Ich möchte ausgehend vom einem Mitscherlich-Text folgendes zur Diskussion stellen:
"Recht besehen geht es bei dem Streit um Theismus und Atheismus heute nicht um die Schlüssigkeit von Beweisen für die Existenz, für die Nicht-Existenz, für die Mitteilungsart Gottes, also nicht um theologische Probleme im engeren Sinn, sondern es geht um das Verhalten der Menschen und die Normen eines verantwortlichen Lebens und wovon sie sich herleiten.(...)
Der bürgerliche, streitbare und nicht selten platte Atheismus ist aus den sozialen Verhältnissen, der Form der Besitzaufteilung erwachsene Rebellion, Haß gegen die Vaterautorität; aber verborgen lebt dahinter die Sehnsucht nach dem omnipotenten Vater weiter, von dem man sich betrogen und vernachlässigt fühlt.
(...)
Der kommunistische Atheismus (...) hat die idealisierten Glaubensbedürfnisse auf "Wissenschaft" übertragen. Der Glaube an Wissenschaft hat viel von magischen und fetischistischen Zügen an sich. Intellektuelle Wunderkinder, die mit Sputniks und Venussonden spielen, können sonst durchaus hörige Kinder bleiben.
(...)
Denn von Atheismus im Ernst zu sprechen- als einer sozialen Wirklichkeit- hat doch nur dann Sinn, wenn sich mit ihm neue Formen der Ordnung abzeichnen (...)."
A. Mitscherlich: Thesen zu einer Diskussion über Atheismus
Nach dem Lesen vieler Beiträge bei Brennpunkt Religion erstaunt der tatsächlich religiöse Eifer der sogenannten Atheisten, ich halte den Atheismus, wenn er an eine "Wissenschaftsgläubigkeit" gekoppelt ist, für einen Rückfall in infantile Formen des Welterlebens.