Leiter des Gesundheitsamts den Tränen nahe
Bereits zehn Tote imCorona-Seniorenheim
29 Bewohner positiv getestet, 33 Mitarbeiter ebenfalls mit Virus infiziert +++ OB: Mitarbeiter „kennen kein Wochenende, keinen Feierabend mehr“ +++ Evakuierung erwogen
von: JÖRG VÖLKERLING veröffentlicht am 25.03.2020 - 14:03 Uhr
Würzburg –
Dramatische Situation im Würzburger Seniorenheim Ehehaltenhaus/St. Nikolaus: Von den 149 Bewohnern wurden 29 positiv auf das Coronavirus getestet, am Montagabend starb eine über 80-Jährige, sie ist damit das zehnte Corona-Opfer.
Dies wurde am Mittwochvormittag auf einer Pressekonferenz in Würzburg mitgeteilt.
Zehn der positiv getesteten Senioren sind in Kliniken zur intensivmedizinischen Betreuung untergebracht. Die bislang Verstorbenen sind laut Aussage des Seniorenheims alle hochbetagt und hatten mehrfache Vorerkrankungen.
Schlimm: Auch zahlreiche Pflegekräfte sind mit dem Erreger infiziert. Von den 42 Fach- und 44 Hilfskräften seien 33 positiv getestet worden.
Selbst bei Stiftungsdirektorin Annette Noffz liegt nun der Verdacht auf eine Infektion mit dem Virus vor. Sie wurde daher bei der Pressekonferenz vom Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) vertreten, der auch Vorsitzender des Stiftungsrats Bürgerspital, Träger des Seniorenheims, ist.
Dramatische Belastung für das Personal
Die Infektionswelle bedeute eine enorm hohe Arbeitsbelastung für die gesunden Mitarbeiter des Altenheims. „Sie kennen kein Wochenende mehr, keinen Feierabend, um die Einrichtung am Laufen zu halten“, so der Würzburger Oberbürgermeister Schuchardt.
Schuchardt weiter: „Ich habe auch die Bundeswehr zur Unterstützung angefordert. Diese Woche wurde mitgeteilt, dass das angeforderte Sanitätspersonal nicht zur Verfügung steht.“
Aufgrund der dramatischen Lage wurde die Geriatrie des Bürgerstifts stufenweise heruntergefahren und der Chefarzt in das Seniorenheim abgezogen. Zur Lage vor Ort sagte Schuchardt:
„Ein Großteil der Bewohner dort ist dement. Die können sie nicht fixieren oder im Zimmer einschließen, aus Brandschutzgründen schon. Wir haben Bewohner, die sitzen im Zimmer; andere sind mobil im Haus unterwegs.“