Zitat Zitat von Demokrat Beitrag anzeigen
Ich stehe auch für ein geeintes Europa. Allerdings sehe ich da einige Unterschiede zu deinem Modell, aber auch Gemeinsamkeiten.

1. Europa sollte in geschlossene Kulturregionen untergliedert werden, die zusammen einen föderalen Staat bilden.

2. Dafür müssten Grenzen, die heute solche Regionen durchschneiden, teilweise völlig neu gezogen werden.

3. Innerhalb der Regionen sollten die eigene Sprache und die eigenen Traditionen gefördert werden, damit der reiche Schatz unterschiedlicher Kulturen erhalten bleibt.

4. Alle Kinder sollten in der Schule eine gemeinsame Zweitsprache lernen - z.B. Esperanto, damit sich kein Gründerland übervorteilt sieht - damit sich alle Europäer verständigen können. Diese Sprache sollte auch erste Amtssprache werden, und in jeder Region zusätzlich die dortige(n) Regionalsprache(n).

5. Zentrale Elemente sollten auch zentral geregelt werden, z.B. die gemeinsame Außenpolitik oder auch die Finanz- oder Umweltpolitik.

6. Es bräuchte eine gemeinsame Armee, die gut durchwachsen organisiert sein müsste, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

7. Alle Regionen entsenden gemessen am jeweiligen Proporz Abgeordnete ins gemeinsame Parlament, zusätzlich hätte jede Region ein eigenes Parlament.

Um das Ganze auf den Weg zu bringen, halte ich ebenfalls Deutschland und Frankreich für am geeignetsten, aber man sollte noch die Benelux-Staaten hinzuziehen. Abgesehen von Norditalien wäre das ungefähr das Reich Karls des Großen, der wohl unumstritten als Gründer Europas steht, und insofern wäre das ein schöner symbolischer Akt, zumal die anderen damaligen europäischen Länder (soweit christlich) Kaiser Karl überwiegend die Treue geschworen hatten und seine Vasallen waren. Davon ausgehend könnten die übrigen europäischen Staaten nach und nach beitreten.

Und was die Kulturregionen betrifft, so könnte ich mir z.B. für Norddeutschland vorstellen, dass Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, die Niederlande und Flandern eine gemeinsame Region bilden könnten, in der sowohl Niederdeutsch als auch Niederländisch gesprochen würde. Als alte Nordsee-Anrainerstaaten verbindet sie eine gemeinsame Tradition, die weit in die germanischen Ursprünge zurückreicht.

Auch ein durchaus überlegenswertes Modell, das du hier aufzeigst.


Ich bin allerdings gegen ein föderales Europa. Warum? Weil Föderalismus nichts anderes ist als eine "moderne Kleinstaaterei mit autonomer Note".

Wie schwer es war, aus dem germanischen, vielstämmigen Herzland Europas Nationen zu schmieden, zeigt unsere europäische Geschichte.

Als England, Frankreich, Spanien sich schon relativ unitäre und teilweise absolutistische Reiche gaben, war auf dem Territorium unseres heutigen Deutschlands lediglich ein kleinstaatlicher Flickenteppich, die die Herrschaftsgebiete regionaler Feudalherren abbildeten.

Die Germanischen Völker standen noch nie in dem Ruf, sich als Verfechter einer einzigen völkisch-nationalen Idee hervor zu tun. Man erinnere: Die Krone des preußisch-dominierten Kaiserreiches musste Wilhelm I. geradezu aufgezwungen werden!

Föderalismus ist letztlich nicht mehr als eine Reminiszenz genau diese Völkisch-Zänkischen, ein Tribut an überkommene "Stammesbefindlichkeiten".

Wie es anders geht, was einen völkischen Unitarismus betrifft, haben uns die Franzosen über Jahrhunderte hinweg vorgemacht:

Departements staat Bundesländer, Verwaltungszentralismus statt föderaler Dezentralismus!

Die von dir angesprochen Regionen samt den dort vorherrschenden Traditionen sollte ganz bewusst keine Entsprechung auf völkisch-politischer Ebene haben, aber sehr gerne auf völkisch-traditioneller!

Wenn in einem neuen Großeuropa, was lediglich föderal angelegt wäre, der Föderalismus lediglich die Grenzen des alten Frankreichs abbildete oder - um bei deinem Beispiel zu bleiben - ein neu formierter föderaler Nordstaat politisch gebildet werden müsste, so sehe durch die Entstehung eher Probleme als politisch-völkische Lösungen.

Alles, was du über gemeinsame Streitkräfte sagst, begrüße ich hingegen uneingeschränkt.

Zur Sprache: Es gäbe nur drei Amtssprachen: englisch, deutsch, französisch. Jegliche andere Sprache darf selbstverständlich gesprochen werden. Aber jeder Europäer muss und wird diese drei Amtssprachen beherrschen. Ähnlich, wie es in der Schweiz gehandhabt wird.

Sollte es zu einer dauerhaften Assoziation mit Russland kommen, was wünschenswert wäre, so nähme man das Russische als europäische Amtssprache mit auf.