Eine Rezension aus Amazon
Zusatz, 4.12.16
Inzwischen gibt es eine erste "offizielle" Äußerung zu diesem Buch. Sie erschien am 29.11.16 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und wurde von Dr. Rolf-Dieter Müller verfasst, einem ehemaligen Direktor des Militärgeschichtlichen Forschungsamts in Potsdam.
Müllers Kommentar ist ein Beispiel für die völlig fehlende Bereitschaft der beamteten deutschen Historiker, sich mit den von Schwipper in seinem Buch behandelten Fragen auseinanderzusetzen; in diesem Falle hat man sicherheitshalber einen Pensionär in die Schlacht geschickt. Aber auch dessen Elaborat ist wenig eindrucksvoll, schon das erste Wort, "Verschwörungstheorien", bezeugt Müllers Unwillen, sich mit Schwippers Buch ernsthaft zu befassen.
Er bestreitet, dass die Rote Armee für einen solchen Angriff auf den Westen überhaupt in der Lage war, da sie ja schon 1939 im Krieg gegen Finnland nur einen mäßigen Erfolg feiern konnte, sagt aber nichts zu der Frage, wie und warum die Roten Armee, allein in den von der Wehrmacht bis Oktober 1941 eroberten Gebieten mindestens 5 Millionen Soldaten stationiert hatte. Man muss sich doch vor Augen halten, dass die Wehrmacht schon 1941, in weniger als einem halben Jahr, drei Millionen sowjetische Gefangene machte, dass ohne Zweifel eine weitere Million Rotarmisten in den Kämpfen getötet wurden und vermutlich mindestens eine weitere Million den deutschen Angriff überlebte, denn sonst wäre 1942 kein Widerstand gegen die Wehrmacht mehr möglich gewesen.
(Anmerkung, 18.3.17: Im Zusammenhang mit der Stärke der Roten Armee im Sommer 1941 ist auch bemerkenswert, dass letztere in der Lage war, sich im August 1941 - also noch während ihres Rückzuges - mit etwa 120 000 Mann und 1000 Panzern (allerdings von Typ T 26) am britischen Angriff auf den damals neutralen Iran zu beteiligen. Näheres dazu kann man in der allwissenden Wikipädie nachlesen).
Um all diese Probleme zu verbergen greift Müller auf das primitivste aller Argumente zurück: er spricht Schwipper seine Qualifikation zu einer solchen Analyse rundweg ab und sagt zum Inhalt des Buches praktisch gar nichts. Also, wenn das alles ist, was man an Argumenten aufbieten kann, darf der Leser Schwippers Darstellung guten Gewissens akzeptieren.




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