun nur zähneknirschend abwiegelt, weil er sichs mit dem nicht verscherzen kann oder will oder ob er selbst die Symbolwirkung erzielt hat, die er haben will, sei mal dahingestellt.

Und natürlich ergibt es Sinn, an Regimegegnern symbolträchtig ein Exempel zu statuieren. Besonders dann, wenn man ihnen klarmacht, dass man sie in London genauso erwischt wie im Berliner Tiergarten. Es wäre ein Leichtes, Nawalny einfach nur verschwinden zu lassen. Oder ihn einfach mit Cyankali oder Natriumcyanid ins Jenseits zu befördern, wo dann der Verdacht mitschwingt, aber es letztlich jeder gewesen sein könnte. Hier hat jemand seine Signatur drunter gesetzt.
Das ist natürlich eine legitime Sicht der Dinge. Nicht meine, aber ich kann den Gedankengang nachvollziehen. Ich bin allerdings der Auffassung, dass Putin diesen Beweis gar nicht mehr antreten muss, er hat ihn ja nun schon öfter als ein Mal erbracht. Das wäre etwas anderes, wenn sich über dieses Argument hinaus andere Gründen finden ließen, Nawalny jetzt zu eliminieren. Es aber "nur" zu tun, um darauf hinzuweisen, dass es machbar ist, und dass es jeden überall und zu jeder Zeit treffen kann, ist - in meinen Augen - dünn. Was das Werkzeug angeht, stimme ich dir durchaus zu, so es sich denn um diese Substanz gehandelt hat, kommen dafür nur wenige Urheber in Frage, und Russland ist die wahrscheinlichste Antwort auf die Frage nach dem "wer".

Wo ich nicht mehr zustimmen kann ist, dass in Russland kein Stein auf dem anderen bliebe, hätte irgend jemand außer staatlichen Stellen Zugriff auf solche Kampfstoffe. Ich kann mich gut erinnern, wie das in den Jahren nach dem Zusammenbruch der UDSSR war. Wenn ein Jedermann wie ich hätte Kriegswaffen kaufen können, was konnten damals dann Nachrichtendienste beschaffen? Und noch heute lässt sich in Russland manches in Bewegung setzen,. man muss nur die entsprechenden Rädchen in der Maschinerie kennen und gut "schmieren". Ein US-Nachrichtendienstler hat es vor ein paar Jahren als "schieres Wunder" bezeichnet, dass nicht selbst Kernwaffen den Weg auf den Schwarzmarkt erfolgreich gefunden haben, deswegen würde ich zumindest nicht ausschließen, dass sich auch chemische Kampfstoffe im Besitz von Leuten befinden könnten, bei denen man es nicht erwarten würde.

Aber genug relativiert, ich sagte ja an verschiedenen Stellen hier schon, ich traue Putin solches Vorgehen ohne weiteres zu. Hier fehlt mir "nur" der Glaube an eine entsprechende Motivation dazu, Nawalny ist im Moment - zumindest, soweit sich das aus der Ferne beobachten lässt - einfach nicht bedeutend genug. Und ich gehe außerdem davon aus, dass jemand, den Putin tot sehen möchte, am Ende auch genau das ist, nämlich tot. So wie der, den es im Tiergarten erwischt hat, und nicht wie Nawalny, der das ganze aller Voraussicht nach überleben wird, offenbar sogar, ohne Folgeschäden davon zu tragen.