Zitat Zitat von Differentialgeometer Beitrag anzeigen


Tatsächlich ist es so, dass Banken auch gut und gerne mit negativen Zinsen leben können. Die müssen nur gucken, dass der Spread zwischen ihrem Funding (also das Geld, was sie sich leihen) und ihrer Marge (was sie mit dem verliehenen Geld verdienen) positiv ist. Natürlich ist es "intuitiv" "normal", dass Zinsen größer/gleich Null sein müssen, aber dem liegt ein naives Verständnis des physischen Geldes zugrunde. Geld ist halt im modernen Finanzwesen lediglich eine Sache, die ihren Wert von den Menschen verliehen bekommt, die ihm diesen Wert zuschreiben. Technisch ausgedrückt: Es ist lediglich eine Reihe von sich aufhebenden Einträgen in einer Bilanz.... Deswegen sind die Zinsen an sich den Banken egal.

Die Banken müssen lediglich drauf achten, dass Ihre Pricing- und Risikomodelle und Marktdaten weiterhin funzen (bspw. kam mit den negativen Zinsen das Ende der log-normal quotierten Swaption-Volatilities, denn ein log-normal verteilter Prozess kann nicht negativ werden)....
So ist es. Zur Vollendung wäre es in der Praxis noch notwendig ( wenn auch meines Erachtens nicht wünschenswert), Bargeld abzuschaffen. Die klassische Methode der Refinanzierung von Banken (funding) sind bekanntlich Kundeneinlagen. Würden die Banken tatsächlich Marktzinsen oder sogar darüber hinaus eine Zinsmarge auf ihre Einlagen verlangen, wären Kunden versucht, alternativ Bargeld zu halten.
Ab einer bestimmten Schwelle wären auch Banken selbst versucht, systematisch Tresore zu errichten, um die EZB-Einlagenfazilität bzw. den Marktzins zu sparen.