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derNeue
Börsenpsychologie
In kaum einem anderen Bereich des täglichen Lebens ist der Schritt von der Erkenntnis zur Handlung dermaßen schwer wie an der Börse.
Die alles entscheidenden Fragen "Wann kaufe ich?" und "Wann verkaufe ich?" sind eigentlich von der Logik her mit einiger Erfahrung und Wissen, oder auch nur durch den guten Rat eines anderen, relativ leicht zu beantworten.
Das Problem ist letztendlich immer die Umsetzung, und die betrifft jeden, egal, wie lange er schon dabei ist.
Wer z.B. einem Crash entgehen möchte, darf bekanntlich nicht erst dann verkaufen, wenn dieser schon begonnen hat. Er muß es vorher tun, wenn alles noch positiv erscheint, wenn niemand sonst an das Verkaufen denkt. Eine solche Situation zu erkennen, ist im Grunde gar nicht mal so schwer. Schwer vielmehr ist es, sie umzusetzen. Das ist so, als wenn man bei strahlendem Sonnenwetter zu einem Spaziergang an die Luft geht, und einen Regenschirm mitnimmt. Oder, noch ein besserer Vergleich: wie ein Hund, dem ein übel meinendes Herrchen einen Wurtstzipfel hinhält. Der Hund weiß aus Erfahrung: wenn ich mir den Wurtszipfel hole, bekomme ich vielleicht einen Tritt. Schafft er es dann, zu verzichten?
In eine Schönwetter-Situation zu verkaufen, fällt deswegen so schwer, weil wir immer mehr erwarten, gerade weil die Aktie schon so gut gelaufen ist. Die Gier hindert uns daran, logisch zu handeln, wir haben Angst, etwas zu verpassen. Umgekehrt ist es die wieder Angst, die uns daran hindert, am Tiefpunkt zu kaufen. Der Verstand sagt es uns, aber wir handeln nicht danach. An der Börse muß man lernen, über seinen Schatten zu springen. Das gelingt nicht allen, auch nicht mit langer Erfahrung. Ich habe damit immer noch große Probleme und bin sicher nicht der einzige.
Wie auch immer: der erste Schritt zur Besserung ist wie immer die Erkenntnis des Problems: Die Erkenntnis, uns nicht von unseren Gefühlen steuern zu lassen. Auch nicht von einer grundsätzlich immer optimistischen oder auch permanent pessimistischen Grundhaltung. Beides ist an der Börse verhängnisvoll.
Beim daytrading ist das letzlich dasselbe: wer eine gute Strategie hat,braucht vor allem eins: Disziplin, sie umzusetzen. Nur so wird man erfolgreich. Stur an die Regeln halten, Gefühle möglichst ausschalten. Sonst fängt man früher oder später entweder an zu zocken oder man wird überängstlich. Man hält sich nicht mehr konsequent an Stoppkurse, das Prinzip Hoffnung ersetzt die Analyse. Und nichts ist gefährlicher beim Kurzzeittrading. Und auch bei der Anlage.