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Der Hirnforscher Prof. Bartzokis der Universität von Los Angeles in Kalifornien (UCLA) hat seit Jahren Indizien dafür gesammelt, dass die bisherige Erklärung zur Entstehung der Alzheimer-Krankheit nicht stimmen könnte.
Bartzokis ist überzeugt, dass Generationen von Wissenschaftlern an der falschen Stelle nach Therapiemöglichkeiten gesucht haben: "Wer Alzheimer hat, der hat keine Schwierigkeiten mit Proteinablagerungen im Gehirn. Was ihn krank macht, sind Defekte an der Isolierung der Nervenfortsätze, an den sogenannten Myelinscheiden." Diese Defekte entstünden, weil das Gehirn mit fortschreitendem Alter die Myelinschicht immer schlechter instand halten könne. Abhilfe könnte ausgerechnet eine bessere Versorgung mit Cholesterin schaffen – ein Stoff, der bisher in der Öffentlichkeit eher mit zu hohen Werten im Blut von sich reden machte.Bartzokis rüttelt an einem weltweit anerkannten und bisher als gesichert geltenden Erklärungsmodell und stellt damit auch die gesamte bisherige Therapie-Entwicklung infrage. Hätte er recht, würde dies bedeuten, dass Milliarden an Forschungsgeldern in den Sand gesetzt wurden. Fest steht: Bartzokis' These würde nicht nur einige rätselhafte Puzzleteile des Krankheitsbildes erklären helfen, sondern auch die Entwicklung von neuen, vielleicht sogar vorbeugend wirkenden Medikamenten ermöglichen. Etwa 50 Milliarden Euro, so viel wie der gesamte Staatshaushalt von Bayern, fließen jährlich in die Alzheimer-Forschung. Neun von zehn unterstützten Laboratorien suchen nach Wegen, den Plaques den Garaus zu machen. Vor allem bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen die Ablagerungen haben sich die Forscher ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Doch als Bartzokis 2003 hochauflösende Bilder der Magnetresonanz-Tomografie (MRT) von 300 Patienten auswertete, kamen ihm erste Zweifel an der Plaque-Theorie.
Die Verknüpfung von Kapital und Wissenschaft ist problematisch, wenn die Resultate der reinen Forschung zu früh getätigte Investitionen der Industrie obsolet machen. Dieses Dilemma zu vermeiden erfordert von Seiten der Industrie gut informierte Entscheidungsträger in den Führungsetagen, die am besten selber mal in der reinen Forschung tätig waren!