Die meisten Zeitgenossen glauben daran, dass die Matrilinearität seit ewigen Zeiten zum Judentum gehörte.
Dem ist nicht so, denn die ist erst relativ "frisch" und wurde dem rabbinischen Judentum, auch Talmudjudentum genannt, erst durch die Römer unter Kaiser Hadrian aufgepresst.
Im nichtrabbinischen Judentum und bei den Samaritaneren gilt nach wie vor noch die Patrilinearität, so dass die Matrilinearität als ein Marotte des Talmudjudentums anzusehen ist.
Joseph Mélèze Modrzejewski in dem interessanten Aufsatz „Mutilare Genitalia“ Römisches Recht und jüdische Matrilinearität" dazu:
[Links nur für registrierte Nutzer]Die Matrilinearität steht im Widerspruch zum biblischen Recht, das entschieden patrilinear ist; sie ist selbst im rabbinischen Familienrecht einen Ausnahme, denn – abgesehen von der Abstammung – gilt darin das Prinzip der Patrilinearität für die Regeln der Verwandtschaftsbeziehungen und der Erbfolge. Das gilt auch für das erbliche Priesteramt: Cohen ist man nicht durch seine Mutter, sondern durch seinen Vater. Der babylonische Talmud faßt diese Situation in folgender schlichter Formel zusammen: „Die Familie des Vaters wird als die Familie des Kindes angesehen, die Familie der Mutter nicht“ (TB Baba Batra 109b). Wie schon unser amerikanischer Kollege Shaye Cohen vor ungefähr 15 Jahren gezeigt hat, erscheint also die Matrilinearität als eine Innovation, die von den Weisen der Mischna in das jüdische Recht eingeführt wurde, abweichend vom biblischen Gesetz, wie es die Juden in der Zeit des zweiten Tempels praktizierten.
Modrzejewski führt weiter aus;
Ich glaube, somit wird mehr als deutlich, dass die Matrilinearität im Judentum etwas Neumodisches ist, allerdings nur wenn man das Talmudjudentum als Fortsetzung des Tempeljudentums betrachtet.Aber – im römischen Reich ist niemand matrilinear, nur weil er es so beschlossen hat.
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Wenn die Juden die Matrilinearität im römischen Reich praktizieren konnten, müssen sie dazu die Erlaubnis durch die römische Herrschaft gehabt haben.
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Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung ist die biblische Regel der Patrilinearität noch in Kraft. Es genügt, hierzu Timotheus zu zitieren, Sohn einer Jüdin und eines Heiden und beschnitten durch den Apostel Paulus: angesichts der Haltung des Paulus gegenüber der Beschneidung ist es kaum denkbar, dass der „Apostel der Heiden“ es sich zur Pflicht gemacht hätte, durch die Beschneidung die mitzwa an einem Juden zu vollziehen, der nicht schon bei seiner Geburt beschnitten worden war; es scheint vielmehr im Gegenteil, dass Paulus einen Mann zum Judentum konvertieren wollte, der – obwohl von einer jüdischen Mutter geboren – nach den Regeln der geltenden halacha dem Judentum nicht gehörte, weil sein Vater ein griechischer Heide war. Die Schilderung der gemischten Ehen in der Familie des Herodes bei Flavius Josephus weist in die gleiche Richtung: Ein Grieche oder ein arabischer Prinz, der eine Prinzessin aus der Familie des Herodes heiraten will, muß beschnitten werden und seinen Übertritt zum Judentum erklären, da die Zugehörigkeit seiner Gattin zum Judentum nicht ausreicht, um die Zugehörigkeit der Kinder zu garantieren. Josephus kennt die mütterliche Abstammung nicht.
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Shaye J. D. Cohen The Origins of the Matrilineal Principle in Rabbinic Law
AJS Review, Vol. 10, No. 1 (Spring, 1985), pp. 19-53