Am 30. März 1933 veröffentliche die »Central-VereinZeitung«, Berlin, das Organ des Central-Vereins deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens (Anm.: Heute "Zentralrat der Juden in Deutschland".), folgenden Leitartikel:
Zitat:
»Wir 565.000 deutschen Juden legen feierliche Verwahrung ein.
Eine zügellose Gräuelpropaganda gegen Deutschland tobt in der Welt.
Durch jedes Wort, das gegen unser Vaterland gesprochen und geschrieben wird, durch jeden Boykottaufruf,
der gegen Deutschland verbreitet wird, sind wir deutschen Juden genau so tief getroffen wie jeder andere Deutsche.
Nicht aus Zwang, nicht aus Furcht, sondern weil gewisse ausländische Kreise die Ehre des deutschen Namens lästern,
das Land unserer Väter und Land unserer Kinder schädigen, sind wir ohne Verzug dagegen aufgestanden.
Vor dem Inland und dem Ausland haben wir die Lügenmeldungen über Deutschland und die neue Regierung gebrandmarkt....
Gegen diese ungeheuren Beschuldigungen legen wir 565.000 deutschen Juden
vor ganz Deutschland und vor der Welt feierliche Verwahrung ein.«
Am nächsten Tag, dem 31. März 1933, erklärte Dr. Max Naumann,
Ehrenvorsitzender des Verbandes national-deutscher Juden, im »Neuen Wiener Journal«:
Zitat:
»Ich brauche Ihnen nicht erst zu sagen, das ich ein absoluter Gegner dieser Gräuel-Hetze gegen Deutschland bin.
Ich sehe in dieser Kampagne nichts anderes, als eine Neuauflage der Kriegshetze gegen Deutschland und seine Verbündeten von einst.
Sogar die Methoden und Einzelheiten sind genau die gleichen wie damals, wo man von abgehackten Kinderhänden und ausgestochenen Augen, ja sogar von einer Kadaververwertung sprach, dass man menschliche Kadaver zur Gewinnung von Fett-Ersatzstoffen verwertet habe. Dazu passen genau die Behauptungen von heute, die besagen, dass verstümmelte Judenleichen scharenweise
vor den Friedhöfen liegen, dass sich sozusagen kein Jude auf der Straße sehen lassen dürfe, ohne attackiert zu werden.
Wohl haben Ausschreitungen stattgefunden, aber ganz vereinzelt.
Sie sind unzweifelhaft als Sonderaktion irgendwelcher einzelner Leute anzusprechen, wie sie sich in jedem Volke
und in jeder Organisation finden, die die Gelegenheit benutzt haben, persönliche Rache-Gefühle gegen einzelne
jüdische Personen, mit denen sie aus irgendeinem Grunde Differenzen hatten, in ihrer Weise zu erledigen.
Die leitende Stelle der NSDAP und die ganze Reichsregierung haben stets mit größter Energie erklärt,
dass sie in jedem derartigen Falle, der ihnen zur Kenntnis kommt, schonungslos eingreifen werden.
Es ist auch mir bekannt, dass in solchen Fällen wirklich schonungslos eingegriffen worden ist.
Jedenfalls haben wir deutschen Juden, und zwar ohne jeden Unterschied der besonderen Gefühls-Richtung, durchweg die Überzeugung, dass auf Seite der Regierung und der Leitung der NSDAP der ernste Wille besteht, Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten.
Wir haben uns deshalb schon vor geraumer Zeit mit sehr energischen Protesten gegen die ausländische Gräuelpropaganda gewendet, und zwar, wie ich ausdrücklich hervorheben möchte, nicht etwa unter irgendeinem Zwang, sondern aus eigenem Antrieb,
weil wir überzeugt waren, daß durch diese Hetze unserem Deutschland schwer geschadet wird und geschadet werden soll.
Ferner, weil nebenher - ich hebe ausdrücklich hervor, daß dieser Gesichtspunkt für uns nur sekundärer Natur ist -
auch uns in Deutschland lebenden Juden durch diese angeblich in unserem Interesse verübte Hetze
ein ganz außerordentlich schlechter Dienst erwiesen wird.«