...dass sich die Union -die nach Aussage von Volker Kauder ja "keine konservative Partei" (mehr) ist- auf einem "Linkstrend" befindet, ist ja eine Sichtweise, die nicht nur von den Betreibern verschrobener, kleiner Weblogs vertreten wird. Viele Linke und Linksliberale sehen das selbstverständlich anders, aber darum soll es hier auch nur am Rande gehen.
Meine Frage ist hingegen folgende: Würde die Union tatsächlich profitieren, wenn sie wieder vermehrt auf "konservative Werte" setzen würde? Zumindest liest man immer wieder, daß die schlechter werdenden Wahlergebnisse für die Union darauf zurückzuführen seien, daß sie sich von diesen Werten entfernt habe. In Kommentaren und Nebensätzen findet sich diese Feststellung bei der FAZ genauso wie bei der Welt, bei P.I. genauso wie bei kath.net.
Natürlich herrscht Uneinigkeit darüber, was genau diese "konservativen Werte" eigentlich seien sollen.
Zu Beginn will ich mal von der Webseite der "Aktion Linkstrend soppen" zitieren:
[Links nur für registrierte Nutzer]Als Volkspartei mit christlich-konservativen und marktwirtschaftlichen Positionen ist die CDU seit Konrad Adenauer und Ludwig Erhard groß geworden und erfolgreich gewesen. In den letzten Jahren hat sie jedoch wesentliche Grundpositionen aufgegeben. Immer mehr Mitglieder und Wahlbürger rücken von einer Partei ab, deren Führung
den Marsch in den Schuldenstaat (aktuell 20.000 Euro Schulden pro Kopf!) ungebremst fortsetzt und Familien mit Kindern und eine bedrängte Mittelschicht mit immer größerer Steuer- und Abgabenlast beschwert;
sich linke Gesellschaftspolitik zueigen macht, ob bei der Geschlechterumerziehung des "Gender Mainstreaming", Homo-Ehe oder der Gängelung von Unternehmen durch das "Antidiskriminierungsgesetz";
eine gescheiterte Multi-Kulti-Integrationspolitik weiter vorantreibt, die selbst Sozialdemokraten wie Thilo Sarrazin als illusionär entlarven;
in immer mehr Bundesländern linke Schulpolitik mitträgt, statt konsequent das bewährte, differenziert gegliederte Schulwesen zu verteidigen;
mangelhaften Einsatz für eine überfällige würdige Erinnerung an die deutschen Opfer der Vertreibung zeigt;
es unterläßt, die hunderttausendfache "straffreie" Kindestötung durch Abtreibung beim Namen zu nennen und für konsequenten Lebensschutz einzutreten;
sich scheut, der Gefahr der Islamisierung entgegenzutreten, das christliche Erbe zu verteidigen und dem EU-Beitritt der Türkei eine klare Absage zu erteilen.
Würde die Union aber profitieren, wenn sie sich dem "Marsch in den Schuldenstaat" widersetzen würde, sich gegen Abtreibungen und für die "würdige Erinnerung an die deutschen Opfer der Vetreibung aussprechen würde"?
Ich kann mir das nicht vorstellen.
Und ich kann mir grundsätzlich nicht vorstellen, daß die Union von einer konservativen Profilierung profitieren würde - zumindest, wenn darunter eine Betonung des Christlichen (im Sinne der christlichen Religion, nicht im Sinne der "Tradition") und eine Betonung des Ordoliberalismus oder der Angebotspolitik verstanden werden.