Warum cash und Anleihen derzeit keine gute Idee sind
Einen Crash an den Assetmärkten kann man umgekehrt auch interpretieren als eine Explosion der "Assetklasse cash". Die Anleger flüchten in cash, nicht, weil sie es benötigen, sondern weil sie fürchten, daß ihr Asset gegenüber cash noch weiter fallen wird. Geld ist nunmal die Bezugsgröße, an der der Wert aller Assetklassen gemessen wird.
Seit 2008 spätestens, aber eigentlich schon seit 1987, begegnen die Notenbanken einem solchen "Cashnachfrage" mit einer exzessiven Ausweitung desselben. Der damals gerade neu eingesetzte FED-Chef A. Greenspan sagte seinerzeit: "Ich habe die Märkte in Geld gebadet"
Auch heute wird das wieder genau so gemacht, in einem Ausmaß, wie es nie zuvor der Fall war. Die EZB kauft jetzt praktisch hemmungslos Anleihen, sie unterscheidet nicht mehr nach Bonität, nach Aufteilung von Ländern usw., wie das bisher der Fall war. Die Bilanzsumme aller Zentralbanken im Euroland dürfte sich dabei von aktuell 4,7 Billionen Euro wahrscheinlich noch einmal verdoppeln.
Für die Schulden etwa Italiens, die bereits vor Corona 130% des BIP betragen hatten, gilt dasselbe. Diese Schulden werden nie zurückgezahlt. Sie bleiben ewig in den Bilanzen der Notenbanken, indem sie bei Fälligkeit einfach verlängert werden. Das ist schon seit 2008 so und kommt in seiner Wirkung einem Schuldenschnitt gleich. Auslaufende Anleihen werden einfach durch neue ersetzt. Die Notenbanken gehören den jeweiligen Staaten. Für den Teil, der auf Staatsanleihen entfällt, sind die Staaten also sozusagen bei sich selbst verschuldet. In Japan z.B. hält die eigene Notenbank bereits 50% aller japanischen Staatsanleihen.
Viele fragen sich nach wie vor, wieso eine derartige Vorgehensweise nicht längst zu einer Inflation geführt hat. Allerdings haben Vermögenswerte wie z.B. Immobilien ja schon inflationiert, die Inflation kam bisher nur noch nicht bei den Konsumgütern an. Der Grund sind die gewaltigen Produktionskapazitäten, die Überproduktion und die Globalisierung sowie auch die ständig fortschreitende Rationalisierung der Produktion, die ständig für einen harten Wettbewerb und niedrige Konsumgüterpreise sorgten. So auch etwa nach der Geldmengenausweitung 2008.
Aktuell allerdings sieht die Lage anders aus: erstmalig kommt es zu einem realen Stillstand der Produktion weltweit. Lieferketten brechen zusammen und wenn dieser Zustand länger anhält, könnte sogar eine Mangelwirtschaft, zumindest aber ein starker Rückstau der Nachfrage, die Folge sein.
Die Globalisierung, der wichtigste Garant für niedrige Preise bisher, wird wohl nicht direkt rückabgewickelt, bekommt durch Corona aber einen starken Dämpfer.
Unter diesen Umständen ist es mehr als wahrscheinlich, daß es bald zu einer deutlichen Inflation der Gebrauchs- und Konsumgüterpreise kommen wird.
Sachwerte sind daher für den Anleger das Mittel der Wahl. Wer auf großen Cashbeständen oder auf Anleihen sitzt, wird der Verlierer sein.
Aber auch bei Sachwerten muß man unterscheiden: Immobilen werden meiner Ansicht nach eher fallen. Durch die Einnahmeausfälle, die der Stillstand der Wirtschaft und Geschäftstätigkeit mit sich bringt, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit, werden viele kleine Immobilienbesitzer gezwungen sein, zu verkaufen. Die Kredite auf das eigene Häuschen können vielleicht nicht mehr bedient werden etc.
Erstmals seit langer Zeit müssen wir mit einer realen und starken Inflation in unserem täglichen Leben rechnen. Dies wird sich auf die Stimmungslage in der Gesellschaft sehr negativ auswirken.