+ Auf Thema antworten
Seite 1 von 5 1 2 3 4 5 LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 1 bis 10 von 43

Thema: Mythos und Realität der Marshallplans

  1. #1
    Re-Re-Educated Benutzerbild von derRevisor
    Registriert seit
    25.09.2007
    Ort
    Gayrope
    Beiträge
    8.575

    Standard Mythos und Realität der Marshallplans

    Werte Foristen,

    anläßlich einer Diskussion in einem anderen Strang habe ich beschlossen, diese interessante Frage auszulagern und extra zu besprechen.

    Es geht hier um nichts Geringeres als den "legendären Marshallplan".

    Für die Einen ist er die Grundlage des Wirtschaftswunders und Grund ewiger Dankbarkeit und für die Anderen ein völlig überhöhter Mythos ohne reale Substanz.

    ich bitte um eine gesittete Diskussion. Persönliche Feindschaften und Beschimpfungen sind erlaubt und ausdrücklich gewünscht, müssen sich dann aber auf hohem Niveau bewegen. Wer dazu nicht fähig ist, sollte es tunlichst unterlassen hier unsachlich zu werden.


    Fakten:
    Zeitraum: 1948-1952 (4 Jahre)
    Volumen Gesamt: 13,1 Milliarden US-Dollar (75 Milliarden Euro in 2007)
    Jahresschnitt: 3,275 Milliarden US-Dollar (18,75 Milliarden Euro in 2007)

    Gesamt Deutschland:
    Anteil: ca 10%
    Westdeutschland: 1,4 Milliarden US-Dollar (5,73 Milliarden Euro in 2007)
    Jahresschnitt: 350 Millionen US-Dollar (1,43 Milliarden Euro in 2007)

    Weiteres:
    Hilfeart: rückzahlbarer Kredit (nur für Deutschland, Rest bekamm es geschenkt)
    Rückzahlung: in Summe von 1953-1962 mit Zins ca. 13 Milliarden D-Mark (das Doppelte der verliehenen Summe) Zinssatz demzufolge >5%
    Verhältnis zum europäischen BIP: <=3%
    Gesamtanteil am eurpäischen BIP-Wachstum nach Barry Eichengreen: 0,5% p.a

    Meinung:
    Diese Zahlen verdeutlichen sehr gut, dass der Marshallplan ein WITZ für Deutschland war und in seinen realen Auswirkungen der Propaganda noch nicht einmal in Ansätzen gerecht wird. Diese heutigen 18,75 Milliarden Euro pro Jahr waren für die USA eine lächerliche Investition. Damit erkauften die USA sich weiterhin strategische Interessen und Vorteile, deren Wert nicht meßbar sein dürfte, aber mit größter Wahrscheinlichkeit im mehrstelligen Milliardenbereich liegt. Allein Deutschland gibt pro Jahr 6 Milliarden Euro für Entwicklungshilfe aus. Dazu kannst Du ja noch die EU-Zuschüße und sonstige Projekte (U-boote z.B) drauflegen. Deutschland alleine leistet also pro Jahr mindestens den Marshallplan an andere Staaten und das meist ohne Kredit! Wenn wir also schon den Marshallplan derart verehren, dann müsste uns die heutige Welt ja ein gigantisches Denkmal bauen, würde sie den deutschen Maßstäben folgen.

    Vielmehr ist richtig, dass der wirtschftliche (Wieder-)Aufstieg allein aus der Schaffenskraft und dem Wesen des deutschen Volkes kam. Der Marshallplan hat diese einmaligen Leistungen etwas (ich betone nochmals: etwas) begünstigt, ist aber weder ursächlich noch anteilsmäßig von besonderer Bedeutung für das Wirtschaftswunder.
    Geändert von derRevisor (24.11.2009 um 20:31 Uhr)

  2. #2

    Standard AW: Mythos und Realität der Marshallplans

    Die ganze Geschichte ist ein gelungenes Beispiel für kluge, strategische Geopolitik.

    Aus amerikanischer Sicht ein voller Erfolg, 90% Der Bundesdeutschen glaubt auch heute noch an die alte Propaganda.

    "Die weißen Herrenvölker sind von ihrem einstigen Rang herabgestiegen. Sie verhandeln heute, wo sie gestern befahlen, und werden morgen schmeicheln müssen, um verhandeln zu dürfen."

    Oswald Spengler

  3. #3
    Vorstand der Stammchatter Benutzerbild von Mark Mallokent
    Registriert seit
    07.10.2005
    Ort
    Paris
    Beiträge
    13.314

    Standard AW: Mythos und Realität der Marshallplans

    Zitat Zitat von derRevisor Beitrag anzeigen
    Werte Foristen,

    anläßlich einer Diskussion in einem anderen Strang habe ich beschlossen, diese interessante Frage auszulagern und extra zu besprechen.

    Es geht hier um nichts Geringeres als den "legendären Marshallplan".

    Für die Einen ist er die Grundlage des Wirtschaftswunders und Grund ewiger Dankbarkeit und für die Anderen ein völlig überhöhter Mythos ohne reale Substanz.

    ich bitte um eine gesittete Diskussion. Persönliche Feindschaften und Beschimpfungen sind erlaubt und ausdrücklich gewünscht, müssen sich dann aber auf hohem Niveau bewegen. Wer dazu nicht fähig ist, sollte es tunlichst unterlassen hier unsachlich zu werden.


    Fakten:
    Zeitraum: 1948-1952 (4 Jahre)
    Volumen Gesamt: 13,1 Milliarden US-Dollar (75 Milliarden Euro in 2007)
    Jahresschnitt: 3,275 Milliarden US-Dollar (18,75 Milliarden Euro in 2007)

    Gesamt Deutschland:
    Anteil: ca 10%
    Westdeutschland: 1,4 Milliarden US-Dollar (5,73 Milliarden Euro in 2007)
    Jahresschnitt: 350 Millionen US-Dollar (1,43 Milliarden Euro in 2007)

    Weiteres:
    Hilfeart: rückzahlbarer Kredit (nur für Deutschland, Rest bekamm es geschenkt)
    Rückzahlung: in Summe von 1953-1962 mit Zins ca. 13 Milliarden D-Mark (das Doppelte der verliehenen Summe) Zinssatz demzufolge >5%
    Verhältnis zum europäischen BIP: <=3%
    Gesamtanteil am eurpäischen BIP-Wachstum nach Barry Eichengreen: 0,5% p.a

    Meinung:
    Diese Zahlen verdeutlichen sehr gut, dass der Marshallplan ein WITZ für Deutschland war und in seinen realen Auswirkungen der Propaganda noch nicht einmal in Ansätzen gerecht wird. Diese heutigen 18,75 Milliarden Euro pro Jahr waren für die USA eine lächerliche Investition. Damit erkauften die USA sich weiterhin strategische Interessen und Vorteile, deren Wert nicht meßbar sein dürfte, aber mit größter Wahrscheinlichkeit im mehrstelligen Milliardenbereich liegt. Allein Deutschland gibt pro Jahr 6 Milliarden Euro für Entwicklungshilfe aus. Dazu kannst Du ja noch die EU-Zuschüße und sonstige Projekte (U-boote z.B) drauflegen. Deutschland alleine leistet also pro Jahr mindestens den Marshallplan an andere Staaten und das meist ohne Kredit! Wenn wir also schon den Marshallplan derart verehren, dann müsste uns die heutige Welt ja ein gigantisches Denkmal bauen, würde sie den deutschen Maßstäben folgen.

    Vielmehr ist richtig, dass der wirtschftliche (Wieder-)Aufstieg allein aus der Schaffenskraft und dem Wesen des deutschen Volkes kam. Der Marshallplan hat diese einmaligen Leistungen etwas (ich betone nochmals: etwas) begünstigt, ist aber weder ursächlich noch anteilsmäßig von besonderer Bedeutung für das Wirtschaftswunder.
    Erstens waren 18,75 Milliarden Euro in der Nachkriegzeit erheblich mehr wert als heute, zweitens sind die "Vorteile", welche die USA dafür erhielten, in der Tat nicht meßbar, weil nicht vorhanden. Außer man hält für ein amerikanisches Interesse, Europa vor dem Bolschewismus zu bewahren. Drittens war es sehr gut, daß die Marschallplangelder als Kredit und nicht als Geschenk gezahlt wurden, deshalb wurden sie nämlich investiert und nicht für Konsum zum Fenster hinausgeworfen (wie z. B. die deutsche Entwicklungshilfe). :]
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
    Mitglied der FDL

  4. #4
    Mitglied Benutzerbild von henriof9
    Registriert seit
    01.06.2008
    Ort
    im ehem. amerikanischen Sektor von Berlin
    Beiträge
    20.767

    Standard AW: Mythos und Realität der Marshallplans

    Zitat Zitat von Mark Mallokent Beitrag anzeigen
    Erstens waren 18,75 Milliarden Euro in der Nachkriegzeit erheblich mehr wert als heute, zweitens sind die "Vorteile", welche die USA dafür erhielten, in der Tat nicht meßbar, weil nicht vorhanden. Außer man hält für ein amerikanisches Interesse, Europa vor dem Bolschewismus zu bewahren. Drittens war es sehr gut, daß die Marschallplangelder als Kredit und nicht als Geschenk gezahlt wurden, deshalb wurden sie nämlich investiert und nicht für Konsum zum Fenster hinausgeworfen (wie z. B. die deutsche Entwicklungshilfe). :]


    Und nicht zu vergessen, ohne den Marshalplan wäre Deutschland heute ein reines Agrarland, wie von Frankreich gewollt.
    Eine Frau macht niemals einen Mann zum Narren;
    sie sitzt bloß dabei und sieht zu, wie er sich selbst dazu macht.


    Leb in der Vergangenheit, wenn du traurig sein willst. Leb in der Zukunft, wenn du ängstlich sein willst.
    Und wenn du glücklich sein willst, dann genieß den Moment.


  5. #5
    Mitglied
    Registriert seit
    18.05.2007
    Beiträge
    59.793

    Standard AW: Mythos und Realität der Marshallplans

    Ich möchte gerne auch mal darauf verweisen dass Deutschland in den Nachkriegsjahren zudem noch Unsummen von Geld an andere Länder verteilt hat. Das ist weitgehend unbekannt, aber nachzulesen im Bundesarchiv.

  6. #6
    Vorstand der Stammchatter Benutzerbild von Mark Mallokent
    Registriert seit
    07.10.2005
    Ort
    Paris
    Beiträge
    13.314

    Standard AW: Mythos und Realität der Marshallplans

    Zitat Zitat von Deutschmann Beitrag anzeigen
    Ich möchte gerne auch mal darauf verweisen dass Deutschland in den Nachkriegsjahren zudem noch Unsummen von Geld an andere Länder verteilt hat. Das ist weitgehend unbekannt, aber nachzulesen im Bundesarchiv.
    An wen und wieviel? ?(
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
    Mitglied der FDL

  7. #7
    GESPERRT
    Registriert seit
    03.12.2004
    Beiträge
    30.440

    Standard AW: Mythos und Realität der Marshallplans

    Der wichtigste Aspekt des Marshallplans ist vielleicht, daß er die Abkehr von der morgenthau'schen Deindustrialisierungspolitik markiert. Von den wesentlichen und für Deutschland nachteiligen Absichten des Morgenthaplans ist bekanntlich als einzige die Deindustrialisierung nicht umgesetzt wordem.

  8. #8
    Libertärer Republikaner Benutzerbild von BRDDR_geschaedigter
    Registriert seit
    09.08.2009
    Beiträge
    39.835

    Standard AW: Mythos und Realität der Marshallplans

    Solche Dinge wie Marshallpläne oder Konjunturpakete bringen eigentlich nichts. Normalerweise führen solche Programme dann auch immer später zu einer Rezession, da in das System künstlich Geld reingepumpt wurde. Die Rezession war wahrscheinlich nicht so groß, da es damals noch den Goldstandard gab (zwar nicht 100% aber stabiler als heute).
    Eine Aufstrebende Wirtschaft kommt immer durch freie Märkte und sehr geringer Steuerbelastung und einer stabilen Währung (Beides hatten wir nach dem Krieg).
    Sozialismus und Freiheit schließen einander definitionsgemäß aus. - Friedrich Hayek


    Sprüche 1:7
    Des HERRN Furcht ist Anfang der Erkenntnis. Die Ruchlosen verachten Weisheit und Zucht.

  9. #9
    Mitglied
    Registriert seit
    15.05.2007
    Ort
    angekommen
    Beiträge
    11.484

    Standard AW: Mythos und Realität der Marshallplans

    Zitat Zitat von henriof9 Beitrag anzeigen


    Und nicht zu vergessen, ohne den Marshalplan wäre Deutschland heute ein reines Agrarland, wie von Frankreich gewollt.
    Das hatte nichts mit dem Plan zu tun, und das war auch keine Idee der Franzosen, De Gaulle war mit der erste der den Deutschen die Hand gereicht hat weil er wußte wie Adenauer auch, das die Zukunft Europas nur in der Gemeinschaft aller gesichert ist.
    Man lese den Briefwechsel der beiden.
    Dann befasse dich mal näher mit der Person Ludwig Erhard, und wo nach dem Krieg der Großteil des Geldes hergekommen ist, mit dem die Großindustrie wieder aufgebaut wurde,
    Erhard gehörte zu denen die noch während des Krieges, mit Wissen der Nazis Gelder, nicht zu knapp, z.B. nach Argentinien geschafft haben.
    Und dann rechne die Besatzungskosten dagegen, oder glaubst du die Allierten haben die selbst bezahlt. Bis 1953 wurden bereits Entschädigungen, Geld und Industriegüter bereitgestell, die in der Summe etwa dem Kreditvolumen des Marshallplanes entsprachen.

  10. #10
    GESPERRT
    Registriert seit
    12.01.2006
    Beiträge
    42.939

    Kool AW: Mythos und Realität der Marshallplans

    Zitat Zitat von Mark Mallokent Beitrag anzeigen
    Erstens waren 18,75 Milliarden Euro in der Nachkriegzeit erheblich mehr wert als heute, zweitens sind die "Vorteile", welche die USA dafür erhielten, in der Tat nicht meßbar, weil nicht vorhanden.
    Erstens hat der Autor die Kaufkraft auf 2007 hochgerechnet, damit ist der erste Teil ihrer Aussage obsolet, und zweitens wurde die Summe doppelt zurück bezahlt, aber nur von Deutschland. Alle anderen bekamen die Kohle for free.

    Der MP war in erster Linie ein Propaganda-Instrument, und als solches wurde und wird er auch von der BRD bis heute hinsichtlich seiner Bedeutung überhöht.

+ Auf Thema antworten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. traurige realität
    Von Lord Dan im Forum Deutschland
    Antworten: 42
    Letzter Beitrag: 02.02.2008, 21:27
  2. Mythos Unendlichkeit
    Von SAMURAI im Forum Wissenschaft-Technik / Ökologie-Umwelt / Gesundheit
    Antworten: 27
    Letzter Beitrag: 23.04.2006, 00:39
  3. Das ist die Realität !
    Von SAMURAI im Forum Deutschland
    Antworten: 136
    Letzter Beitrag: 22.01.2006, 13:51

Nutzer die den Thread gelesen haben : 26

Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  
nach oben