Mit der Einführung der Demokratie rückte das ganze Volk in die Stellung des Souveräns vor. Jeder Wähler erhielt seinen Anteil an der Souveränität, mit den entsprechenden Rechten auf Unterhalt. Die Garantie eines Existenzminimums für jeden Wahlbürger ist nichts anderes als die Apanagen, die einst den Mitgliedern einer königlichen Familie gezahlt wurden. Was aber, wenn die Staatseinkünfte für solche Apanagen der mehr werdenden unterstützungsbedürftigen Souveränitätsrepräsentanten nicht mehr ausreichen? Wir wissen, wie ungnädig Souveräne werden, wenn die Mittel nicht mehr fließen.Da müssen die vorsichtigen Versuche der europäischen Bürokratie, die Volkssouveränität einzuschränken und gleichsam verblassen zu lassen, aufmerksam machen. Den Bürgern ihre Wählerstimme zu entziehen, diesen Gedanken würde niemand aussprechen, aber sie sanft zu entwerten, daran scheint herumprobiert zu werden. Volksentscheide haben neuerdings eine ganz schlechte Presse: Mehrheitsentscheidung ja, aber es muss auch das richtige Ergebnis herauskommen. In den elitären Spezialistenkreisen von Brüssel wird über eine nicht durch demokratische Kontrolle zu erreichende Legitimität nachgedacht. Nur am Rande: Die Kanzlerin soll sehr missmutig wegen des Lissabon-Urteils der Karlsruher Richter gewesen sein. Alle Einschränkungen der deutschen Souveränität immerfort der Kontrolle des Parlaments zu unterwerfen, »schwäche den Einfluss Deutschlands« und sei nicht mehr zeitgemäß.[Links nur für registrierte Nutzer]Eine eingeschränkte Volkssouveränität wird aber auch einen geminderten Zugriff auf die Staatsfinanzen haben; der Wähler, dessen Stimme entwertet ist, hätte ein Druckmittel ebenso wenig in der Hand wie der konstitutionelle Monarch. Wenn es eines Tages einmal so weit sein sollte, dürfte es für viele Menschen wieder wichtig werden, in einem Land mit einem größeren Anteil gläubiger Christen zu leben.
Ich gestehe, daß ich den Text des Herrn Mosebach hier grauenhaft finde, und er indirekt zu suggerieren scheint, daß mehr Armut, mehr Elend und weniger Demokratie insofern wünschenswert seien, weil sich dann wieder mehr Menschen an die Kirchen wenden würden. Vielleicht hat man den Eindruck aber auch nur, wenn man den Herrn Mosebach ansonsten ganz gut kennt.
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Wie auch immer - weil die Frage gerade in dem Strang über die Freundschaftslisten besprochen wird: Sollten wir weniger Demokratie wagen?
Vgl. auch:
[Links nur für registrierte Nutzer]„Es kann vernünftigerweise argumentiert werden, dass den Idealen der Demokratie besser gedient wäre, wenn alle Staatsangestellten oder alle Empfänger von öffentlichen Unterstützungen vom Wahlrecht ausgeschlossen wären.“ Hans-Hermann Hoppe ersetzte jüngst in seinem Buch „Demokratie - der Gott, der keiner ist“ das „kann“ durch ein „muss“. Denn zu Zeiten Hayeks gab es vielleicht Alternativen. Heute ist „Weniger Demokratie wagen!“ der letzte Ausweg vor dem sicheren Gang in den Totalitarismus.